Home MusikKonzertberichte Die Schweisser & Dover – Kritik des Konzerts in Berlin am 12. März 2000

Die Schweisser & Dover – Kritik des Konzerts in Berlin am 12. März 2000

Autor: Tobi

Die Schweisser sind mit Sicherheit eine der Bands, bei denen man nicht so recht weiß, wie ein nächstes Album klingen mag. Einst fingen sie mit Hardcore und Geshoute an, wechselten dann zum Crossover zwischen Elektronik und Metal, und über das neue Album konnte man lesen, es sei Gitarrenpop. Gehen sie diesen Weg weiter dann wäre das nächste Album voller Balladen und die übernächste Scheibe nur noch Ambient, aber genug gescherzt, sprechen wir über das Konzert.

Dieses beginnt mit einer Formation, bei der ich umso mehr weiß, was mich erwartet, den zwei Mädels und zwei Jungs von Dover aus Spanien. Zwei ihrer drei CDs voller starker Songs im Punkrockbereich habe ich zuhause, und Ende 1999 traf ich die sympathische Sängerin Cristina zum Interview (natürlich hier im Magazin zu lesen), welches Spaß gemacht hat – Gründe genug, sich auf Dover zu freuen. Jene erfüllen meine Erwartungen dann auch voll, heizen sie den Zuschauern doch mächtig ein mit ihrer Mixtur aus Melodik und knalliger, lauter Musik. Cristina kommt, ganz im Gegensatz zum scheuen Wesen, das ich damals traf, live doch richtig aus sich heraus, singt, schreit, spuckt. Schwesterchen Amparo hingegen legt auf der Bühne ihre Zurückhaltung nicht so recht ab und vermeidet meist den Blickkontakt mit dem Publikum, indem sie sich voll auf ihre Gitarrenarbeit konzentriert. Schaut sie dann doch mal kurz, so entringt ihr dies stets ein süßes Lächeln, und nach den Songs bedankt sie sich ganz artig und sieht dabei richtig niedlich glücklich aus. Bassist und Schlagzeuger liefern solide Arbeit, gliedern sich aber voll ein ins Prinzip “keine besondere Bühnenshow, dafür sympathisches Auftreten und tolle Musik”. Gerne hätte ich noch mehr von Dover gehört, denn es hat richtig Spaß gemacht, und nicht nur mir, gingen doch alle im Raum gut mit.

Nun folgen Die Schweisser, sechs Mannen aus Oberbayern. Schrieb ich oben von verschiedenen Stilen, die diese Combo auf ihren Scheiben zelebrierte, so sehe ich nun das Ergebnis – ein richtig abwechslungsreiches Konzert. Richtigen Gitarrenpop hört man eigentlich nicht oder nur in Ansätzen, aber von softem Rock, Midtempo-Nummern, Crossover und Metal bis hin zu Hardcore bieten die Jungs alles auf, was sie im Petto haben. In puncto Bewegung passiert mehr als bei Dover, auch wenn man auf der kleinen Bühne da nicht viele Möglichkeiten hat. Die Band hat ihren Spaß, ist guter Laune, das Publikum ist es auch. Der beste Dialog zwischen zwei Songs – Fan: “Eisenkopf!” Gitarrist: “Schatzi, Eisenkopf haben wir schon gespielt!” Fan: “Egal, nochmal!” – köstlich. Natürlich spielen sie “Eisenkopf” nicht nochmal, haben die Schweisser doch genug Material im Laufe der Jahre angesammelt, was sie darbieten möchten. Zum Schluss des Konzerts hin lassen die Jungs mit schnellen und lauten Nummern noch einmal richtig die Fetzen fliegen, bevor eine ruhigere Nummer den Gig beendet. Auch wenn mir Dover besser gefallen haben, die Schweisser haben auch nicht enttäuscht.

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