Home MusikKonzertberichte Bro’Sis – Kritik des Konzerts in Köln am 1. Juli 2002

Bro’Sis – Kritik des Konzerts in Köln am 1. Juli 2002

Autor: Karo

Wie kommt es, dass viele, viele Kiddies und Teenager, bevorzugt weiblicher Natur, bei für einen Julistart sehr dürftigen Temperaturen und Regen zum Kölner Tanzbrunnen strömen, oftmals von Eltern begleitet? Bro’Sis spielen das letzte Konzert ihrer ersten Tournee, die im Fernsehen bei “Popstars” zusammen gecastete neue deutsche Hit-Band. Das Publikum im nicht vollen Tanzbrunnen (hier hätten gerne auch doppelt so viele Leute Platz gefunden) dürfte altertechnisch so zwischen 7 und 20 Jahren (plus Eltern, welche naturgemäß älteren Semesters sind) liegen an diesem Abend.

Um etwa 19 Uhr eröffnet die Sängerin Paule als erste von zwei Anheizern den Abend, hat aber einen ziemlich schweren Stand bei den Kids, die eben Bro’Sis sehen wollen zur Sandmännchenzeit, nichts anderes. 25 Minuten gibt sie sich Mühe, dann hat sie es geschafft und übergibt den Staffelstab an B3, die ja definitiv auch für Teenies zusammen gesucht wurden und dementsprechend schon mehr Applaus ernten. Was sie abliefern, sind durchweg Bee Gees-Klassiker, also Coverversionen. Beim ja auch schon von Take That bekannten “How Deep Is Your Love” holen sich die drei Jungs ein Mädel auf die Bühne, zum Ansingen, und zum Schluss bei der aktuellen Hitsingle “I.O.I.O.” haben sie das Publikum voll auf ihrer Seite. Allerdings ist auch für sie nach einer knappen halben Stunde Schluss.

Um 20.10 Uhr ist es dann endlich soweit, Bro’Sis kommen – zuerst allerdings nur als Schatten auf einem Balkon über der Bühne hinter einem Vorhang posend, bis eine Ankündigung und eine Fanfare sie sichtbar werden lassen. Hila, Indira, Faiz, Ross, Giovanni und Shaham eröffnen das Konzert mit “Who’s Sleeping In My Bed” in bunt glitzernden Trainingsanzügen, einem von vier Outfits, es wird also auch optisch Abwechslung geboten. Musikalisch werden Bro’Sis von einer kompletten Band mit Gitarre, Bass, Keyboards, Saxophon und zwei Schlagzeugen unterstützt, die Musik kommt also nicht konserviert vom Band. Gesungen wird natürlich live, die sechs Hauptdarsteller tragen Mikros am Headset. Nach einigen Stücken wird einer der großen Hits gespielt, “Do You”, allerdings in einer Unplugged-Version, womit viele der Kiddies sicherlich nicht ganz so viel anfangen können, welche aber sehr schön ist. Bereits hier wird zum ersten Mal auch klar, dass am Abschlusstag der Tour einige Scherze ins Haus stehen, von der Band, Crew und den Vorbands. Bei “Do You” setzen sie sich plötzlich neben die sechs sichtlich überraschten Popstars auf den Balkon, später bei “Heaven Must Be Missing An Angel” sind die für die Choreographie nötigen, ausziehbaren Stäbe zusammen geklebt, oder man erscheint einfach mal mit roten Nasen im Gesicht – Bro’Sis haben ihren Spaß, lassen sich aber nicht von der Show abbringen.

Selbige ist gut, ob in puncto Gesang oder Tanz – sehr professionell, was Bro’Sis hier abliefern. Neben den gemeinsamen Songs des Debütalbums singen Faiz und Giovanni auch jeweils ein Stück solo, und dann gibt es noch ein Rock-Potpourri mit “We Will Rock You” von Queen, “Living On A Prayer” von Bon Jovi und “Final Countdown” von Europe, ebenfalls sehr gelungen. Als kurz die Positionen mit den Musikern getauscht werden, wird klar, dass diese ihren Job an den Instrumenten weit besser machen als die sechs Sänger, und jene wiederum natürlich als Performer doch um Welten die Musiker schlagen. Zum Schluss stellt Faiz, munter an einem Plattenspieler herum scratchend, alle Bandmitglieder noch einmal einzeln vor, dann folgt der Dank an alle Mitarbeiter, an Managerin Anja (die auch auf die Bühne geholt wird, als “Ersatzmutter” betitelt) und natürlich auch an die Fans. Den Abschluss bilden “A Day In November” und – was die Fans natürlich glücklich macht – “Do You” noch einmal mit voller Power. Das Schlussbild zeigt alle Beteiligten an der Tour zusammen auf der Bühne, Bro’Sis sind sich – wie man aus dem Fernsehen aber ja auch weiß – nicht zu fein, allen am Erfolg beteiligten auch Dank zu zollen. Fazit: Ein wirklich gutes Konzert von Bro’Sis, bei dem jeder Zuschauer zwar fröstelnd, aber zufrieden nach Hause geht.

Related Articles