Home Film “Dem Horizont so nah” – die kitschige Romanverfilmung ist eher was für Teeniemädels

“Dem Horizont so nah” – die kitschige Romanverfilmung ist eher was für Teeniemädels

Autor: Mick

"Dem Horizont so nah" Filmplakat (© Studiocanal GmbH)

Dem Horizont so nah

Darsteller: Luna Wedler, Jannik Schümann, Luise Befort, Frederick Lau
Regie: Tim Trachte
Dauer: 109 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.studiocanal.de/kino/dem_horizont_so_nah
Facebook: facebook.com/STUDIOCANAL.GERMANY


Immer wieder erweisen sich Kinoadaptionen populärer Bücher gerade bei der Zielgruppe der Heranwachsenden als ungemein erfolgreich. Hier versucht sich Tim Trachte, der sich ja auch in seinen früheren Werken „Abschussfahrt“ und „Benjamin Blümchen“ schon ausdrücklich an das jüngere Klientel wandte, mit „Dem Horizont so nah“ an der Umsetzung von Jessica Kochs gleichnamigem Bestsellerroman aus dem Jahr 2016, in dem sie die tragische Liebesgeschichte zweier junger Erwachsener thematisiert. Genau der Stoff also, der Mädchenherzen höherschlagen lässt, und somit damals absoluter Erfolgsgarant auf dem heimischen Buchmarkt.

Das hat sich Trachte vielleicht ein bisschen zu sehr zu Herzen genommen und bedient eingangs so ziemlich jedes Klischee, das die aufkeimende Liebe der 18-jährigen Jessica (Luna Wedler) zum 20-jährigen Danny (Jannik Schümann) hergibt. Der ist genauso gutaussehend wie mysteriös, selbstredend Model mit ansehnlichem Sixpack und dementsprechend auch auf großem Fuß lebend. All die Dinge, die sich die nach Orientierung suchende und dabei im elterlichen Cateringbetrieb jobbende Jessica in ihrer provinziellen Einfamilienhausidylle erträumt. Dass die dafür maßgebliche Romanvorlage auf wahren Tatsachen beruhen soll, mag man da gar nicht glauben, und das führt spätestens zu Kopfschütteln, als angesichts bezogener Tracht Prügel des reiferen Außenseiters vor der Disko auch noch das gute, alte Helfersyndrom bemüht wird.

In die märchenhafte Handlung fügt sich Trachtes kitschige Inszenierung dann auch noch nahtlos ein, der wohl allerhöchstens heranwachsende Mädchen etwas Glaubwürdigkeit abgewinnen können, da kann sich die bedauernswerte Luna Wedler die Seele aus dem Leib spielen, wie sie will. Doch kaum hat man sich sein Urteil über den Film gebildet, kommt bei Halbzeit doch tatsächlich Würze ins Spiel, entpuppt sich Dannys geheimnisvolles Wesen keineswegs als aufgesetzte Coolness sondern als auf Missbrauch durch seinen Vater beruhender Schutzmechanismus. Da Danny deswegen obendrein mit einer HIV-Infektion leben muss, offenbart sich uns und der jungen Liebe unvermittelt eine völlig neue Perspektive der Geschichte, die den Umgang der beiden miteinander nicht gerade einfacher macht.

"Dem Horizont so nah" Szenenbild (© Studiocanal GmbH / Bernd Spauke)

Das verliebte Paar Danny (Jannik Schümann) und Jessica (Luna Wedler) auf dem Jahrmarkt (© Studiocanal GmbH / Bernd Spauke)

Genau das aber brauchte der Streifen, rückt von da an abseits der etwas ungelenken Liebelei die wichtige Problematik des Alltags mit einer HIV-Infektion in den Vordergrund und thematisiert noch dazu die komplizierte Zukunftsplanung mit HIV. Zumindest das nimmt man den beiden Hauptdarstellern von da an in ihrem Zusammenspiel voll ab, beschäftigt sich mit ihnen mit den wichtigen Dingen des Lebens wie Vertrauen, Fürsorge und Offenheit. Die nämlich will erstmal redlich verdient sein, wie die Hals über Kopf verliebte Jessica schmerzhaft lernen muss.

So nimmt die anfangs doch arg gefühlsduselige Teenieromanze ungeahnt eine überaus erfreuliche Wende, auch wenn Trachte selbst da die Dramatik phasenweise recht dick aufträgt und einem immer wieder unpassende Details aufstoßen, wenn man sich gerade auf das Schicksal der beiden eingelassen hat. Trotz allem aber taugt die Verfilmung von Jessica Kochs Autobiografie letztendlich allemal zum besten Anschauungsmaterial für junge Gefühlswelten, die plötzlich in schwieriges Fahrwasser geraten, auch wenn sie einen nicht immer direkt abholt.

Trailer:

Bewertung: 6 von 10 Punkten

 

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