Home Film “Elvis” – das berührende Musikdrama geht weit über ein Biopic hinaus

“Elvis” – das berührende Musikdrama geht weit über ein Biopic hinaus

Autor: Mick

"Elvis" Filmplakat (© 2022 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.)

Elvis

Darsteller: Austin Butler, Tom Hanks, Olivia DeJonge, Luke Bracey
Regie: Baz Luhrmann
Dauer: 159 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Website: www.warnerbros.de/de-de/filme/elvis
Facebook: facebook.com/WarnerBrosDE


Schon mit „Strictly Ballroom“ (1992) und vor allem seinem riesigen Musicalerfolg „Moulin Rouge!“ (2001) hat der Australier Baz Luhrmann seine Affinität zur Musik einschlägig unter Beweis gestellt. Jetzt hat er sich das ereignisreiche Leben eines der größten Musiker aller Zeiten vorgenommen und präsentiert uns mit „Elvis“ eine wirklich epische Biografie des legendären Rock’n’Rollers Elvis Presley, die einen nicht nur emotional voll mitnimmt, sondern vor allem Elvis‘ zwiespältige Beziehung zu seinem langjährigen Manager Colonel Tom Parker in den Vordergrund rückt.

Den stellt uns Luhrmann auch gleich als Erzähler seiner Geschichte vor, der die Bilder zurückblickend mit seinem subjektiven Kommentar aus dem Off einzuordnen und mit einer Mischung aus Selbstlob und Rechtfertigung landläufige Ansichten zu korrigieren sucht. Noch bevor wir Parker (Tom Hanks) überhaupt zum ersten Mal zu Gesicht bekommen, haben wir so schon ein recht detailliertes Bild vom Charakter des verschlagenen, geldfixierten Veranstalters – oder wie er selbst seine Beziehung zu Elvis in Anspielung auf seine Gauklerqualitäten bezeichnet: „the snowman and the showman“ –, der mit uns zunächst die Jugend und die Anfänge von Elvis‘ (Austin Butler) Karriere abarbeitet.

Dabei geht Luhrmann erstmal streng chronologisch vor, hechelt mit uns nach der Vorstellung des umtriebigen Parker, den der offensichtlich beliebig wandelbare Tom Hanks hier enorm einfühlsam und erstaunlich feist gibt, und der Mitte der 50er Jahre mit einer einträglichen Countrymusik-Show durch die Südstaaten tingelt, durch die frühen Jahre des kommenden Weltstars, um schon da die enormen Einflüsse von Gospel und schwarzer Musik auf den in ärmlichen Verhältnissen aufwachsenden Elvis herauszustreichen. Mit opulenten Einblendungen, Splitscreens und Parkers Sicht auf die Dinge nutzt er nicht nur alle Möglichkeiten des Kinos, sondern baut so gekonnt auch noch die Brücke zum eigentlichen Thema seines beeindruckenden Biopics: der Abhängigkeit des Stars von seinem Manager, die sich bisweilen geradezu in Hörigkeit verwandeln soll. Und die nimmt ihren Anfang, als Tom Parker Elvis 1955 zum ersten Mal im Radio hört und erfährt, dass es sich bei dem aufstrebenden Talent wider Erwarten um einen weißen Sänger handelt, dessen Vermarktung auf dem Musikmarkt der streng rassengetrennten USA dadurch nichts im Wege steht.

"Elvis" Szenenbild (© 2022 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.)

(© 2022 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.)

Schon da hört der gewiefte Manager gehörig die Kasse klingeln, der eigentliche Schlüsselmoment jedoch ist der, als Parker Elvis kurze Zeit später zum ersten Mal auf der Bühne erlebt und die Wirkung seines aufreizenden Hüftschwungs auf die Damenwelt bestaunen kann. Spätestens da steht für ihn fest, dass er das Jahrhunderttalent mit der erotischen Ausstrahlung unbedingt unter Vertrag nehmen muss, was nach einem kurzen, manipulativen Überzeugungsgespräch zusammen mit Elvis‘ Eltern auch gelingt. Und ab da, soviel muss man bei aller Ambivalenz der Figur Parkers zugeben, nimmt die Karriere des Musikers wie auch der Film richtig Fahrt auf, jagt ein Auftritt den anderen und ist obendrein der erste große Plattenvertrag inklusive Nr.1-Hit schnell unterschrieben.

Das alles bricht fast über Nacht über den gerade 20-jährigen Elvis herein, in dessen Seelenleben uns der grandios aufspielende Austin Butler hier mit ungeheurer Empathie Einblick gibt. So sind nicht nur die Auswirkungen des plötzlichen Starrummels um den eben noch als Auslieferungsfahrer tätigen Sänger, sondern vor allem sein fast naives Vertrauen in den väterlichen Manager hautnah spürbar. Überhaupt setzt Luhrmann über die gesamte Dauer seines Streifens auf die großen Emotionen, kommen wir Elvis dank Butler unheimlich nahe und können so alle Phasen und Kontroversen seiner 22-jährigen Karriere noch einmal miterleben.

Dass der Regisseur die auch noch in den historischen Kontext von Prüderie und Rassentrennung einbettet, denen sich der Star vehement entgegenstellt, letztendlich aber immer wieder der geschickten Einflussnahme seines profitgierigen Managers erliegt, macht den Film nicht nur unheimlich lehrreich, sondern verleiht ihm eine Tiefe, die die über zweieinhalb Stunden auch wegen ihrer musikalischen Einlagen zu einem unbegrenzten, kurzweiligen Vergnügen machen. Da schließt sich mit dem bemitleidenswerten Ende des Musikers dann der Kreis zur Eröffnungssequenz und lässt uns angesichts der egoistischen Manipulationen des zwielichtigen Tom Parker, dem die Gesundheit seines Schützlings völlig egal ist, mit einem letzten Höhepunkt einfach fassungslos zurück.

Trailer:

Bewertung: 10 von 10 Punkten

 

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