Home MusikKonzertberichte Cake – Kritik des Konzerts in Köln am 9. November 2004

Cake – Kritik des Konzerts in Köln am 9. November 2004

Autor: Tobi

Nachdem es mehr als drei Jahre gedauert hatte, bevor endlich mal wieder ein (gewohnt gutes) neues Album von Cake in den Regalen steht, war es dann auch mal wieder an der Zeit, dass die Jungs deutsche Bühnen betreten – mit drei Konzerten allerdings viel zu spärlich. Umso besser, wenn man einen der Gigs in Reichweite hat. Kein Wunder also, dass die Kölner Kantine am kühlen, nassen Abend des 9. November 2004 sehr gut gefüllt – wenn nicht ausverkauft – war, um mal wieder eines dieser unvergesslichen Cake-Konzerte mitzuerleben. Und es wurde eines.

Bevor jedoch Cake die Bühne betraten, spielte sich als Support eine Formation namens Decemberists mit melodischen Songs zwischen Britpop, Rock und Folk in die Herzen und Ohren der Besucher. Oft ist es so, dass man es nicht erwarten kann, dass die Vorband endlich aufhört und man zum Hauptgang des Abends übergehen kann – hier war es nicht so, denn das Quintett auch Portland bot einen abwechslungsreichen, gelungenen Auftritt und brachte einen so richtig in Stimmung.

Um ca. 22.10 Uhr dann kamen Cake auf die Bühne und ließen gar nicht erst Fragen aufkommen, ob die Stimmung wieder gut werden würde. Mit “Sheep Go To Heaven” stellten Cake gleich einen der großen Hits an den Anfang, gefolgt vom tollen Opener des neuen Albums “Pressure Thief”, “Wheels”. Der Saal applaudierte nicht nur brav wie bei den meisten anderen Konzerten, die Fans waren schon zu Beginn vollstens aus dem Häuschen und es war nicht zu übersehen, dass hier eine Band auf der Bühne stand, die ihre Fans glücklich macht. Vor allem live. Vom neuen Album spielten Cake weniger Songs als erwartet, umso mehr boten die Jungs also einen Querschnitt aus allen fünf Longplayern. Es ist schwer, zu beschreiben, was die Musik der Band oder ihre Konzerte so besonders macht, wie sie es sind. Diese Coolness von lakonisch ironischen oder auch mal ernsten Texten in einer Mischung aus Rock, Folk, Pop und Country ist einfach einzigartig, und die beiden Hauptdarsteller tragen natürlich auch zum Genuss bei. Zum einen wäre da Gitarrist und Frontmann John McCrea, der mit seinem Basecap und seinem Bart aussieht wie ein typischer Ami, eine unscheinbare Mischung aus Trucker und Farmer. Mit einer relaxten, trockenen Stimme singt er wunderbare Songs voller Melodie und Ideen, oft auch voller Witz, und scheint sich jedesmal zu freuen. Zweiter Hauptdarsteller ist Vince di Fiore, der mal Keyboard, mal Percussion übernimmt, vor allem aber durch sein Trompetenspiel zu begeistern weiß, welches aus Cakes Songs nicht wegzudenken ist und live noch eine Portion wunderbarer ist als auf CD. Aber nicht nur sie, alle fünf Musiker aus Sacramento wussten als eingespielte Gemeinschaft zu überzeugen, als Band, und natürlich durch ihre Songs. “Frank Sinatra” ließ nicht lange auf sich warten, “Never There” wurde ebenso wie “Satan Is My Motor” gespielt und “Stickshifts And Safetybelts”, “Comfort Eagle”, “Daria” oder das starke, kurze Instrumental “Arco Arena”, und noch ältere Stücke wie “Haze Of Love”, “Comanche” oder “Rock ‘n’ Roll Lifestyle”. Die meisten Stücke wurden in den Albumversionen vorgetragen, was dazu führte, dass fast der ganze Saal lauthals mitsang – lediglich bei “Nugget” und “No Phone” streuten Cake längere Phasen ein, bei denen das Publikum besonders dazu aufgefordert wurde, Passagen mehrfach zu zelebrieren. Zelebrieren ist eigentlich das richtige Wort für dieses Konzert – Cake wurden von der ersten bis zur letzten Minute gefeiert – und selbige wurde immer weiter nach hinten geschoben. Nachdem der Zugabenblock mit dem großartigen Gloria-Gaynor-Cover “I Will Survive” beendet wurde, das Licht wieder angeschaltet wurde und Musik vom Band erklang, nahm der tosende Applaus keinesfalls ab. Also kamen Cake noch ein paar Male auf die Bühne und sangen mit noch vier Stücke wie “Carbon Monoxide” und “I’ve Got A Headache”. Zwischendurch glänzte John McCrea einmal mehr mit seinen staubtrockenen, witzigen Ansagen – und sogar in Deutsch versuchte er sich einige Male. Was für ein wunderbarer Abend – glücklicher kann man als Fan nicht nach Hause geschickt werden. Absolute Extraklasse!

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