Home MusikCD-Rezensionen Montreal verabreichen auch auf ihrem neunten Album griffigen Punkrock mit ansprechenden Texten

Montreal verabreichen auch auf ihrem neunten Album griffigen Punkrock mit ansprechenden Texten

Autor: Tobi

Montreal "Am Achteck nichts Neues"

Montreal

“Am Achteck nichts Neues”

(CD, Amigo Records, 2024)

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Als das Trio Montreal an seinem neuen Album arbeitete, da hatte es sein 20-jähriges Jubiläum im Kopf, und die dazugehörige, im Dezember 2023 gespielte Tour. Sänger/Bassist Sebastian “Hirsch” Sievers, Sänger/Gitarrist Yonas Farag und Drummer Maximilian “Max Power” Seibt musizieren seit alten gemeinsamen Schultagen zusammen, gründeten als Teenager ihre Band – und schauen nun natürlich auch zurück. “Da kamen ganz ungewollt und ungeplant viele Bilder, Stimmungen und Erinnerungen aus der Anfangszeit hoch, die sich dann auch in die Lieder geschlichen haben”, erklärt Hirsch.

Natürlich wissen sie, dass der Albumtitel “Am Achteck nichts Neues” – welcher fein bebildert auch keine Rätsel offen lässt, worum es sich beim Achteck handelt, nämlich einen typischen Bier-Wagen für Festlichkeiten – in der heutigen, von diversen Dingen schwer belasteten Welt nicht stimmt. Und doch geht es nicht ums Lamentieren, sondern auch – und vor allem – um Hoffnung und die guten Dinge im Leben.

Montreal (© Ania Sudbin)

(© Ania Sudbin)

“20 Jahre, 100 Lieder – das sind fünf pro Jahr … damit kommt man nicht ins Guinness-Buch, aber irgendwie schon klar” singen die Jungs im selbstironischen “Club 100” über ihr 100. Lied – einem von 13 neuen Songs auf den 35 Minuten von “Am Achteck nichts Neues”.

Ihrem griffigen Punkrock bleiben Montreal treu, und das machen sie mit dem knackigen Opener “Zukunft” auch gleich deutlich – wo es nach noch gemächlichem Einstieg mit guten Textzeilen wie “Ohne Zukunft ist man bald am Ende, zu Recht wurde da immer vor gewarnt” und “Ich sag immer, Zukunft ist die beste, ohne sie jetzt allzu gut zu kennen” kraftvoll abgerockt wird, mit Humor und auch Ernsthaftigkeit, denn zu vielen scheint die Zukunft heute viel zu egal zu sein.

Der als erste Vorab-Single bereits bekannte Titelsong “Am Achteck nichts Neues” über das stabile Achteck als Ruhepol in der Hetze der Zeit kommt vom Start weg flott und pogofreudig daher, und mit “Eine andere Stadt” über das Verlassen des heimischen Hamburg folgt dann auch direkt der dritte Vorbote, melodischer und eingängiger angerichtet.

Der neunte Longplayer des Trios – wenn man die Songsammlung “Bestandsaufnahme” aus 2021 mitrechnet, die auf das letzte Album mit neuen Songs “Hier und heute nicht” aus 2019 folgte – dürfte den zahlreichen Fans der Band wieder gut gefallen. Flotte Punkrock-Songs wie das selbstreflektierende Liebeslied “Was ich bin”, das dem Fear-of-Missing-Out-Syndrom – also der Angst, etwas zu verpassen – gewidmete “Fomo Sapiens”, das witzige “Primadonna und Primat” über sehr unterschiedliche Lebensweisen oder “Ganz allein” über Menschen, die sich selbst im Weg stehen mit diversen Prinzipien und kruden Ansichten – Montreal bereiten wieder Spaß und wissen zu packen.

Und selbst wenn es mal keinen Grund zum Feiern gibt, wie bei einer Trennung, dann wird “Lass mir den Hund da” noch hymnisch geschmettert, oder es wird zwischendurch dann doch auch mal ruhig, wenn in “Mein Korn” ein Alltag geschildert wird, der “noch trister als Kiel” ist – aber mit Hoffnung auf Besserung, wenn das blinde Huhn sein Korn findet. Und wenn nicht viel einfällt, dass wird auch einfach mal “Bis in den Morgen” nur Na-na-na-na zusammen gesungen, was die Stimmung auch hebt.

Gegen Ende stellt sich Montreal noch schmissig die Frage “War es das wert?”, bevor sie mit “Straßen von Oberhausen” als letztem Song musikalisch Abschied vom langjährigen Freund Daniel “Blubbi” Junker nehmen, dem 2021 verstorbenen Gitarristen von Sondaschule.

Vielleicht gibt es “Am Achteck nichts Neues”, aber doch genug zu erzählen und zu reflektieren nach 20 Jahren. Mit diesen ist zum Glück noch nicht Schluss, und so rocken Montreal griffig und überzeugend in die nächsten Dekaden.

Im Mai spielen Montreal eine kleine Release-Tour, die sofort ausverkauft war, und ab Juni dann stehen diverse Festival-Gigs an:

08.05.2024 Berlin, Cassiopeia (ausverkauft)
09.05.2024 Hamburg, Molotow (ausverkauft)
10.05.2024 Köln, Helios37 (ausverkauft)
11.05.2024 München, Backstage Club (ausverkauft)

01.06.24 Bad Iburg, Dosenfest
15.06.24 CH-Interlaken, Greenfield Festival
20.-23.06.24 Scheeßel, Hurricane Festival
20.-23.06.24 Neuhausen ob Eck, Southside Festival
07.08.24 Eschwege, Open Flair
08.08.24 Rothenburg ob der Tauber, Taubertal Festival
16.-18.08.24 Großpösna, Highfield Festival

www.montrealmusic.de
facebook.com/montrealmusic

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

 

 

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