Home Film “Gemini Man” – Ang Lees neuer Film reizt und überfordert mit hochauflösender Optik

“Gemini Man” – Ang Lees neuer Film reizt und überfordert mit hochauflösender Optik

Autor: Tobi

"Gemini Man" Filmplakat (© 2019 Paramount Pictures Corporation)

Gemini Man

Darsteller: Will Smith, Mary Elizabeth Winstead, Clive Owen, Benedict Wong
Regie: Ang Lee
Dauer: 117 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: paramount.de/gemini-man
Facebook: facebook.com/geminiman.DE


Dass der taiwanische Regisseur Ang Lee in den letzten Jahren immer mehr Spaß am Ausreizen technischer Möglichkeiten gewonnen hat, sah man am tollen “Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger” (2012), in dem er Selbigen größtenteils fotorealistisch animiert mit auf See schickte, und auch an “Die irre Heldentour des Billy Lynn” (2016). Der Kassenflop war der erste Spielfilm, der neben seiner Ultra-HD-Auflösung auch mit einer extremen High Frame Rate von 120 Bildern/Sekunde gedreht wurde. Hierzulande konnten wir uns vor drei Jahren allerdings nicht von der Auswirkung der HFR-Technologie überzeugen, kam der Streifen doch bei uns mit üblichen 24 Bildern/Sekunde und nicht einmal in 3D in die Kinos.

Die Zeiten haben sich geändert, viele Kinos haben technisch aufgerüstet, und so ist Ang Lees neuer Film “Gemini Man” nun auch bei uns in HFR-3D zu sehen, wo es geht. Modernste Technik selbst steht allerdings nicht nur in Sachen Auflösung im Fokus – sehen wir doch Hauptdarsteller Will Smith gleich zweimal im Film, und das nicht einfach als doppeltes Willchen, sondern als 51-Jährigen, der auf sein fast 30 Jahre jüngeres Ich trifft, und das kommt CGI-animiert daher.

Handlung? Ja, auch die gibt es. Der heutige Will Smith spielt Henry Brogan, der als bester Scharfschütze in Reihen des amerikanischne Geheimdienstes DIA schon 72 Bösewichte ins Jenseits befördern durfte. Toll fühlt er sich allerdings nicht. Er spürt das fortgeschrittene Alter, die Toten gehen nicht spurlos an ihm vorbei, und als dann auch noch berechtigte Zweifel aufkommen, ob der gerade erst aus großer Entfernung in einem fahrenden Schnellzug eliminierte Terrorist überhaupt ein solcher war, da reicht es Henry.

Ein einfacher Ausstieg ist ihm allerdings nicht vergönnt, denn ehe er sich versieht ist er Teil einer groß angelegten Verschwörung und zusammen mit DIA-Agentin Danny Zakarweski (Mary Elizabeth Winstead) auf der Flucht, auch mit Hilfe seines alten Freundes Baron (Benedict Wong). Nun nämlich steht Henry selbst auf der Abschussliste, und als Leiter des geheimen Projektes Gemini setzt Clay Verris (Clive Owen) hierbei vor allem auf eine Kampfmaschine, um Brogan zu töten – einen 28 Jahre jüngeren Klon von Henry.

"Gemini Man" Szenenbild (© 2019 Paramount Pictures Corporation)

(© 2019 Paramount Pictures Corporation)

Erfolgsproduzent Jerry Bruckheimer hielt über viele Jahre am Projekt “Gemini Man” fest, und jetzt war es anscheinend an der Zeit, das Ganze zu realisieren. Das Wort “Realisieren” bekommt hierbei eine ganz besonderen Färbung, denn wenn man den Streifen in sogenanntem 3D+ mit 60 Bildern/Sekunde sieht, dann muss man sich schon eine ganze Weile an die mehr als wirkliche Optik gewöhnen. Natürlich hat die Umsetzung auch ihren Reiz, besonders in den ganz wenigen Unterwasserszenen und den weit weniger spärlich dosierten Verfolgungsjagden, insgesamt aber klaut sie dem Kino seine Magie und wirkt eher wie in einem “Making Of”, einer Freizeitpark-Stuntshow oder einem Computerspiel.

Der junge Will Smith ist hierbei nicht das Problem, diesen hat man im Computer abgesehen von wenigen Szenen mit kleinen CGI-Schwächen gut hinbekommen inmitten einer ansonsten handelsüblichen Agententhriller-Story. Diese ist völlig okay und nimmt einen mit Szenen in Budapest oder Kolumbien auch örtlich gesehen interessant mit. Agentin Danny hätten die diversen Drehbuchschreiber aber ruhig etwas mehr Wichtigkeit geben können, und auch den Charakter von Clay Verris, den Clive Owen solide spielt, hätte man besser umreißen können. Im Endeffekt steht hier aber dann doch die Technik im Mittelpunkt der danach geführten Gespräche, und diese lässt Zweifel an ihrem Nutzen aufkommen.

Trailer:

Bewertung: 6 von 10 Punkten

 

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