Ausgsting.
Dokumentarfilm
Regie: Julian Wittmann
Dauer: 94 Minuten
FSK: noch nicht bekannt, beantragt ohne Altersbeschränkung
Website: www.majestic.de/ausgsting-film
Facebook: facebook.com/majestic.filmverleih
Instagram: instagram.com/majestic.film
Kinostart: 28. August 2025
Schon in ihrem Kinodebüt “Ausgrissn! – In der Lederhosn nach Las Vegas” beschäftigten sich die Brüder Julian und Thomas Wittmann 2020 mit dem Aussteigen, die im Sommer vor fünf Jahren dann von der Corona-Pandemie getroffen alles andere als unbeschwert nur unter Einhaltung von Abstandsregeln ihren Leinwand-Start erleben konnte. Da geht es nun also automatisch viel unbelasteter zu, wenn “Ausgsting.” in die Kinos kommt, für den sich Julian als Regisseur mit einer kleinen Crew auf den Weg nach Bali gemacht hat, um den bayerischen Aussteiger Wolfgang “Gangerl” Clemens zu treffen und für drei Monate auf seinem Schiff zu begleiten.
So richtig unbeschwert sollte sich das Ganze dann aber doch nicht gestalten, und so ist der Film über den 1941 geborenen Abenteurer, der seit knapp 40 Jahren ausgsting und mit seinem Segelboot unterwegs ist, auch ein Streifen über seine eigene Entstehung, was dann am Ende wohl ein ganz anderes Produkt ergab als angedacht. Vielleicht ist “Ausgsting.” dadurch nicht so tiefgründig und erleuchtend geworden wie erhofft, unterhaltsam und informativ aber allemal.
Eröffnet mit einem kleinen Zusammenschnitt von Schreckensmeldungen aus der heutigen Welt wird klar gemacht, warum man dieser vielleicht entfliehen sollte – und genau die richtige Formel hierfür, für das Aussteigerglück, hat Julian gesucht, als er sich auf den Weg zu “Gangerl” Clemens machte. Auf den ersten Blick schien der grauhaarig mit Vollbart in paradiesischem Umfeld schippernde oder ankernde Über-80-Jährige den Erwartungen zu entsprechen, präsentierte sich aber dann nicht nur bei der Vorbesprechung am Strand und Lagerfeuer zweifelnd bzgl. des Projekts – und am nächsten Morgen war sein Schiff “Bavaria 2” samt ihm verschwunden.
Nachdem der völlig überraschte Julian bereits ein Casting für alternativ über das Aussteigen Berichtende gestartet hatte, tauchte “Gangerl” dann nach drei Tagen zum Glück wieder auf und das Filmprojekt konnte doch noch starten. Zwei Tage habe er sich besoffen und sei dann doch in sich gegangen, um die jungen Leute nicht im Stich zu lassen, berichtet Clemens – na dann kann es ja doch losgehen auf die geplante Reise nach West-Papua mit den “Filmfritzen” und ihrem überall nervraubend herum stehenden Equipment.

“Gangerl” taucht unter
(© Majestic / Markus Schindler)
In der Folge beschert uns “Ausgsting.” mit Archivmaterial Hintergründe über “Gangerl” und natürlich Szenen des nun gemeinsam Erlebten, wobei dies für Julian auf seiner Sinnsuche weniger erleuchtend und in die Tiefe gehend war als erhofft – und so ist der Film auch eine Doku über seine eigene Entstehung. In (für die Dramaturgie nachgedrehten und nun eingeflochtenen) Videocalls berichtet Julian seinem als Produzenten auch hier involvierten, aber dahoam gebliebenen Bruder Thomas über das erwähnte dreitägige Verschwinden des Protagonisten, seine eigene Seekrankheit nach nur 65 Seemeilen, über eigene aufkommende Zweifel am Projekt und über gewisse Eigenarten von “Gangerl”, den es nach eigenen Angaben nun doch reizt, die “Weicheier” jetzt um sich zu haben – auch wenn er bei einer Schiffsbegehung der Wasserschutzpolizei kommentiert, dass er froh sein würde, wenn er die wieder los sei.
Ja, mal nett und mal kantig grantig präsentiert sich Clemens, hierdurch aber sehr authentisch und keinesfalls unsympathisch. Wir lernen etwas über seine Geschichte, der einst in den Medien Aufsehen erregte, als er als Rodinger Kunstschmied zwölf Jahre lang seine “Bavaria” selbst baute, um dann über die Donau mit Freundin Renate und Hund Sherry hinaus in die Welt zu segeln. Dass nicht nur Abenteuerlust sein Antrieb war, sondern auch der Frust über unser System und eine tiefe Enttäuschung über sein Umfeld, das sich bei einer Verurteilung zu 20 Monaten Haft in Griechenland nicht gesammelt für ihn einsetzte, das wird deutlich.
