Home Film “SAW X” – Tobin Bell kehrt zurück und es wird brutal, aber endlich auch wieder gut

“SAW X” – Tobin Bell kehrt zurück und es wird brutal, aber endlich auch wieder gut

Autor: Tobi

"SAW X" Filmplakat (© Studiocanal)

SAW X

Darsteller: Tobin Bell, Shawnee Smith, Synnøve Macody Lund, Steven Brand
Regie: Kevin Greutert
Dauer: 118 Minuten
FSK: freigegeben ab 18 Jahren
Website: www.studiocanal.de/title/saw-x-2023
Facebook: facebook.com/moviecult.de
Kinostart: 30. November 2023


2004 war es, als “SAW”, das Langfilm-Regiedebüt von James Wan, zum Horror-Überraschungshit wurde und bei einem Budget von knapp über einer Million US-Dollar mehr als 100 Millionen US-Dollar einspielte. Eine Fortsetzung ließ nicht lange auf sich warten, und sie blieb nicht alleine, so dass wir nun bereits den zehnten Teil “SAW X” geboten bekommen. Während Wan dem Franchise zwar als Produzent oder Mitwirkender an der Story stets treu blieb, nahm er sich als Regisseur Blockbustern wie “Furious 7” und “Aquaman” an oder inszenierte mit den jeweils ersten beiden “Insidious”- und “The Conjuring”-Streifen auch sehr erfolgreich weiter im Horror-Genre. Parallel hierzu wurden die Geschehnisse im SAW-Franchise allerdings immer weniger reizvoll, was die Fangemeinde kaum zu stören schien, spielten von ihnen doch lediglich “Saw VI” (2009) und der neunte Teil “SAW: Spiral” (2021) weniger als 100 Millionen US-Dollar ein.

“SAW: Spiral” war mit 20 Millionen US-Dollar Budget hierbei der deutlich teuerste Streifen und mit nur knapp über 40 Millionen US-Dollar der noch deutlicher schwächste in puncto Einspielergebnis – und das, obwohl der Schocker im Durchschnitt der Zuschauerbewertungen gar nicht mal so übel abschnitt. Zwei Gründe waren für den ausbleibenden Run auf Tickets am wahrscheinlichsten: Zum einen kam der US-Start mit Wiedereröffnung der Kinos im Abklingen der COVID-19-Pandemie noch zu früh, und auch bei unserem späteren Start waren die ZuschauerInnen entweder trotz Hygienemaßnahmen und Luftaustausch noch vorsichtig oder strömten lieber zu James Bond und in “Fast & Furious 9” – den damaligen “PAW Patrol”-Film können wir auf Grund limitierter Zielgruppenüberschneidung wohl ausklammern. Da einige Streifen aber bewiesen, dass große Zuschauerzahlen bereits wieder möglich waren, war es wohl vor allem der unter “zum anderen” aufzuführende Grund, dass “SAW: Spiral” verhältnismäßig dürftig abschnitt: Die von Tobin Bell seit Beginn gespielte und trotz ihres Ablebens immer wieder auftretende Figur des John Kramer alias Jigsaw war nicht mehr vertreten. Dass mit Chris Rock und Samuel L. Jackson große Namen aufgefahren wurden, schien nicht zu interessieren – “SAW” ohne Bell zog nicht.

So ist es kein Wunder, dass er in “SAW X” zurückkehrt – und wie. So sehr wie kein Franchise-Teil zuvor dreht sich der zehnte um John Kramer. Damit dies funktioniert, spielt seine Handlung zeitlich gesehen zwischen “SAW” und “SAW II”. Als Kramer mit einer Krebsdiagnose und der Prognose konfrontiert wird, dass er nicht mehr lange zu leben habe, ist er niedergeschlagen und sucht Hilfe in einer Gesprächsgruppe von ebenfalls Betroffenen. Hier lernt er Henry Kessler (Michael Beach) kennen, der ihm einige Zeit darauf zufällig wiederbegegnet und voller Glück und Euphorie berichtet, er sei geheilt worden – nicht durch traditionelle Methoden, sondern durch die des norwegischen Forschers Dr. Pederson. Da die neue Behandlung noch nicht überall zugelassen sei, müsse man hierfür ins Ausland reisen – aber wer würde dies nicht tun für die Chance, leben zu können.

