Home Film “Wenn der Herbst naht” – eine weitere interessante Charakterstudie von François Ozon

“Wenn der Herbst naht” – eine weitere interessante Charakterstudie von François Ozon

Autor: Tobi

"Wenn der Herbst naht" Filmplakat (© Weltkino Filmverleih)

Wenn der Herbst naht

Darsteller: Hélène Vincent, Josiane Balasko, Ludivine Sagnier, Pierre Lottin
Regie: François Ozon
Dauer: 102 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: weltkino.de/filme/wenn-der-herbst-naht
Facebook: facebook.com/WeltkinoFilmverleih
Instagram: instagram.com/weltkinofilmverleih
Kinostart: 28. August 2025


Beim Namen des französischen Regisseurs und Drehbuchautors François Ozon denken wir an Filme wie “8 Frauen” (2002), “Swimming Pool” (2003), “In ihrem Haus” (2012) oder “Gelobt sei Gott” (2018), die mal durch besondere Farbgebung auffielen, mal durch Offenlegung von Sexualität, und zumeist durch das detaillierte Ausmalen der Haupt-Charaktere, wobei es ihm vor allem weibliche Protagonistinnen angetan haben.

Letzteres gilt auch für seinen neuen Streifen “Wenn der Herbst naht”, der uns mitnimmt in ein inmitten von Wäldern gelegenes Dorf im Burgund, wo die noch rüstige Rentnerin Michelle (Hélène Vincent) ihre Freizeit vor allem mit der langjährigen, besten Freundin Marie-Claude (Josiane Balasko) verbringt, die sie schon von früheren Arbeitsjahren in Paris kennt. Wenn sie selbige nicht gerade mal wieder zum Gefängnis fährt, in dem ihr Sohn Vincent eine Strafe verbüßt, dann treffen die älteren Damen sich zum Kaffeekränzchen oder gehen – gerade jetzt im Sommer und Herbst – Pilze sammeln, von denen es reichlich im umliegenden Grün gibt.

Besonderen Grund zur Freude hat Michelle, als Tochter Valérie (Ludivine Sagnier) aus Paris kommt, um ihren Sohn Lucas (Garlan Erlos) für die Ferien zu ihr zu bringen, worauf sich Oma und Enkel gleichermaßen freuen, verbringt der Junge doch viel lieber Zeit hier auf dem Land als bei seinem getrennt lebenden Vater in Dubai. Jedoch präsentiert sich Valérie nicht nur gewohnt unfreundlich und fies, nach einer versehentlich servierten Portion giftiger Pilze wirft sie ihrer Mutter sogar einen Mordversuch vor, nimmt den Filius kurzerhand wieder mit und untersagt Michelle jeglichen Kontakt zu ihrem geliebten Enkel. Das macht diese natürlich schwer traurig, was auch Vincent (Pierre Lottin) mitbekommt, der frisch aus dem Knast entlassen erst einmal als Gartenhilfe bei der Freundin seiner Mutter jobbt.

"Wenn der Herbst naht" Szenenbild (© 2024 FOZ / FRANCE 2 CINÉMA / PLAYTIME)

Das Verhältnis von Valérie (Ludivine Sagnier) und ihrer Mutter Michelle (Hélène Vincent) ist angespannt.
(© 2024 FOZ / FRANCE 2 CINÉMA / PLAYTIME)

“Wenn der Herbst naht” ist eine mal fröhlich, mal melancholisch gefärbte Erzählung über eine Großmutter, die abseits des hektischen Paris ihren Frieden gefunden hat, mit der besten Freundin nicht alleine und doch mit der Sehnsucht nach etwas mehr Familienglück, das der die Oma liebende Enkel ihr mal wieder bescheren sollte, wenn sich die Tochter schon abweisend und bis zu kränkenden Bemerkungen hin feindselig präsentiert. Auf den ersten Blick unverständlich abscheulich verhält sie sich, jedoch nicht ganz grundlos, war die Frau Mama doch bis zur Geburt von Lucas in besonderem Maße Teil des Pariser Großstadttrubels, wie wir erfahren sollen und was sie ihr nie verzeihen konnte.

So ist der Film eine erneute Charakterstudie von Ozon, die dann durch Vincent in eine besondere Richtung driftet, der nach dem Knast bestrebt ist, das Richtige zu tun, seine Vergangenheit aber nicht hinter sich zu lassen vermag. “Wenn der Herbst naht” malt im frühherbstlichen Frankreich ruhig, aber stets interessant eine Geschichte von Familie, Liebe und Verlust, Hoffnung und Einsamkeit, von versagtem Verzeihen und vom Herbst des Lebens – wobei auch düsterere Momente stets in eher wohlig warmen Bildern von Kameramann Jérome Alméras serviert werden.

Schauspielerisch sticht Hélène Vincent heraus, die ihre Michelle mit so viel Liebenswürdigkeit ganz großartig spielt und hierfür auch als beste Hauptdarstellerin für den diesjährigen César nominiert war. Ausgezeichnet wurde der Streifen auch bereits auf dem internationalen Filmfestival in San Sebastian, wo er seine Premiere feierte und Ozon den Preis für das beste Drehbuch ebenso mit nach Hause nahm wie der ebenfalls auftrumpfende Pierre Lottin für die beste Nebenrolle.

Trailer:

Bewertung: 7 von 10 Punkten

 

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