Home Film “Downton Abbey II: Eine neue Ära” – auffrischender Anstrich für den biederen Kostümfilm

“Downton Abbey II: Eine neue Ära” – auffrischender Anstrich für den biederen Kostümfilm

Autor: Mick

"Downton Abbey II: Eine neue Ära" Filmplakat (© 2021 Focus Features, LLC.)

Downton Abbey II: Eine neue Ära

Darsteller: Maggie Smith, Hugh Dancy, Hugh Bonneville, Michelle Dockery
Regie: Simon Curtis
Dauer: 125 Minuten
FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Website: www.upig.de/micro/downton-abbey-ii-eine-neue-aera
Facebook: facebook.com/Focus.Features.DE


Mit „Downton Abbey II: Eine neue Ära“ geht der opulente Kostümfilm, der 2010 als Fernsehserie startete und in respektablen sechs Staffeln enorm erfolgreich war, nun schon in die zweite Runde. Auch diesmal können sich die Fans britischer Adelshäuser auf das Produktionsteam verlassen, das wieder die gesamte Stammbesetzung vor die Kamera gekriegt hat und vom altbewährten Autor Julian Fellowes mit einem neuen Drehbuch beliefert wurde. Den Regiestuhl allerdings übernahm jetzt Simon Curtis, der mit seinen früheren Werken „Goodbye Christopher Robin“ und „My Week with Marylin“ im Genre des Historiendramas auch kein ganz Unerfahrener ist.

Sorgte im ersten Teil noch der Besuch des britischen Königspaares auf dem Landgut Downton Abbey für reichlich Wirbel, ist es jetzt ein Filmteam, das das Leben des Herrenhauses Ende der 20er Jahre gewaltig durcheinanderbringt. Denn auch Adlige müssen halt manchmal zusehen, dass mal wieder Geld in die Kasse kommt, wo doch teure Ausbesserungsarbeiten anstehen. Da kommt das lukrative Angebot einer renommierten Kinoproduktion gerade recht, sich für die Dreharbeiten ihres neuen Kasinofilms in Downton Abbey einzumieten und überzeugt sogar den Traditionalisten Robert Crawley (Hugh Bonneville). Dass die Filmleute unter anderem die Stummfilmstars Myrna Dalgleish (Laura Haddock) und Guy Dexter (Dominic West) im Gepäck haben, versetzt besonders die Dienerschaft in helle Aufregung, die dem neureichen Promi-Glanz in ihrer unmittelbaren Nähe entgegenfiebert.

Diesen frischen Wind hatte die Serie auch dringend nötig, die vorher Zeitgeschehen wie den Ersten Weltkrieg oder die Spanische Grippe abhandelte und mit der ersten Kinofassung eigentlich auserzählt schien. Mit seiner Idee des Films im Film jedoch gelingt Downton-Abbey-Erfinder Fellowes hier ein genialer Schachzug, indem er nicht nur die moderne Welt auf dem gediegenen Anwesen Einzug halten lässt und dadurch gezielt die Konfrontation mit alten Traditionen sucht, sondern obendrein das einbrechende Ende der Stummfilm-Ära thematisiert. Das wird für die schon angelaufenen Dreharbeiten zur realen Bedrohung, dreht doch die Produktionsfirma wegen der aufkommenden, erfolgreicheren Tonfilme kurzerhand den Geldhahn zu und zwingt die gesamte Gesellschaft zur überaus unterhaltsamen Improvisation.

"Downton Abbey II: Eine neue Ära" Szenenbild (© 2021 Focus Features, LLC.)

(© 2021 Focus Features, LLC. All Rights Reserved.)

Doch auch Matriarchin Lady Violet (Maggie Smith) sorgt auf ihre alten Tage mit einer sonderbaren Erbschaft für Verwirrung: Ein ehemaliger Liebhaber vermacht ihr überraschend eine Villa an der Côte d’Azur, was die Spekulationen über ihre damalige Beziehung ins Kraut schießen lässt und Robert Crawleys Familie samt vollständiger Entourage zu einem Besuch in Südfrankreich bewegt. Auch das lockert den zuvor recht eingefahrenen Plot sichtlich auf und führt mit der Exkursion in den heißen Süden zu einem angenehmen Tapetenwechsel.

So bricht die titelgebende neue Ära eigentlich gleich in zweierlei Hinsicht an: Einerseits macht Lady Violet so langsam Platz für die nachfolgenden Generationen, gleichzeitig aber sorgt der Tonfilm für eine Aufbruchstimmung in dem spießigen Herrenhaus, der sich auch die konservativsten Bewohner nicht entziehen können. Und doch pflegt auch der neue Downton-Abbey-Film seinen Konservatismus, ergeht sich mit seiner üppigen Ausstattung, aufwändigen Kostümen und zahlreichen Figuren in längst überholtem Standesdenken und feiert so alte Traditionen.

Und doch kann man ihm dafür nicht so recht böse sein, bildet er doch nur die Verhältnisse der damaligen Zeit ab und sorgt immer wieder mit erfrischenden, wortwitzigen Dialogen für Unterhaltung. Mit seiner Inszenierung verpasst Simon Curtis dem etwas eingestaubten Format so einen frischen Anstrich, der die versnobte Gesellschaft zwar nicht übertünchen kann, ihr zumindest aber ein paar weitere Farbtöne hinzufügt.

Trailer:

Bewertung: 6 von 10 Punkten

 

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