Home Film “King’s Land” – intensives Historiendrama über die Abgründe menschlicher Niedertracht

“King’s Land” – intensives Historiendrama über die Abgründe menschlicher Niedertracht

Autor: Mick

"King's Land" Filmplakat (© PLAION Pictures)

King’s Land

Darsteller: Mads Mikkelsen, Simon Bennebjerg, Amanda Collin, Kristine Kujath Thorp
Regie: Nikolaj Arcel
Dauer: 127 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Facebook: facebook.com/PLAION.PICTURES
Kinostart: 6. Juni 2024


Dass er sich sowohl mit der Verfilmung historischer Stoffe als auch in der Zusammenarbeit mit Mads Mikkelsen bestens auskennt, hat der Däne Nicolaj Arcel schon 2012 mit seinem Drama „Die Königin und der Leibarzt“ unter Beweis gestellt. Nach seinem zwischenzeitlichen Hollywood-Ausflug 2017, dem düsteren Fantasyepos „Der dunkle Turm“, begibt er sich nun gewissermaßen zurück zu seinen Wurzeln und beschäftigt sich in seiner auf wahren Ereignissen basierenden Romanadaption „King’s Land“ erneut mit einem Teil der dänischen Geschichte, den er uns eindrucksvoll als nordischen Western präsentiert.

Mitte des 18. Jahrhunderts verzweifelt König Frederik V. fast daran, die unwirtliche Heide Jütlands zu kultivieren und damit endlich eine lukrative Besiedlung des lebensfeindlichen Landstrichs voranzutreiben. Gescheitert sind bei diesem Unterfangen schon viele, und so räumt der Hofstaat auch dem Ex-Soldaten Ludvig Kahlen (Mads Mikkelsen) keine größeren Chancen ein, der mit einem außergewöhnlichen Angebot an den König allenfalls ein müdes Lächeln erntet. Kahlen aber ist von Ehrgeiz geradezu zerfressen, vom Leben bisher schon ganz andere Unwägbarkeiten gewohnt und jetzt fest gewillt sich endlich in den Adelsstand erheben zu lassen, wo ihm dieser trotz seiner Meriten als deutscher Soldat bislang verwehrt wurde.

Seine ärmliche Hauptmannspension nämlich reicht kaum zum Leben und so bittet er den König um die Verleihung eines Adelstitels und ein Stück Land in der kargen Heide, sollte es ihm gelingen, dieses urbar zu machen. Ein Vorschlag, bei dem der König nicht viel zu verlieren hat, und so ist das Dokument auch schnell ausgestellt, welches ihm die Bewirtschaftung eines von Kahlen ausgewählten Gebiets, „King’s Land“ eben, gewährt. Dies wählt der Bodenkenner sorgfältig aus und hat mit dem Anbau unempfindlicher deutscher Kartoffeln auch schon einen präzisen Plan, wie der unwirtlichen Heide tatsächlich Erträge abzuringen sind.

Dafür allerdings benötigt auch er als typischer Einzelgänger dringend Hilfe, die er schließlich beim Priester Eklund, einer Handvoll verpflichteter Gesetzloser und dem vor dem Gutsherren De Schinkel (Simon Bennebjerg) flüchtigen Leibeigenen-Pärchen Ann Barbara (Amanda Collin) und Johannes findet. Und schon ist mit dem Großgrundbesitz-Erben Schinkel, der sich nicht nur für sein Ego „De Schinkel“ nennen lässt, sondern obendrein mit reiner Willkür über die abgelegene Heide herrscht, ein klassischer Antagonist Kahlens gefunden. Dem ist der fremde Siedler natürlich ein Dorn im Auge, sieht er doch durch Kahlen plötzlich seine Alleinherrschaft gefährdet, bei der er als Tyrann vor allem seiner Bediensteten regelmäßig auch auf brutalste Weise königliche Gesetze missachtet.

"King's Land" Szenenbild (© Henrik Ohsten – Zentropa)

Ludvig Kahlen (Mads Mikkelsen) ist fest entschlossen, der erbarmungslosen Natur die Stirn zu bieten und Jütland urbar zu machen.
(© Henrik Ohsten – Zentropa)

Dieses typische Western-Szenario Gut gegen Böse kreiert Regisseur Arcel hier mit wunderbaren Aufnahmen der weiten Heidelandschaft auch ohne weiße und schwarze Hüte, wenn er den Konflikt zwischen dem sturen Underdog Kahlen und dem Despoten De Schinkel langsam eskalieren lässt. Selbstverständlich lässt sich der Stoiker Kahlen von De Schinkels perfiden Sabotageakten nicht entmutigen, zu sehr ist der uneheliche Sohn eines Adligen und dessen Magd – nicht umsonst heißt der Film im Original treffend „Bastarden“ – vom Streben nach gesellschaftlicher Anerkennung getrieben. Selbst das Verschrecken seiner Arbeiter und die bestialische Hinrichtung von Johannes können ihn nicht einschüchtern und lösen beim hartnäckigen Hauptmann vielmehr eine Trotzreaktion aus.

Das alles spielt Mads Mikkelsen großartig mit fast versteinerter Miene und lässt uns dabei doch immer wieder durch seine nuancierte Mimik teilhaben an den Befindlichkeiten des vom Schicksal gebeutelten Ludvig Kahlen, der gewillt ist sein Recht mit eisernem Willen zu verteidigen. Dem aber steht der kongeniale Simon Bennebjerg kaum nach und verleiht seinem klassischen Bösewicht Frederik De Schinkel solch eine dekadente Durchtriebenheit, dass in uns manchmal fast Hassgefühle aufkommen.

Sieht man Arcels Film jedoch als reine Konfrontation von Gut und Böse, so tut man ihm wirklich unrecht, bietet er doch mit der tiefgründigen Charakterstudie Kahlens, der sich nach Johannes‘ Tod auch noch unvermittelt zwischen zwei Frauen wiederfindet, und der Beschäftigung mit eingefahrenem Standesdenken noch so viel mehr. So ist das Historiendrama genauso packendes Ringen um Macht wie Auseinandersetzung mit der Geschichte Dänemarks, das auf jeden Fall bestens unterhält.

Trailer:

Bewertung: 7 von 10 Punkten

 

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