
Die My Love
Darsteller: Jennifer Lawrence, Robert Pattinson, LaKeith Stanfield, Nick Nolte
Regie: Lynne Ramsay
Dauer: 118 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: mubi.com/de/de/films/die-my-love
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Instagram: instagram.com/mubideutschland
Kinostart: 13. November 2025
Mit „Die My Love“ präsentiert die schottische Regisseurin Lynne Ramsay, die man für Streifen wie das Psychodrama „Morvern Callar“ (2002) oder das Melodram „A Beautiful Day“ (2017) kennen könnte, nach acht Jahren mal wieder einen Langfilm. Für diesen hat sie zusammen mit Enda Walsh und Alice Birch den Roman „Mátate, amor“ (englisch „Die, My Love“, bei uns „Stirb doch, Liebling“) der argentinischen Schriftstellerin Ariana Harwicz aus dem Jahr 2012 in ein Drehbuch adaptiert.
Als Grace (Jennifer Lawrence) und Jackson (Robert Pattinson) aus New York in das von seinem verstorbenem Onkel geerbte Haus auf dem Land Montanas ziehen, sind sie zwar wenig angetan vom heruntergekommenen Zustand ihrer neuen Bleibe, doch das Leben in der Abgeschiedenheit scheint reizvoll und vor allem haben sie ja sich, was sie munter und oft vögelnd dann auch ausgiebig genießen.
Spätestens als Grace dann bald schwanger wird, klappt es für die Autorin gar nicht mehr mit dem Schreiben, und nach der Geburt des gemeinsamen Sohnes, dem sie keinen Namen geben, fühlt sie zwar riesige Liebe für den Neugeborenen, sich ansonsten aber ausgebrannt und nutzlos. Sie verfällt in Depressionen und wird in einer Leere gezogen, die durch Jacksons längere, arbeitsbedingte Abwesenheiten und ausbleibenden Sex noch verdunkelt wird. Zwischen Frust und aufkommender Wut über die Situation verliert Grace immer mehr die Kontrolle.

(© MUBI / SeamusMcGarvey)
Dass es in „Die My Love“ vor allem um postnatale Depressionen geht, das versteht man schnell, nur nehmen die Wochenbettdepressionen hier kaum noch zu ertragende Ausmaße an. Der Sohn ist da, der Mann hingegen viel zu oft weg, und die vorher sich ob des ausschweifenden Sexlebens überaus begehrt und attraktiv fühlende Grace lässt sich total gehen. Die Tatsache, dass Jackson auf seinen Dienstreisen stets eine Kondompackung im Handschuhfach liegen hat und anscheinend diese auch hin und wieder mit Affären nutzt, macht sie zusätzlich wütend, und der als Trost von ihm mitbegrachte Hund bringt sie mit seinem dauerhaften Bellen um den Verstand.
Bei ihm rastet sie aus, und auch sonst, läuft mit einem Messer herum, haut sich den Kopf an Glas blutig oder robbt wie ein Tier durch das Gras. Gut, dass das Baby dies alles noch nicht wirklich versteht, welches inmitten eines dreckig schlunzigen Hauses aufwächst, um das sich niemand kümmert und welches den Gemütszustand der Protagonisten nicht besser spiegeln könnte.
Martin Scorsese, der als Produzent mitgewirkt hat, hatte das Buch entdeckt und eine Verfilmung mit Jennifer Lawrence in der Hauptrolle vorgeschlagen. Diese glänzt dann auch und verkörpert die zunächst sinnlich betörende, dann komplett verstörte Grace mit vollem Einsatz, wobei sie sich auch nicht zu schade war, in Nahaufnahmen Schwangerschaftsstreifen und Cellulite erkennen zu lassen, wie eine ganz normale Mutter halt. Dass sie während der Dreharbeiten mit ihrem zweiten Kind schwanger war muss das Ganze noch spezieller für sie gemacht haben.
Neben ihr spielt Robert Pattinson zwar auch gut, aber weniger herausragend. Mit Sissy Spacek als Jacksons Mutter Pam, die von Grace besucht wird, und Nick Nolte in der Rolle ihres an Alzheimer erkrankten Manns Harry, den wir auf Grund seines kürzlichen Todes nur in vereinzelten Rückblenden sehen, gibt es weitere bekannte Gesichter, und Lakeith Stanfield spielt einen mysteriösen Nachbarn, der auf dem Motorrad hin und wieder vorbei kommt und mit dem Grace einmal in der Scheune dann auch Sex hat.
Ob dies nun eingebildet ist oder real, so wie auch Jacksons Seitensprünge, das lässt Lynne Ramsay offen. Am Ende ihres intensiven Dramas, das mit guten Bildern, einer besonderen Atmosphäre und einer hingebungsvollen Jennifer Lawrence aufwartet und das hin und wieder aber auch mit kleinen humorvollen Momenten gewürzt ist, singt die Regisseurin dann zart Joy Divisions Klassiker „Love Will Tear Us Apart“ – ja, so sieht das hier aus.
Trailer:
Bewertung: 7 von 10 Punkten

