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“Die Tribute von Panem: The Ballad of Songbirds and Snakes” – ein überzeugendes Prequel

Autor: Tobi

"Die Tribute von Panem: The Ballad of Songbirds and Snakes" Filmplakat (© LEONINE Studios)

Die Tribute von Panem: The Ballad of Songbirds and Snakes

Darsteller: Tony Blyth, Rachel Zegler, Hunter Schafer, Jason Schwartzman
Regie: Francis Lawrence
Dauer: 157 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.leoninedistribution.com/filme/165932/die-tribute-von-panem-the-ballad-of-songbirds-snakes.html
Facebook: facebook.com/LEONINEStudios
Kinostart: 16. November 2023


Nachdem die vier zwischen 2012 und 2015 in den Kinos gestarteten, auf Bestsellern von Suzanne Collins basierenden “Die Tribute von Panem”-Filme mit den Titelerweiterungen “The Hunger Games”, “Catching Fire” und in zwei Teilen “Mockingjay” große Erfolge wurden, überrascht es nicht, dass das Franchise auf der großen Leinwand weitergeführt wird. Die Geschichte von Katniss Everdeen und Peeta Mellark, die von Jennifer Lawrence und Josh Hutcherson viermal verkörpert wurden, ist allerdings auserzählt, und so geht es nun weit zurück in die Zeit davor.

Im Mittelpunkt der Handlung steht diesmal Coriolanus Snow, den wir gespielt von Donald Sutherland als fiesen, gealterten Präsidenten der im Kapitol herrschenden Regierung von Panem kennengelernt haben. Verkörpert von Tom Blyth sehen wir ihn nun 64 Jahre früher an der Schwelle vom Jungen zum Mann, und der strebsame Filius soll die Ehre seiner einst angesehenen und wohlhabenden, inzwischen aber kaum noch über finanzielle Mittel verfügenden und daher auch eher abschätzig behandelten Familie retten, indem der 18-jährige dank seiner Leistungen das übliche, gut bezahlte Stipendium für die Universität erhält.

In Erwartung desselben macht sich Coriolanus in schickem, aber doch auch improvisiertem Zwirn auf zur Verleihung, um dann wie alle anderen Anwesenden seines Alters damit konfrontiert zu werden, dass die Regierung die Regeln geändert habe und nun derjenige oder diejenige das Stipendium erhalten soll, der bzw. die als MentorIn der für die zehnten Ausgabe der Hungerspiele selektierten Tribute überzeugt – was sich nicht unbedingt in einem Gewinn manifestieren muss, sondern in einer guten, Publikum ziehenden Show, die den Machern auf Grund gesunkenem Interesse wichtiger ist.

Inmitten einer bunten Truppe von nicht immer hoffnungsvoll ins Rennen gehenden Tributen bekommt Snow Lucy Gray Baird (Rachel Zegler) aus Distrikt 12 zugelost. Zunächst ist er hiermit wenig zufrieden, wirkt sie doch wenig durchschlagskräftig – dafür ist sie aber nicht nur hübsch, sondern auch frech schlagfertig, und sie kann sehr gut singen, was die beiden dann auch bald einsetzen. Nach erstem Kennenlernen, bei dem alle Tribute in einem Zoo hinter Gittern zur Schau gestellt werden, es aber bei einigen auch schon zu emotionalen und körperlichen Ausbrüchen kommt, geht es ins Training und in die Besprechung taktischer Marschrouten über, wobei Lucy nicht immer Coriolanus’ Meinung ist. Aber sie will überleben, er das Stipendium, und so arbeiten sie zusammen.

"Die Tribute von Panem: The Ballad of Songbirds and Snakes" Szenenbild (© 2023 Lionsgate/ LEONINE Studios)

Coriolanus Snow (Tom Blyth) versucht das Vertrauen von Lucy Gray Baird (Rachel Zegler) zu gewinnen.
(© 2023 Lionsgate/ LEONINE Studios)

Dass Suzanne Collins nach ihrer in den Jahren 2008 bis 2010 veröffentlichten, weltweit über 100 Millionen Mal verkauften “Die Tribute von Panem”-Trilogie 2020 einen Prequel-Roman auf den Markt brachte, erweist sich als Glücksgriff, auch für die Filmemacher, die diesen nun adaptieren durften. “Die Tribute von Panem X – Das Lied von Vogel und Schlange” heißt das Buch in der deutschen Übersetzung – nachdem die Erweiterungstitel der Filme bislang aber ja immer die englischen waren, bleibt es auch diesmal dabei und wir sehen also “Die Tribute von Panem: The Ballad of Songbirds and Snakes”.

