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“Freaks Out” – ein faszinierend anderer Superhelden-Film

Autor: Tobi

Am 23. Juni 2023 veröffentlicht SquareOne Entertainment den Fantasy Filmfest Publikumsliebling “Freaks Out”, der seine Premiere auf dem Filmfestival in Venedig 2021 feierte und dort auch einige kleinere Auszeichnungen erhielt, als DVD und Blu-ray, digital bereits seit 15. Juni verfügbar.

"Freaks Out" Blu-ray (© SquareOne Entertainment)

Verleih: SquareOne Entertainment
Facebook: facebook.com/SquareOneEntertainmentGmbH
Filmlänge: 141 Minuten
Sprachen: Deutsch, Italienisch
Untertitel: Deutsch
FSK: freigegeben ab 16 Jahren

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Handlung:

Sie sind eine Laune der Natur und durch ihre Superkräfte die größte Attraktion im Zirkus: ein magisch begabter Albino, ein magnetischer Zwerg, ein Wolfsmensch mit übermenschlichen Kräften und eine elektrisierende Tänzerin. Als die Deutschen 1943 in Rom einmarschieren und ihr Zirkusdirektor und Ziehvater Israel auf der Suche nach einer Fluchtmöglichkeit spurlos verschwindet, beginnt für Cencio, Mario, Fulvio und Matilde eine bizarre Odyssee durch die vom Krieg zerrissene, ewige Stadt. Die Vier müssen gemeinsam ums Überleben kämpfen und hoffen, im Zirkus Berlin eine neue Heimat gefunden zu haben. Doch der Zirkusdirektor und fanatische Nazi Franz (Franz Rogowski) hat es auf ihre Superkräfte abgesehen, um eine Niederlage der Nazis zu vereiteln.

"Freaks Out" Szenenbild (© SquareOne Entertainment)

(© SquareOne Entertainment)

Kritik:

Denkt man an Superheldenfilme, dann automatisch an die konkurrierenden Mega-Studios von Marvel und DC, oder an das Spider-Man Universe von Sony. In puncto Budgets, Aufmachung und CGI-Effekte kann mit diesen so gut wie niemand mithalten, und das wird wohl auch erst einmal so bleiben. Dass dies aber nicht heißt, dass das Thema für andere tabu sein muss, untermauert der Italiener Gabriele Mainetti auch mit seinem zweiten Spielfilm, bei dem er Regie führte, das Drehbuch mitschrieb, co-produzierte und auch an der musikalischen Untermalung noch beteiligt war.

Es ist also sein Baby, und was für eines. Mit “Freaks Out” präsentiert uns Mainetti einen Streifen, der den Fokus nicht auf Herumfliegen, irreale Kämpfe und oftmals überzogene Action legt, sondern auf sehr interessante Charaktere. Die Freaks im Titel sind die Ausgegrenzten, die als Zirkusattraktionen für Zuschauer sorgen, in denen aber weit mehr wohnt, nämlich die Hoffnung auf Akzeptanz und ein normaleres Leben, auf das Gute.

Der Insekten, Krabbel-, Spinnen- und weitere Kleintiere aus dem Nichts hervor zaubernde und auch steuernde Albino Cencio (Pietro Castellitto), der sich mit wenig versteckter Masturbation in gute Laune bringende, magnetische Kleinwüchsige Mario (Giancarlo Martini) und der bärenstarke, vollbehaarte Wolfsmensch Fulvio (Claudio Santamaria) sehen sich eher als Monster, deren einzige Aufgabe der Zirkus sein kann – und auch die hübsche Matilde (Aurora Giovinazzo) hat kaum andere Ideen, scheint sie mit ihrer Elektrizität doch andere bei Berührungen zu verbrennen.

