Home Film “Assassination Nation” – wütender Hass als Ergebnis der Digitalisierung

“Assassination Nation” – wütender Hass als Ergebnis der Digitalisierung

Autor: Tobi

"Assassination Nation" Filmplakat (© Universum Film)

Assassination Nation

Darsteller: Odessa Young, Suki Waterhouse, Hari Nef, Abra
Regie: Sam Levinson
Dauer: 110 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: www.assassination-nation-film.de
Facebook: facebook.com/assassinationnation.derfilm


Wenn private Daten gehackt werden, ist das schlimm. Wenn es sich dann auch noch um kompromittierende Bilder oder Informationen handelt und diese öffentlich gemacht werden, ist das der persönliche Supergau und kann schnell auch mal eine Existenz zerstören. In der allgemeinen Wut wird hier aber nicht immer der richtige Rückschluss gezogen auf der Suche nach dem Schuldigen. Genau hiervon handelt “Assassination Nation”, der neue Film von Regisseur Sam Levinson, dem Sohn von Barry Levinson, der nach “Another Happy Day” (2010) erst seine zweite Regiearbeit vorlegt und für diese auch wieder das Drehbuch geschrieben hat.

Für die besten Freundinnen Lily (Odessa Young), Bex (Hari Nef), Em (Abra) und Sarah (Suki Waterhouse) gehören Parties, Suff, Klamotten und Gespräche über Sex oder auch die momentane, große Liebe zum Alltag. Wenn sie nicht gerade zusammen abhängen, oder eigentlich sogar auch dann, wird getextet, Selfies werden gemacht und sonstiger digitaler Austauch zelebriert.

Dies alles ist völlig normal, bis ihre Heimatstadt Salem in Massachusetts plötzlich Ziel eines Hackerangriffs wird. Zuerst erwischt es den Bürgermeister, von dem private Fotos homosexueller Sexparties in den Umlauf kommen, an denen er in Damenunterwäsche teilnahm. Der Ruf des konservativen Politikers ist hin, und so nimmt er sich auf offener Bühne vor versammelter Presse das Leben. Der Schock sitzt tief, nicht aber beim Hacker. Bald sind von vielen Einwohnern private Daten wie Bilder, E-Mails oder Chatverläufe öffentlich einzusehen, und auch die vier Freundinnen bleiben nicht verschont.

Über einen lokalen Hacker, der aber eher nur den Mittelsmann darstellt, führt die Spur ins Haus von Lily – und auch wenn diese keine Ahnung von all den Geschehnissen hat, ist plötzlich die halbe Stadt hinter ihr her und will Rache. Da die Justiz hier nicht schlagkräftig genug scheint, maskieren sich die Bürger und ziehen als Mob los, um Lily auszulöschen. Mit den Freundinnen muss sie sich bewaffnen, um die Nacht zu überstehen.

"Assassination Nation" Szenenbild (© Universum Film)

Em (Abra), Lily (Odessa Young), Bex (Hari Nef) und Sarah (Suki Waterhouse) wehren sich gegen den Mob in “Assassination Nation” (© Universum Film)

Über mögliche negative Auswirkung der Digitalisierung unserer Gesellschaft gab es ja bereits einige Filme. “Assassination Nation” reiht sich hier ein, treibt das Ganze aber auf die Spitze. Nicht umsonst startet der Film mit einer kaum zu übertreffenden Menge an Trigger-Warnungen vor all dem, was im späteren Lauf verabreicht wird.

Der Film weiß nicht nur durch seine Handlung, die irgendwann mächtig blutig wird, zu gefallen. Mit rasantem Schnitt, einfallsreichen Kameraeinstellungen und starker musikalischer Untermalung von Ian Hultquist kommt er packend daher und bietet einen bunten Strauß privater Abgründe und Verdächtigungen, bei denen es im Sumpf der öffentlichen Aufruhr  gar keinen Unterschied mehr macht, ob man nun schuldig ist oder nicht. In der Panik der genommenen Privatsphäre wird der Normalo zum Wutbürger, und in der nach Rache sinnenden Masse fühlt er sich plötzlich stark. Da erkennen wir natürlich Parallelen zu all den Extremisten dieser Welt, auch wenn das Ganze hier natürlich überspitzt dargestellt wird.

Neben den vier Hauptdarstellerinnen, die durchaus gut spielen, sehen wir mit Bill Skarsgård (“Es”), Bella Thorne (“Midnight Sun – Alles für Dich”) und Maude Apatow (“Immer Ärger mit 40”) auch ein paar bereits bekanntere Gesichter. Ein bemerkenswerter Film von Sam Levinson, der unserer Gesellschaft auf extreme Art und Weise den Spiegel vorhält.

Trailer:

Bewertung: 7 von 10 Punkten

 

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