Also nimmt auch John Kontakt auf uns hat das große Glück, durch den Ausfall eines Patienten einen zeitnahen Behandlungstermin in Mexiko zu erhalten. Hier trifft er auf Dr. Pedersons Tochter Cecilia (Synnøve Macody Lund), die mit ihrem kleinen Team Voruntersuchungen beginnt und bald einen OP-Termin festlegt, um Kramers Gehirntumor zu entfernen und mit den Methoden ihres Vaters für komplette Gesundung zu sorgen. Nach der OP erklärt ihm Cecilia, er sei nun krebsfrei, solle aber den Kopfverband für den Heilungsprozess noch eine Weile tragen. Voller Freude verlässt John die Klinik. Als er dann aber später noch einmal zurück kehrt, um der sich liebevoll um ihn kümmernden Einheimischen Gabriela (Renata Vaca) ein Geschenk zu überbringen, ist die Einrichtung komplett leer und ihm wird klar, dass er betrogen wurde, um das teure Geld für eine Operation zu ergaunern, die nie stattgefunden hat. Mit einigen könnte man solche Maschen ja durchziehen, jedoch hat sich die Gruppe um Cecilia hier den Falschen ausgesucht – und findet sich bald schon akkurat einzeln fixiert im Hauptraum der eigenen Fake-Klinik wieder, die Jigsaw in einen Saal mit fiesen Todesspiel-Apparaturen verwandelt hat, um sich mit Hilfe seiner Assistentin Amanda Young (Shawnee Smith) auf übelste Art und Weise zu rächen.

"SAW X" Szenenbild (© Lionsgate)

Tobin Bell in seiner Rolle als John Kramer (© Lionsgate)

Die Rechnung, John Kramer in den Mittelpunkt zu rücken, geht voll auf – und das nicht nur monetär, hat “SAW X”, der Ende September in den US-Kinos startete, doch bereits über 100 Millionen US-Dollar eingespielt, bevor er überhaupt bei uns auf die große Leinwand kommt. Der Film weiß vor allem aber mal wieder gut zu gefallen und ordnet sich hier nah am allerersten Streifen ein, den noch Originalität auszeichnete, die dann mehr und mehr verloren ging.

Nun liegt der Fokus also auf Kramer, und auch wenn man Tobin Bell vielleicht das Alter des hier noch einmal “jüngeren” John nicht ganz abnehmen kann, spielt er ansonsten sehr stark und kann vor allem in der ersten halben Stunde, in der es um seine erschütternde Diagnose, damit verbundene Niedergeschlagenheit und aufkeimende Hoffnung geht, die dann auf Grund des hinterhältigen Betrugs in blanke Wut mundet, ausdrucksstark glänzen. Eine sehr besondere, für die Reihe ungewöhnlich berührende Atmosphäre ist es, die der Film von Regisseur Kevin Greutert, der auch schon “SAW VI” (2009) und den Nachfolger “SAW 3D – Vollendung” (2010) inszenierte und für den Schnitt der ersten fünf Teile sowie von “Jigsaw” verantwortlich war, hier zunächst aufbaut.

Was dann folgt, ist Rache, und die kann man hier durchaus nachvollziehen – auch wenn die Methoden natürlich nicht gutzuheißen sind, übelst brutal und den “SpielerInnen” auch wenig Möglichkeit zum Gewinnen lassend, da können sie sich noch so viel Schmerz zufügen. Die gebotenen Aufnahmen der makaberen “Spiele” sind blutig und fies, so dass sich der für Zartbesaitete ungeeignete Film seine FSK-18-Einstufung redlich verdient. Ob es so grausam zugehen muss, ist durchaus fragwürdig, aber insgesamt weiß “SAW X” mit seiner zunächst berührenden, dann umschlagenden Handlung gut zu gefallen.

Trailer:

Der Trailer zu “SAW X” ist ab 16 Jahren freigegeben und kann hier auf YouTube angesehen werden.

Bewertung: 7 von 10 Punkten

 

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