Die Eröffnungsszene zeigt uns poetisch, wie sie im Zirkus von Israel (Giorgio Tirabassi), der leitet und auch wunderschöne Musik beisteuert, zusammen für Erstaunen sorgen, bis Bomben einschlagen. Der Zweite Weltkrieg tobt, die Deutschen sind in Italien einmarschiert, Gebäude stürzen ein, Menschen fliegen durch die Luft und sterben, und auch der Zirkus wird zerstört. Was nun? Cencio schlägt vor, sich in Rom dem berühmten, immer gut besuchten “Zirkus Berlin” der Nazis anzuschließen, aber die anderen wollen mit denen nicht kooperieren, für Israel als Juden würde das eh schlecht enden, und vom Zirkusdirektor Franz haben sie auch nichts Gutes gehört. Also zieht Israel mit dem Ersparten seiner “Freaks” los, um Tickets für eine Überfahrt nach Amerika zu organisieren – kehrt allerdings nicht heim, woraufhin die Männer Betrug vermuten und nur Matilde sich sicher ist, dass Israel sie nie hintergangen hätte, war er doch wie ein Vater.

Auch Franz (Franz Rogowski) entpuppt sich als sehr besonderer Charakter. Mit zwölf Fingern geboren und daher als Soldat aussortiert spielt er virtuos Klavier im Zirkus, ist aber auch oft zugedröhnt und leidet unter seinen Träumen und Visionen, die ihn in die Zukunft blicken lassen. Kein Wunder also, dass er nicht nur Songs wie Radioheads “Creep” als Eigenkompositionen zelebriert, sich einen Hakenkreuz-Zauberwürfel gebaut und Skizzen von Videospiel-Controllern oder Fidget-Spinnern gemalt hat … er weiß auch, dass der Krieg verloren geht, in Nürnberg der Prozess gemacht wird und Hitler sich erschießen wird – und als im Traum ein iPhone in seiner Manege läutet, bekommt er sogar noch passende Bilder als Videos serviert.

Franz ist besessen von der Idee, durch seinen Zirkus Talente mit den außergewöhnlichen Fähigkeiten zu entdecken, die Hitler helfen können, die Niederlage abzuwenden. Hierfür wendet er übelste Methoden wie Folter an, präsentiert sich brutal und besessen. Als Israel nicht zurück kehrt, machen sich Cencio, Mario und Fulvio auf zu seinem Zirkus, während Matilde sich von ihnen trennt, nach Israel sucht und hierbei eine Gruppe vom Kriegsgeschehen gezeichneter Partisanen kennenlernt, in denen sie neue Verbündete findet, die ebenfalls ausgesondert wurden, aber nicht aufgeben wollen.

Die Superhelden in “Freaks Out” müssen erst dazu gebracht werden, ihre Kräfte voll einzusetzen, und hier gilt der Kampf nicht einem plötzlich aufgetauchten Fantasie-Fiesling wie in den meisten Superhelden-Filmen, er gilt der Realität des Krieges und den Peinigern. Dies alles wird ganz hervorragend dargestellt und weiß zu fesseln, in puncto Handlung, optisch und auch sonst.

Die Darsteller der sogenannten Freaks spielen stark, allen voran Aurora Giovinazzo als Matilde, aber auch der Deutsche Franz Rogowski überzeugt mal wieder, hier als irrer Nazi-Offizier, der zu einem besonderen Feind wird. Nach seinem Szene-Hit “Sie nannten ihn Jeeg Robot” (2015), in dem ein Superheld mit den Verlockungen der Mafia konfrontiert wird, ist Gabriele Mainetti also dem Thema einigermaßen treu geblieben, bietet aber einen facettenreichen, faszinierenden und ganz anderen Streifen, der wohltuend neuen Wind in das Genre bringt.

Bonus-Material:

Als Extras findet man ein 13-minütiges “Making of”, Deleted Scenes (6 Min.), Outtakes (4 Min.), ein VFX Reel (10 Min.) und den deutschen Trailer.

Bewertung: 9 von 10 Punkten

 


Weitere Spezifikationen:

Verkaufsstart: 23. Juni 2023
Bildformat: 16:9 (2,39:1)
Ton Blu-ray: DTS-HD MA 5.1
Ton DVD: Dolby Digital 5.1

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