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“Gelobt sei Gott” – François Ozons bewegendes Missbrauchsdrama jetzt auf DVD und als VoD

Autor: Tobi

Am 27. März 2020 veröffentlicht Pandora Film François Ozons zutiefst bewegendes Missbrauchsdrama “Gelobt sei Gott” auf DVD und als VoD.

"Gelobt sei Gott" (© Pandora Film)

Verleih: Pandora Film
Website: www.gelobt-sei-gott.de
Facebook: facebook.com/GelobtSeiGottFilm
Filmlänge: 132 Minuten
Sprachen: Deutsch, Französisch
Untertitel: Deutsch
FSK: freigegeben ab 6 Jahren

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Hintergrund:

In seinem neuesten Film hat der französischer Filmregisseur und Drehbuchautor François Ozon (“Swimming Pool”, “8 Frauen”) tatsachengetreue Ereignisse um den Missbrauchsskandal in Lyon fiktional verarbeitet. “Gelobt sei Gott” feierte im Februar 2019 seine internationale Premiere im Wettbewerb der 69. Berlinale und wurde dort mit dem Silbernen Bären “Großer Preis der Jury” ausgezeichnet.

Handlung:

Alexandre lebt mit Frau und Kindern in Lyon. Eines Tages erfährt er per Zufall, dass der Priester, von dem er in seiner Pfadfinderzeit missbraucht wurde, immer noch mit Kindern arbeitet. Er beschließt zu handeln und bekommt bald Unterstützung von zwei weiteren Opfern: François und Emmanuel. Gegenseitig geben sie sich Kraft und kämpfen gemeinsam dafür, das Schweigen, das über ihrem Martyrium liegt, zu brechen. Ihr Widerstand formiert sich und wird zu einer Lawine, die am Ende nicht mehr aufzuhalten ist…

Kritik:

Mit “Gelobt sei Gott” liefert François Ozon ein bewegendes Missbrauchsdrama, das unter die Haut geht. In der Produktion musste er hierbei einige Hürden nehmen, war es doch bei einem so sensiblen Thema mit klarer Anprangerung der Zustände in der Katholischen Kirche wie erwartet nicht einfach, die Finanzierung des Films auf die Beine zu stellen. Hinzu kamen diverse Drehverbote in Lyon, die zum Beispiel dazu führten, dass die in Kirchen handelnden Szenen in Luxemburg und Belgien sowie viele Außenaufnahmen in Paris aufgenommen wurden.

Nach Umschiffung dieser Hindernisse sehen wir nun aber einen sehr gut gemachten Film, dessen Inszenierung hervorragend ist, wobei das Drehbuch trotzdem der eigentliche Star ist. François Ozon hat sich nach anfänglichen Überlegungen, das Thema als Dokumentarfilm anzugehen, nach vielen Gesprächen mit den Betroffenen für einen fiktionalen Film entschieden. Sein Buch hält sich hierbei größtenteils an die aus zahlreichen Aufzeichnungen und Gesprächen existierenden Fakten und weicht nur in einigen Punkten wie z.B. den Epilepsieanfällen eines Opfers von der Realität ab.

Die Idee, drei der Opfer in den Mittelpunkt zu stellen und ihre Erfahrungen beim Offenlegen der alten, vorher gut versteckten Wunden nacheinander zu erzählen und dann ineinander greifen zu lassen, war großartig. Dass es mit dem immernoch an Gott und die Kirche glaubenden Alexandre (Melvil Poupaud) los geht, der selbst Vater einer intakten Familie ist und seine Kinder auch nicht vom Glauben fern hält, zeigt, dass es Ozon nicht um ein simples Anprangern der Katholischen Kirche an sich geht. Erst nach einer ganzen Weile wird der erzählerische Staffelstab an François (Denis Ménochet) übergeben, der nach anfänglichem Zögern mit Energie an die Aufdeckung heran geht und die Organisation “La parole libérée” (“Das gebrochene Schweigen”) für Opfer gründet, mit der er sich auch an die Presse wendet. Dritter Protagonist unter den vielen, vielen Missbrauchten ist Emmanuel (Swann Arlaud), für dessen Privatleben die Vergangenheit die größten Auswirkungen hatte, kommt es doch durch seine Impulsivität immer wieder zu handfesten Streits mit seiner eifersüchtigen Freundin und hat er doch schon lange kaum noch Kontakt zu seinem Vater.

Mit kurzen Rückblicken verdichtet Ozon die drückende Stimmung, zeigt hierbei aber nie den Missbrauch selbst, sondern immer nur den Auswahlprozess des pädophilen Geistlichen Bernard Preynat, der dann einzelne Jungs zur Seite nimmt oder mit ihnen verschwindet. Das ist schlimm, und genauso furchtbar sind die Szenen, in denen der alte Preynat (Bernard Verley) auf seine Opfer trifft und unumwunden alles zugibt, ohne aber besondere Reue zu zeigen. Dem Skandal setzt dann natürlich das Vorgehen der Katholischen Kirche die schmutzige Krone auf, wenn Kardinal Barbarin (François Marthouret) nicht hart durchgreift und klar wird, dass er schon länger von Preynats kranken Vorlieben wusste. Da kann auch die vermittelnde Psychologin Régine Maire (Martine Erhel) nicht wirklich helfen, wobei die nicht nur von ihr thematisierte Berufung der Katholischen Kirche auf von Gott eingeforderte Vergebung einem immer wieder den Magen zuschnürt.

Die Darsteller spielen allesamt hervorragend, in den vielen emotional aufwühlenden Szenen ebenso wie in denen, wo sie Stärke zeigen. “Gelobt sei Gott” ist ein wichtiger Film, der Opfern Mut geben kann, sich anderen zu offenbaren und mit diesen zusammen zu schließen, auch nach so vielen Jahren noch. Und neben einigen zumindest erreichten und einigen ausgebliebenen Konsequenzen für die Beteiligten, wobei Letzteres nur Ernüchterung und Kopfschütteln erzeugt, hat der Skandal von Lyon immerhin dafür gesorgt, dass die Verjährungsfrist für sexuellen Missbrauch an Minderjährigen in Frankreich von 20 auf 30 Jahre verlängert wurde.

Der zivilrechtliche Prozess gegen den als Priester dann doch suspendierten Preynat, der die Ausstrahlung des Films noch bis zum Ende seines Gerichtsverfahrens zu verbieten versuchte und mit dieser Klage scheiterte, begann erst im Januar 2020, und im März wurde er schließlich zu fünf Jahren Haft verurteilt. Nicht genug sicherlich, aber immerhin, denn Freisprüche an allen Fronten wären hier nur frustrierend und unverständlich gewesen.

Bonus-Material:

Als Extra findet man auf 27 Minuten Interviews mit François Ozon und Melvil Poupaud, Deleted Scenes,
etwas zu den Licht- und Kostümproben, zur Studiosequenz und zu Musikaufnahmen. Zusätzlich gibt es noch eine Pandora Film Trailershow.

Trailer:

Bewertung: 9 von 10 Punkten

 


Weitere Spezifikationen:

Verkaufsstart: 27. März 2020
Bildformat: 16:9 (1,85:1)
Ton DVD: Dolby Digital 5.1, Dolby Digital 2.0

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