Basierend auf einem Drehbuch von Michael Lesslie (“Assassin’s Creed”, “Macbeth”) und Oscar®-Preisträger Michael Arndt (“Little Miss Sunshine”, “Star Wars: Episode VII: Das Erwachen der Macht”) hat Francis Lawrence, der bei “Catching Fire” und den beiden “Mockingjay”-Filmen auch schon Regie führte und somit Panem-erfahren ist, einen Zweieinhalbstünder inszeniert, der zu überzeugen weiß. Zwar war es in einem Film – und erneut zwei wollten die Macher nach einiger “Mockingjay”-Kritik nicht – unmöglich, alle Charaktere und Momente aus dem mit 517 Seiten längsten Panem-Roman von Suzanne Collins bis in die Tiefe auszumalen oder zu beleuchten, aber bei den Hauptfiguren Coriolanus Snow und Lucy Gray ist das Ganze schon sehr gut gelungen.

Der Streifen profitiert hierbei von Tom Blyth, der den jungen Snow mit vollem Ausdruck stark spielt, und der schon in “West Side Story” überzeugenden Rachel Zegler, die ihr schauspielerisches wie auch Gesangstalent erneut unter Beweis stellen kann – und die eingestreuten Folk-Lieder sind wirklich gut und passen sich optimal ein, ohne zu nerven oder das Ganze zu sehr in Musical-Richtung zu bewegen, wobei auch der Score von James Newton Howard wieder optimal untermalt.

Natürlich waren die vier ersten Panem-Film mit Jennifer Lawrence, Woody Harrelson, Elizabeth Banks, Stanley Tucci und Donald Sutherland namhafter besetzt, aber die hier agierende Riege macht ihre Sache sehr gut, und mit Peter Dinklage als Dekan Casca Highbottom, der die zehnten Hungerspiele ausgearbeitet hat, und Viola Davis als oberste Spielleiterin Dr. Volumnia Gaul, die fieserweise auch mal überraschende Elemente wie Giftschlangen mit einwirft, wirken zumindest zwei sehr bekannte Gesichter mit, und das gekonnt. Aber auch die anderen spielen allesamt überzeugend, von Jason Schwartzman als TV-Moderator Lucretius “Lucky” Flickerman über Fionnula Flanagan als Coriolanus’ Großmutter und Hunter Schafer als seine ältere, immer mit Rat und Tat zur Seite stehende Cousine Tigris bis zu Josh Andrés Rivera als sein Klassenkamerad, Freund und nun als Mentor auch Rivale Sejanus Plinth.

“Die Tribute von Panem: The Ballad of Songbirds and Snakes” weiß neben seinen DarstellerInnen mit interessanter Handlung, guten Dialogen, toller Ausstattung, starken Bildern und zwischen düsterer Atmosphäre, Action und tiefergehenenden Momenten wechselnden Szenen gut zu unterhalten. Und nach zwei Dritteln des Films bekommt er dann auch noch einmal eine ganz andere Färbung, als die Handlung sich vom Überlebenskampf der hier im Vergleich zu später noch auf kleinem Arena-Raum stattfindenden Hungerspiele weg verlagert und andere Themen in den Mittelpunkt rücken. Da spielt es dann auch keine Rolle, wenn fast schon unnötigerweise eine Pflanze als Katniss vorgestellt wird, um eine noch deutlichere Brücke zu den bisherigen Streifen zu bauen. Diese ist mit den tödlichen Spielen, dem machthungrigen Kapitol, den unterworfen leidenden Distrikten und der Person Coriolanus Snow doch sowieso schon da. Dieser ist eine sehr starke, interessante Figur, bei der man nun also beobachten kann, wie er für das Gute kämpft – als Zuschauer im Wissen, dass er viel später dann der böse Herrscher sein wird. Aber zeichnet sich das hier schon ab? Ein überzeugender Film gibt Antworten und wird hierbei über seine alles andere als kurze Spielzeit nie langweilig.

Trailer:

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

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