Am Ende ist man mit Julian zwar neidisch, wenn “Gangerl” mit Delfinen schwimmt, Freiheit lebt, eine wunderschöne kleine, einsame Insel ansteuert oder das Stelzendorf eines einheimischen Volkes samt ihrer Riten behutsam als Besucher erlebt – weniger aber, wenn es Probleme mit dem Schiff gibt, wo mal der Motor streikt, in einem üblen Sturm aber dann auch mal das Segel reißt und der Propeller in einem Fischernetz abfällt, so dass der alte, aber rüstige Clemems sich über Tage anders behelfen und sein Boot auf die Seite legen muss zur Reparatur – denn fremde Hilfe will er nicht annehmen. Nur finanziell benötigt er sie dann doch, wofür er sein Leben hin und wieder selbst mit einer Videokamera filmt, um Vorträge zu halten und mit den Einnahmen seine “Bavaria 2” zu finanzieren.
Für Julian ist ein solcher Ausstieg am Ende undenkbar, und auch das ist ja eine Erkenntnis in einer Doku, die sicher anders geworden ist als gedacht, aber vielleicht sogar vielschichtiger, wenn sie neben der interessanten Person Wolfgang “Gangerl” Clemens sowie (auch dank eingesetzter Drohne) tollen Bildern des Aussteigers und seiner Yacht zu atmosphärischen Gitarrenklängen auch die nicht unkomplizierte Geschichte ihrer eigenen Entstehung serviert, garniert mit eingeschobenen Zitaten von Entdecker-Legenden wie Marco Polo, Sir Francis Drake und am Ende “Gangerl” selbst. Abschließend bleibt noch zu erwähnen, dass man den Film zwar mit Untertiteln schauen kann, aber eigentlich nicht muss, ist das gesprochene Bayerisch doch auch für Nicht-Bavarier sehr gut verständlich.
Trailer (mit Untertiteln):
Bewertung: 7 von 10 Punkten

Kinotour zum Film:
Die kommenden Termine der Kinotour zum Film mit Wolfgang “Gangerl” Clemens und den Wittmann-Brüdern (weitere werden ergänzt – hier stets aktualisiert einzusehen):
26.08.: Tegernsee – Kino am Tegernsee – Vorpremiere, 19 Uhr
26.08.: Bad Tölz – Capitol – Vorpremiere, 20 Uhr
27.08.: Wolnzach – Amper Lichtspiele – Vorpremiere, 20 Uhr
28.08.: Abensberg – Roxy Kino, 19 / 19:30 Uhr
29.08.: Cham – Cineworld Cham
30.08.: München – Mathäser, 18 Uhr
31.08.: Moosburg – Rosenhof Lichtspiele, 16:30 Uhr
31.08.: Deggendorf – Lichtspielhaus, 17:30 Uhr
04.09.: Dresden – Programmkino Ost, 19:30 Uhr
05.09.: Essen – Filmstudio Glückauf, 20 Uhr
06.09.: Düsseldorf – Metropol Filmkunstkino, 16 Uhr
07.09.: Winterberg – Filmtheater Winterberg, 11 Uhr
07.09.: Aschaffenburg – Casino-Filmtheater, 16 Uhr
07.09.: Frankfurt am Main – Harmonie Filmtheater, 18 Uhr
08.09.: Landshut – Kinopolis, 19 Uhr
11.09.: Wolfratshausen – Kino Wolfratshausen, 20 Uhr
12.09.: Bad Aibling – Aibvision, 20 Uhr
13.09.: Kempten – Kino Kempten, 14 Uhr
13.09.: Landsberg a. Lech – Olympia Kino, 16:30 Uhr
13.09.: Gräfelfing – Filmeck, 19:30 Uhr
14.09.: Straubing – Citydom, 15 Uhr
14.09.: Nittenau – Kinocenter, 19 Uhr
18.09.: Regau (AT) – Star Movie, 18:30 Uhr
18.09.: Ried (AT) – Star Movie, 20 Uhr
19.09.: Garmisch – Hochlandkino, 20 Uhr
21.09.: Brugg (CH) – Dokumentarfilmtage, 11 Uhr
05.10.: Türkheim – Filmhaus Huber – Allgäuer Filmkunstwochen, 20 Uhr
11.10.: Bad Wörishofen – Filmhaus Huber – Allgäuer Filmkunstwochen, 20 Uhr
Weitere Social Media Kanäle:
Wolfgang “Gangerl” Clemens:
facebook.com/gangerl
instagram.com/gangerlclemens
Wittmann-Brüder:
facebook.com/wittmannbrueder
instagram.com/wittmann_brueder
Soulkino:
facebook.com/soulkino
instagram.com/soul.kino