Home MusikCD-Rezensionen Elise LeGrow überzeugt auch mit Eigenkompositionen zwischen Soul, R&B und Pop

Elise LeGrow überzeugt auch mit Eigenkompositionen zwischen Soul, R&B und Pop

Autor: Tobi

Elise LeGrow "Grateful"

Elise LeGrow

“Grateful”

(CD, Awesome Music, 2022)

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Nachdem Elise LeGrow 2018 mit den 36 Minuten von “Playing Chess” ein gutes Debütalbum vorlegte (lies unsere Rezension hier), auf dem sie Interpretationen von Stücken des legendären Chess-Labels aus Chicago bot, lässt die Sängerin aus Toronto nun ihr erstes Werk mit Eigenkompositionen folgen.

In puncto Spieldauer präsentiert sie sich hierbei noch weit limitierter und bietet auf “Grateful” lediglich sieben Tracks und 24 Minuten, die schon gering sind für einen nicht umsonst so genannten Longplayer. Musikalisch aber weiß sie erneut zu gefallen, und das ist weit wichtiger.

Elise LeGrow (© Matt Barnes)

(© Matt Barnes)

Während des Lockdowns liefen die Sessions anders als erhofft und Elise nahm ihre Vocals im Alleingang auf – mal im Studio, wenn es gesetzlich gerade erlaubt war, mal zu Hause. Ihr Produzententeam, bestehend aus Grammy®-Gewinner Theron “Neff-U” Feemster und Brian West, steuerte die Produktionen von L.A. und Vancouver aus über Zoom – und heraus gekommen ist eine klanglich starke Scheibe.

Neben Live-Instrumenten kamen auch Drum-Computer, programmierte Bläser und Synthesizer-Keyboards zum Einsatz – die dem Hörer im Zusammenspiel LeGrows wieder tollem Gesang und zeitgenössischen Texten ein authentisches Bild von ihrer Realität vermitteln: „Trotz meiner Liebe zu Vintage-Musik und -Mode bin ich in Wirklichkeit eine moderne Frau, die im Jahr 2021 lebt. Es ist also nur natürlich, dass alles, was ich schreibe, durchaus einen modernen Touch hat.”

LeGrows Stimme beschrieben wir in der Rezension zum ersten Album als “zwischen Bar-Flair-Rauheit, Sauberkeit und Sinnlichkeit” liegend, und das passt weiterhin bestens, sie veredelt die feinen Arrangements der zwischen Soul, R&B und Pop angesiedelten Stücke.

Mit “Feel Alright” wird die Scheibe dem Titel entsprechend gutgelaunt eröffnet und die groovige Midtempo-Nummer lässt bereits erahnen, dass auch die Eigenkompositionen zu überzeugen wissen, was sich im weiteren Verlauf bestätigen soll. Stimmlich untermauert Elise hierbei im Refrain bereits, dass sie auch kraftvolle Passagen beherrscht.

Als erste Single hatte LeGrow im Juli 2020 bereits das getragene, jazz-soulig warme, aber auch melancholische “Evan” voraus geschickt, um Schuldgefühle zu verarbeiten, die sie nach wie vor in sich trägt, weil sie nach draufgängerischen Jahren jugendlicher Unbesonnenheit mit dem Leben davon gekommen ist, während ihr damaliger Freund verstarb: “Er und ich waren einmal auf dem gleichen Weg”, sagt die jetzt vernünftig gewordene Sängerin, “und es liegt keine Gerechtigkeit in der Tatsache, dass ich noch hier bin und er nicht.”

Im Titeltrack “Grateful” greift sie alte Ausschweifungen vorher bereits auf und gibt sich geläutert und bescheiden: “I never said I was great, but I’m grateful” singt sie in der ruhig basierten, mit Orgelklängen und choralen Einwürfen von Gospel beeinflussten Nummer.

In der mit Elan daher kommenden Single “Forever” versucht Elise, die selbst ein Scheidungskind ist, ihr Misstrauen gegenüber Bindungsgelübden zu überwinden, während sie im eindringlichen “Love Me Or Leave Me Alone” über den Moment sinniert, in dem ein Paar entscheiden muss, sich bedingungslos zu lieben oder wieder zu trennen.

Bei “Drinking In The Day” widmet sie sich einer Gesellschaft, in der es für Männer akzeptabler ist, sich bis zur Besinnungslosigkeit zu betrinken als auch mal zu weinen – und Erinnerungen an die große Amy Winehouse kommen auf, nicht nur stimmlich. Mit dem optimistischen “Better Side” schließt sie sie ein gelungenes Album ab und erklärt hierzu: “Es braucht nicht viel, um Menschen glücklich zu machen – ein wenig Freundlichkeit reicht manchmal schon aus, damit wir uns mit unserer eigenen Menschlichkeit verbunden fühlen können und wiederum bereit sind, andere zu umarmen. Es kann uns dabei helfen, dankbar dafür zu sein, dass wir genau da sind, wo wir sind.”

eliselegrow.com
www.facebook.com/eliselegrow

Bewertung: 8 von 10 Punkten

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