Home Film “Crawl” – Oldschool-Horror in seiner ursprünglichsten Form

“Crawl” – Oldschool-Horror in seiner ursprünglichsten Form

Autor: Mick

"Crawl" Filmplakat (© 2019 Paramount Pictures Corporation)

Crawl

Darsteller: Kaya Scudelario, Barry Pepper, Ross Anderson, Morfydd Clarke
Regie: Alexandre Aja
Dauer: 87 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: paramount.de/crawl
Facebook: facebook.com/Paramount.Pictures.Germany.Kino


“Crawl” – der Titel ist Programm im neuen Schocker des Franzosen Alexandre Aja, der uns in der Vergangenheit schon mit einschlägigen Perlen des Genres wie “The Hills Have Eyes” (2006) oder “Mirrors” (2008) beglückt und dabei absolut für Grusel auf hohem Niveau gesorgt hat. Und wenn einer kriechen kann, dann doch wohl Reptilien, die ja nicht ganz umsonst auf Deutsch Kriechtiere heißen und deren fieseste Spezies unbestritten die Alligatoren darstellen.

Die werden hier durch einen schweren Hurrikan in Florida von der Leine gelassen, welche ja normalerweise allein die so schön als Zivilisation bezeichnete Einschränkung ihres Lebensraums vom Menschen bildet. Was aber passiert, wenn diese menschgemachten Grenzen mal durch unvorhergesehene Umstände aufgehoben werden, zeigt uns Aja in seinem neuen Film besonders anschaulich. Der Tropensturm, der hier durch Florida pfeift, lässt nämlich nicht nur in kürzester Zeit die Stromversorgung ausfallen, sondern sorgt auch dafür, dass einige Gebiete regelrecht absaufen, was vor allem die Alligatoren freut, denen sich unvermittelt ganz neue Nahrungsquellen auftun.

Leider liegt auch das Haus von Studentin Haleys (Kaya Scudelario) Vater Dave (Barry Pepper) in der gerade evakuierten Flutzone, und der beantwortet schon seit einiger Zeit keine Anrufe mehr. Als nach Schwester Beths (Morfydd Clarke) auch Haleys Kontaktversuche fehlschlagen, macht die sich besorgt aller Absperrungen zum Trotz auf den Weg zu ihm, nur um ihn schwer verletzt in seinem unbefestigten Keller zu finden. Dort hat er im Reparatureinsatz Bekanntschaft mit einem riesigen Alligator gemacht, die seine Beweglichkeit jetzt gewaltig einschränkt. Zwar können sich beide in eine unzugängliche Ecke vor dem aggressiven Tier retten, jedoch ist ihnen damit nur wenig geholfen, denn der Weg zur rettenden Treppe scheint geradezu unüberbrückbar weit, und die eintretenden Wasserströme drohen die Situation bald ungemütlich werden zu lassen.

"Crawl" Szenenbild (© 2019 Paramount Pictures Corporation)

(© 2019 Paramount Pictures Corporation)

Es ist schon ein klaustrophobisches Szenario, das uns Aja hier schon nach wenigen Minuten bietet. Und das, wo sich die Handlung nur aufs Wesentliche beschränkt und er eigentlich nur mit unserem Kopfkino arbeitet, das sich unweigerlich bei Erfassen der Ausweglosigkeit der Lage im dunklen Keller einstellt. Dabei beweist er, dass weniger sehr oft mehr ist, erreicht er mit zwei Menschen und mittlerweile zwei Alligatoren auf kleinstem Raum doch mehr als so manch überbordende Materialschlacht. Das allerdings heißt nicht, dass die Produktion genauso minimalistisch daher kommt, denn man kann sich durchaus vorstellen, wie aufwändig sich das Nachstellen einer Naturkatastrophe inklusive Unterwasseraufnahmen mit hyperrealistischen Reptilien gestaltet haben mag.

Da machen die beiden Hauptdarsteller ihre Sache wirklich gut, und es bedarf nicht viel mehr als einer seriösen Einleitung mit anrührender Familiengeschichte um unsere Empathie zu wecken, den Rest erledigt der eindrucksvoll mitreißend aufgebaute und in seiner ursprünglichsten Form inszenierte Horror. Und obwohl beim ultimativen Kräftemessen von Mensch und Tier, das bisweilen Züge des epochalen Klassikers “Der weiße Hai” (1975) annimmt, die Sympathien angesichts des so netten Vater-Tochter-Gespanns klar verteilt sind, so fragt man sich doch, inwieweit der Mensch an seinem Schicksal nicht doch einen gewissen Anteil hat. Da können die Alligatoren noch so blutrünstig sein, letztendlich unterliegen alle ganz simpel wieder dem Gesetz des Dschungels.

Trailer:

Bewertung: 7 von 10 Punkten

 

Related Articles