Home MusikKonzertberichte Chris de Burgh – Kritik des Konzerts in Köln am 30. Mai 2004

Chris de Burgh – Kritik des Konzerts in Köln am 30. Mai 2004

Autor: Karo

Nachdem Schmusebarde Chris de Burgh mit “The Road To Freedom” nach Jahren mittelmäßiger Veröffentlichungen endlich mal wieder ein fast durchgehend gutes Album an den Start gebracht hatte, war die Nachricht umso erfreulicher, dass er ohne Band auf Tour kommen würde. So war die Kölner Philharmonie dann auch voll am Pfingstsonntag 2004, um den 1948 im argentinischen Buenos Aires geborenen Iren solo aufspielen zu sehen.

Für so einen Abend im gemütlichen Rahmen benötigt man natürlich keine Vorband, und so kam der kleine Sänger mit der großen Stimme dann auch pünktlich um kurz nach 20 Uhr auf die Bühne und begrüßte seine Fans auf Deutsch mit “Guten Abend”. In weißes Hemd und schwarze Hose gekleidet, ergriff de Burgh die Akustikgitarre und startete sein Konzert mit dem Titelstück des aktuellen Albums. Es folgten weitere sieben Stücke mit Gitarre, bevor er an den Flügel wechselte, auf dem er seine zumeist ruhigen Stücke ebenso sicher begleitete. Mehr Instrumente benötigte er dann auch nicht, um einen überaus gelungenen Auftritt zu gestalten, bei dem die mit Gitarren begleiteten Stücke aber dann doch in der Mehrbeit waren.

Zwischen den Stücken wandte sich der Vater der aktuellen “Miss World” oftmals an das offensichtlich schwer begeisterte Publikum in der Philharmonie. Gleich zu Beginn äußerte de Burgh die Vermutung, dass eigentlich jeder bester Laune sein müsste, schließlich habe er beobachtet, wie den ganzen sonnigen Tag lang die Menschen am Rhein gesessen und ein Bier nach dem anderen vernichtet hätten. Dass der Ire im heimatbedingten Guiness- und Kilkenny-Wahn doch glatt den Kölner das Trinken von Pils unterstellte und hierfür nicht geteert und gefedert wurde, war bestes Zeichen für die friedfertige Stimmung. Kein Wunder – de Burgh versteht sich gut darauf, einfach nur sympathisch und beinahe zurückhaltend zu wirken, dazu seine Musik wirken zu lassen. Außerdem machte er den Pils-Fauxpas umgehend durch Komplimente an das Aussehen der Kölnerinnen wett. Strategisch geschickt, gerade weil von den vielen Schönheiten der Rheinmetropole nicht viele im Saal saßen. So bekam der Ire dann auch beinahe regelmäßig alle paar Lieder Blümchen zur Bühne gebracht, für die er sich artig mit Bussi bedankte.

Die Songs für seine Solo-Tour hatte der nun schon 30 Jahre im Musibusiness aktive Sänger mit der Erfahrung von mehr als 3000 Konzerten und inzwischen 17 Studio-Alben gut zusammen gestellt, mit vielen ruhigen, aber auch einigen flotteren Stücken – und natürlich allen Klassikern. “Don`t Pay The Ferryman”, “Borderline”, “Liberty” oder “Ship To Shore” wurden vom stets gut aufgelegten Publikum gefeiert, und als 21. Stück sang der 55-jährige Künstler dann seine “Lady In Red”, deren Inhalt von der alkohol-verstärkten Wahrnehmung der eigenen Frau als Objekt der Begierde er schon viel früher am Abend nochmals zum Besten gegeben hatte. Auch zu einigen anderen Songs schien es de Burgh wichtig, die Hintergründe noch einmal zu verdeutlichen – wie zu “Riding On A Rainbow”, welches er einem an Krebs verstorbenen Mädchen gewidmet hatte, oder “Last Night” über die Grausamkeit des Krieges. Der Höhepunkt des Konzerts war erreicht, als sich de Burgh mit Headset und Gitarre ausgestattet zwischen die Zuschauer mischte, die Treppen auf und ab quer durch die Philharmonie streifte und hierfür enthusiastisch gefeiert wurde.

Neben den durch Freundschaft zu Thomas Gottschalk bedingten, regelmäßigen Auftritten bei “Wetten, dass…?” ist es vor allem die Nähe zum Publikum und die sympathische Erscheinung, die Chris de Burgh zum Dauerbrenner und Liebling vieler Anwesender werden ließ. Nach nicht weniger als 27 Songs – und hiervon können sich viele Künstler eine Scheibe abschneiden – verließ Chris de Burgh die Bühne, um für zwei Stücke noch einmal zurück zu kehren. Hielt es die vorderen Reihen schon längst nicht mehr auf ihren Sitzen, standen nun bei “High On Emotion” und “The Snows Of New York” alle Zuschauer, um den Iren noch einmal ausgiebig zu bejubeln und ihm den Abschied zu gewähren, den er sich nach zweieinhalb Stunden toller Performance redlich verdient hatte.

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