Home Film “Miroirs No. 3” – Christian Petzold lässt beschwerte Melancholie in hoffnungsvolle Wärme driften

“Miroirs No. 3” – Christian Petzold lässt beschwerte Melancholie in hoffnungsvolle Wärme driften

Autor: Tobi

"Miroirs No. 3" Filmplakat (© Piffl Medien)

Miroirs No. 3

Darsteller: Paula Beer, Barbara Auer, Matthias Brandt, Enno Trebs
Regie: Christian Petzold
Dauer: 86 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: miroirs.pifflmedien.de
Facebook: facebook.com/PifflMedienFilmverleih
Instagram: instagram.com/piffl_medien
Kinostart: 18. September 2025


Mit “Miroirs No. 3” legt Regisseur und Drehbuchautor Christian Petzold einen neuen Film vor, dessen Titel sich auf Maurice Ravels aus fünf Stücken bestehenden Klavierzyklus “Miroirs” bezieht, in dem das dritte hiervon “Une barque sur l’océan” ist, “Eine Barke auf dem Ozean”.

In solch ein kleines Boot steigt die ambitionierte, gerade an ihren Fähigkeiten zweifelnde Klavierstudentin Laura (Paula Beer) allerdings entgegen aller Planungen nicht, als ihr Freund Jakob (Philip Froissant) sie mit auf einen Wochenendausflug mit einem befreundeten Paar nehmen möchte, sondern entscheidet sich am Steg dazu, wieder nach Berlin zurück zu wollen. Auf dem Weg übers Land zum nächstgelegenen Bahnhof kommt es dann zu einem tragischen Unfall, und während ihr verärgerter Partner verstirbt, wacht Laura im nahegelegenen Haus von Betty (Barbara Auer) wieder auf – und das wie durch ein Wunder körperlich unverletzt.

Beim Vorbeifahren im roten Cabrio hatte sie Betty vorher bereits gesehen, wie diese ihren Zaun neu weiß anstrich, und nun lernen sich die beiden Frauen so richtig kennen, entscheidet sich die noch etwas verwirrte und innerlich gebrochene Laura doch nach Befragungen durch die örtliche Polizei und einen Notarzt spontan dazu, hier zu bleiben. Dies ist für Betty völlig okay, fühlt sie sich doch sowieso alleine seit der Trennung von ihrem Mann Richard (Matthias Brandt), und auch der in dessen Autowerkstatt mitarbeitende Sohn Max (Enno Trebs) schaut kaum noch vorbei.

Diese beiden lernt Laura dann auch bald kennen, bittet Betty doch nicht nur um ihre handwerkliche Expertise, sondern lädt die hierüber Verdutzten auch zu einem gemeinsamen Essen ein – und da gibt es dank Laura auch ihre geliebten Königsberger Klopse. Durch die Anwesenheit der hier Gestrandeten, die Bettys Umsorgung genießt und ihr dafür auch an allen Ecken und Enden unter die Arme greift, kommt sich die zerbrochene Familie wieder näher und seit langem entstehen mal wieder schöne gemeinsame Momente – und doch lässt sich der Schatten der Vergangenheit nicht abwerfen, wie sich zeigen soll.

"Miroirs No. 3" Szenenbild (© Schramm Film)

Paula Beer (© Schramm Film)

Mit “Miroirs No. 3” beschert Christian Petzold einen Film, der in sommerlichem Ambiente auf dem Land warme wie auch düstere Momente offenbart, führen doch entspanntere und schönere Minuten auch immer wieder zurück zu einem tief sitzenden Schmerz, der die Spaltung der Familie verursacht hat und über den am besten anscheinend nicht mehr gesprochen werden soll. Nun aber ist Laura da und dies verändert die Vorzeichen, ist der auch für sie wichtige Trost doch vielleicht die richtige Herangehensweise – aber für wie lange, und was kann sie verändern und wie findet sie wieder zu sich – und welche Geheimnisse schlummern in der Familie neben einem schnell zu erahnenden Verlust?

Petzold bietet einen nicht in allen Szenen immer komplett an der Logik haftenden, manchmal fast schon ins Traumhafte driftenden Film, der auch ein Ensemble-Streifen ist – und hierbei setzt er neben langjährigen Vertrauten im Team auf bewährte AkteurInnen. Schließlich bekleidete Paula Beer bereits die Hauptrollen in seinen letzten drei Kinofilmen “Transit” (2018), “Undine” (2020) und “Roter Himmel” (2023), Barbara Auer war in sechs seiner Streifen zu sehen, und auch für Matthias Brandt und Enno Trebs ist dies nicht die erste Zusammenarbeit.

Sie alle spielen gut und tragen zusammen mit einer von beschwerter Melancholie geschickt ins hoffnungsvolle Warme driftenden, aber hierbei nicht kitschigen Handlung “Miroirs No. 3”, in den Petzold über Laura dann auch zum Titel passend Klaviermusik mit einfließen lässt, steht bei Betty doch ein solches Tasteninstrument im Haus, das nun endlich mal wieder gespielt wird. So untermalen das titelgebende Stück oder auch Musik von Frédéric Chopin den Streifen, wofür Laura Beer von der Konzertpianistin Adriana von Franqué unterstützt wurde.

Trailer:

Bewertung: 7 von 10 Punkten

 

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