Home Film “Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes” – Wim Wenders’ interessantes Portrait des bescheidenen Kirchenoberhauptes

“Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes” – Wim Wenders’ interessantes Portrait des bescheidenen Kirchenoberhauptes

Autor: Tobi

"Papst Franziskus - Ein Mann seines Wortes" (© Universal Pictures)

Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes

Dokumentation
Regie: Wim Wenders
Dauer: 96 Minuten
FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Website: upig.de/micro/papst-franziskus
Facebook: facebook.com/MannSeinesWortes.DE


Vorweg genommen – ich bin kein Katholik, und im Grunde genommen würde ich mich nicht mal als gläubig bezeichnen. Und doch war ich sehr gespannt auf die Dokumentation “Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes”. Dies liegt zum einen daran, dass Regisseur Wim Wenders schon viele tolle Filme vorlgelegt hat, zu denen auch einige äußerst sehenswerte Dokumentarfilme wie “Buena Vista Social Club” oder “Das Salz der Erde” gehörten. Zum anderen liegt es daran, dass Papst Franziskus eine sehr interessante Persönlichkeit ist, der es zu gelingen scheint, der katholischen Kirche nach vielen Skandalen die Glaubwürdigkeit zurück zu geben, die eine Kirche haben sollte.

Der Dokumentarfilm untermauert dies, wobei der Fokus klar auf dem Jetzt liegt als auf der Lebensgeschichte des Papstes. Ganz knapp nur wird diese angerissen. Umso ausführlicher wird thematisiert, warum Jorge Mario Bergoglio, Kardinal von Buenos Aires, am 13. März 2013, als er zum 266. Papst der katholischen Kirche gewählt wurde, hierbei dem ersten vom amerikanischen Kontinent, als erster den Namen Franziskus annahm. In Schwarz-Weiß-Spielfilmszenen sieht man über den Film verteilt immer wieder Szenen aus dem Leben des Franz von Assisi (1181–1226), einem der meistverehrten christlichen Heiligen und Reformer, der sein Leben “Schwester Armut” widmete, aber auch seiner Liebe zur Natur und allen Lebewesen auf unserem Planeten, den er zärtlich “Schwester Mutter Erde” nannte.

Das passt zum heutigen Papst. Diesen lernen wird durch drei filmische Elemente näher kennen. Da wären zum einen Aufnahmen von öffentlichen Auftritten des Papstes, wie man sie im Fernsehen sieht. Außerdem hat – was sehr besonders ist – der Vatikan sein Archiv für Wim Wenders geöffnet und ihm die Verwendung von exklusivem Bildmaterial erlaubt. Dies lag sicher vor allem daran, dass die Idee zum Film aus dem Vatikan kam, genauer gesagt vom Sekretariat für Kommunikation des Heiligen Stuhls, von dessen Seite man Wenders vor einigen Jahren kontaktierte, und dass es nicht der Filmemacher war, der dort anklopfte. Als drittes Element sind Interviewsequenzen mit Papst Franziskus sehr präsent, die in vier langen Gesprächen mit ihm entstanden und die im Film untertitelt werden, während ansonsten die bewusst zurückhaltende Stimme eines Sprechers zu hören ist.

"Papst Franziskus - Ein Mann seines Wortes" (© Universal Pictures)

(© Universal Pictures)

Die Mischung aus all diesen Elementen ergibt einen hervorragenden Film, der auch für jeden, egal welcher Religion, gläubig oder nicht, sehr interessant ist.  Die Gedanken des Papstes zu verschiedenen globalen Problematiken und Themen wie Armut, Hungersnot, Flüchtlingskrise, soziale Ungerechtigkeit oder Krieg sind äußerst intelligent und wirken oftmals tatsächlich erleuchtend, weil man spürt, dass der Papst nicht nur redet, sondern das Ganze seine feste Überzeugung widerspiegelt. Dies wird zum einen dadurch untermauert, dass er im Gegensatz zu Vorgängern ja auch viel bescheidener lebt und auftritt, eben wahrlich “ein Mann seines Wortes” ist. Zum anderen sind da seine Besuche bei Bauern, im Flüchtlingslager, bei Armen in den Favelas Brasiliens, bei Gefängnisinsassen, bei Katastrophenopfern, oder auch seine Auftritte vor den Vereinten Nationen und im US-Kongress, also bei denen, die politisch viel bewegen können.

Hinzu kommt, dass hier ein Papst im Amt ist, der die Missstände innerhalb der katholischen Kirche wie Kindesmissbrauch oder Zweckentfremdung von Kirchengeldern offen anspricht und verurteilt, und der sich darum bemüht, Konfessionen nicht zu entzweien, sondern zu einen, denn im Mittelpunkt steht neben Gottes Wort und Werk nun einmal der Mensch, egal welcher Hautfarbe, egal welcher Kultur, egal welchen Glaubens. Das Reformbestreben des Papstes, welches ihn sicher nicht bei allen Mitgliedern seiner Kirche beliebt macht, unterscheidet Franziskus in seinem Amt von den Vorgängern und macht ihn zusammen mit seiner nahbaren Art zum beliebtesten Papst seit langem.

Die Interviewsequenzen sind so aufgenommen worden, als spräche der Papst direkt zum Zuschauer, und zwar mit eingehender Intensität ebenso wie mit angenehmer Lockerheit zwischen den ernsten und eindringlichen Passagen. Franzsiskus erläutert, passend zu seiner Namesgebung, die Vision einer Kirche, die von tiefer Sorge um die Armen geprägt ist. Wenn man das Kino verlässt, dann mit einem bestätigten oder gestärkten Bewusstsein, wie wichtig Liebe und Menschlichkeit in heutigen Zeiten sind.

Trailer:

Bewertung: 9 von 10 Punkten

 

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