Home Film “JFK Revisited” – nach “JFK – Tatort Dallas” wühlt Oliver Stone mit seiner Doku erneut extrem auf

“JFK Revisited” – nach “JFK – Tatort Dallas” wühlt Oliver Stone mit seiner Doku erneut extrem auf

Autor: Mick

"JFK Revisited – Die Wahrheit über den Mord an John F. Kennedy" Filmplakat (© DCM)

JFK Revisited – Die Wahrheit über den Mord an John F. Kennedy

Dokumentarfilm
Regie: Oliver Stone
Spieldauer: 118 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: dcmstories.com/de/collection/jfk-revisited-die-wahrheit-ueber-den-mord-an-john-f-kennedy
Facebook: facebook.com/dcmstories


22.11.1963, Tag des Attentats auf John F. Kennedy – ein einschneidendes Datum, das sich wie nur wenige der neueren Geschichte ins Gedächtnis eingebrannt hat. Und noch immer stellen sich beim Blick auf die Umstände des Mordes am damaligen US-Präsidenten mehr Fragen, als die Regierung befriedigende Erklärungen geliefert hat. Das empfand auch Regie-Ikone Oliver Stone schon 1991 so, als er mit seinem Drama „JFK – Tatort Dallas“ die offizielle Einzeltäter-Version der Ereignisse von damals anzweifelte und damit für hohe Wellen sorgte. Zugegebenermaßen arbeitete er darin hauptsächlich Indizien reißerisch zu einer leinwandkompatiblen Verschwörungstheorie auf, die allerdings zu seiner Anhörung vor dem US-Kongress und in der Folge zur vorzeitigen Veröffentlichung unter Verschluss gehaltener Akten führte.

Ganze 30 Jahre später stützt er sich in seiner spannenden Dokumentation „JFK Revisited – Die Wahrheit über den Mord an John F. Kennedy“ auf genau diese Akten und das auf ihnen basierende Sachbuch „Destiny Betrayed: JFK, Cuba, and the Garrison Case“ des Investigativjournalisten James DiEugenio, in die er sich mit enormer Akribie eingearbeitet hat. Und allein dafür gebührt ihm größter Dank, ermöglicht er uns damit abseits zahlloser Veröffentlichungen zum Thema doch wenigstens eine andere Sicht auf die Dinge als die, die von der US-Regierung immer noch offiziell vertreten wird. Und seine ist bei Benutzung des gesunden Menschenverstands um einiges plausibler, denn die Einzeltäter-These der damals eingerichteten Untersuchungskommission erscheint bei Betrachten der neuen Beweislage vorsichtig formuliert zumindest fragwürdig.

Schlagzeile der Zeitung über den Tod von Präsident John F. Kennedy (© National Archives)

Schlagzeile der Zeitung über den Tod von Präsident John F. Kennedy (© National Archives)

Natürlich muss sich Oliver Stone wie auch Enthüllungsspezialist Michael Moore den Vorwurf gefallen lassen, polemisch Fakten und Indizien zu einem seine Verschwörungstheorie stützenden Brei zusammenzurühren, der den kommerziellen Erfolg seines Werkes sicherstellen soll. Und doch trägt er hier teilweise handfeste neue Beweise zusammen, die den Bericht der Kommission arg ins Wanken bringen. Angefangen vom widersprüchlichen protokollarischen Ablauf bei der Behandlung der „magischen Kugel“, mit der der offizielle Einzeltäter Lee Harvey Oswald sieben Wunden verursacht haben soll, über nachweislich unterdrückte und dreist abgeänderte Augenzeugenberichte bis zur geradezu stümperhaft manipulierten, ohnehin jenseits jeglicher Vorschriften durchgeführten Autopsie des Leichnams, entlarvt er dabei wichtige Fakten der noch immer Bestand habenden Regierungsversion als glatt gelogen. Was uns aber schier den Atem verschlägt, sind seine Anhaltspunkte dafür, dass aktenkundig sicherheitshalber gleiche Sündenbockszenarien für die Wahlkampfveranstaltungen in Chicago und Miami installiert wurden, wie es dann letztendlich offensichtlich mit Lee Harvey Oswald in Dallas zum Tragen kam.

Das präsentiert er gut verständlich genauso erhellend wie aufwühlend, macht uns die Unverfrorenheit der mit erzkonservativen Kräften schon dubios zusammengestellten Untersuchungskommission minütlich sprachloser und wütender angesichts des fatalen Zusammenwirkens einflussreicher Institutionen, das sich bis heute nicht grundlegend geändert hat. Dazu liefert er uns abschließend auch passgenaue Motive der Geheimdienste und Rüstungsunternehmen, denen das von Kennedy angekündigte rigoros zusammengestrichene CIA-Budget und der ebenso geplante Rückzug aus Vietnam gar nicht gefielen. Abgesehen davon stellte die generelle Abneigung mächtiger Entscheidungsträger gegen den besonders die CIA betreffend reformwilligen Präsidenten zusätzliche Motivation dar, die schon in eine denkwürdige Szene in Stones Spielfilm „JFK – Tatort Dallas“ durch die Worte eines geheimen Informanten vielsagend Eingang fand. Mit Oliver Stone hat sich offenbar jemand gefunden, der die Suche nach der Wahrheit zu einer Lebensaufgabe gemacht hat und daran glücklicherweise die Öffentlichkeit teilhaben lässt. Schade nur, dass es seine packende Dokumentation in den Vereinigten Staaten nicht in die Kinos geschafft hat und nur im Pay-TV zu sehen ist. Da ist für Stone noch einiges an Aufklärungsarbeit zu leisten, zumal noch immer nicht alle Verschlusssachen zum Mord am Präsidenten veröffentlicht sind.

Trailer:

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

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