Home Film “Ruby taucht ab” – netter Animationsspaß ohne größeren Tiefgang

“Ruby taucht ab” – netter Animationsspaß ohne größeren Tiefgang

Autor: Mick

"Ruby taucht ab" Filmplakat (© 2023 Universal Studios. All Rights Reserved.)

Ruby taucht ab

Animation
Regie: Kirk DeMicco, Faryn Pearl
Dauer: 90 Minuten
FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Website: rubytauchtab-film.de
Facebook: facebook.com/DreamWorksAnimationDeutschland


Gerade einmal eine Woche ist es her, dass uns Disney•Pixar seinen neuen Animationsfilm „Elemental“ beschert und damit nicht gerade Mauern eingerissen hat. Jetzt lässt sich auch der direkte Konkurrent in diesem Marktsegment Dreamworks („Shrek“, „Madagascar“) nicht lange bitten und bringt mit „Ruby taucht ab“ seine neueste Produktion in die deutschen Kinos. Ein klares Muster in der Marketingstrategie ist unverkennbar, liegen die Besucherzahlen halt noch immer weit unter dem Vor-Corona-Niveau, und versprechen einzig Superheldenfilme und Animationsabenteuer, die ganze Familien in die Kinos locken, noch einträgliche Umsätze. Ob man die immer höhere Produktionsfrequenz an diesen einschlägigen Werken stark schwankender Qualität gutheißt, sei jedem selbst überlassen, letztendlich aber ist auch die nur die logische Konsequenz der Gesetze des Marktes, die eben an der Kinokasse gemacht werden.

Hier also „Ruby taucht ab“, mit dem sich das Regisseur:innen-Duo DeMicco/Pearl doch eher an die Gruppe der Heranwachsenden wendet, wie der Originaltitel „Ruby Gillman, Teenage Kraken“ noch viel deutlicher verrät. Die schüchterne Ruby ist dabei abgesehen von ihrer blauen Hautfarbe eine ganz normale Sechzehnjährige, die sich mit den gewöhnlichen Problemen aller Teenager herumschlagen muss: Als Mitglied einer Clique von Nerds ist sie in der High-School geradezu unsichtbar und somit anders als die bewunderte Neue Chelsea nicht gerade mit übermäßig viel Selbstvertrauen gesegnet. Dabei steht der Abschlussball vor der Tür, auf den sie nur zu gerne mit ihrem Schwarm, dem coolen Skaterboy Connor, gehen würde. Ihn zu fragen aber, stellt sich als nahezu unüberwindbare Hürde heraus, da kommt es ihr ganz gelegen, dass er vor ihren Augen ins tosende Meer stürzt. Zwar wurde Ruby schon von klein auf von ihrer Mutter darauf getrimmt jeglichen Kontakt mit Wasser zu vermeiden, jetzt aber ist der alternativlos, will sie Connor zu Hilfe kommen.

Und schon stellen sich die bisherigen Teenie-Alltagssorgen noch als ihre geringsten Probleme heraus, denn schlagartig verwandelt sie sich in den Fluten in einen gewaltigen Riesenkraken, der zwar unter Wasser mächtige Fähigkeiten besitzt, mit dem Leben an Land aber wenig kompatibel ist. Gut, dass sie nach einer gewissen Zeit im Trockenen wieder ihren alten Körper zurückerhält, und die zerstörerische Tollpatschigkeit ein Ende hat. Die Entscheidung jedoch, entweder im Ozean, wie von ihrer im Wasser lebenden Großmutter vorgesehen, den schon Ewigkeiten währenden Kampf gegen die machthungrigen Meerjungfrauen aufzunehmen, oder aber einfach nur ein ganz normaler Teenager zu sein, wie sie es sich einmal selbst wünscht, kann ihr keiner abnehmen.

"Ruby taucht ab" Szenenbild (© 2023 Universal Studios. All Rights Reserved.)

(© 2023 Universal Studios. All Rights Reserved.)

Zumindest Rubys Identitätskrise verleiht dem doch allzu biederen Plot, der sonst den Pfaden gewöhnlicher High-School-Komödien folgt, eine interessante Dimension. Erschöpft sich die Handlung ansonsten weitestgehend damit, den handelsüblichen Slapstick des an Land kaum manövrierfähigen Kraken durchzuexerzieren, ist Rubys Gewissenskonflikt eine willkommene Abwechslung zum gängigen Beliebtheitswettbewerb in der Schule, dem man irgendwie nichts mehr abgewinnen kann. Schön aber, dass sich Beliebtheitskönigin Chelsea, die merkwürdigerweise die Nähe der Außenseiterin Ruby sucht, bald als Meerjungfrau entpuppt. Und die stellt hier nicht etwa eine von allen geliebte, niedliche Märchenfigur dar, wie wir es erst kürzlich noch in „Arielle“ erleben durften, sondern verkörpert ganz im Gegenteil erfrischend das Böse, das die Familie der Riesenkraken schon seit Generationen im Zaum zu halten versucht.

Trotz der zum Ende hin aufgebauten Spannung ist Dreamworks neuer Animationsstreich kaum mehr als Massenware und punktet vor allem durch die künstlerische Bildgewalt seiner bunten Unterwasserszenen, denen man deutlich das im Hintergrund werkelnde Team von „Drachenzähmen leicht gemacht“ anmerkt. Und obwohl mit der gegenläufigen Besetzung der Kontrahenten neue Wege beschritten werden, wirkt der Streifen, dem nahezu jede Situationskomik fehlt, über weite Strecken reichlich uninspiriert. So ist er zwar nett anzuschauen, größeren Anspruch aber, den man an die renommierten Dreamworks-Studios schon mal stellen kann, vermisst man hier auch als Teenager komplett.

Trailer:

Bewertung: 6 von 10 Punkten

 

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