Home Film “Shape Of Water” – eine monströs poetische Liebesgeschichte

“Shape Of Water” – eine monströs poetische Liebesgeschichte

Autor: Tobi

"Shape Of Water" Filmplakat

Shape Of Water

Darsteller: Sally Hawkins, Michael Shannon, Richard Jenkins, Octavia Spencer
Regie: Guillermo Del Toro
Dauer: 123 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: www.fox.de/the-shape-of-water
Facebook: facebook.com/20thCenturyFoxGermany


Über die ersten Kinowochen in 2018 kann man sich nicht beschweren. Für Musicalfreunde ging es mit “Greatest Showman” beschwingt los, Anhänger von schwarzhumorigen Tragödien wurde die Perle “Three Billboards Outside Ebbing, Missouri” serviert, und für Krimi-Thriller-Fans startete letzte Woche erst mit “Wind River” ein Highlight. Wir schreiben Mitte Februar, und mit “Shape Of Water” kommt ein weiterer, ganz besonderer Film in die Kinos, der als großer Favorit für die Oscar®-Verleihung am 4. März gilt – und das nicht erst, seitdem klar ist, dass er in nicht weniger als 13 Kategorien nominiert ist, darunter “Bester Film”, “Beste Regie”, “Bestes Originaldrehbuch” und “Beste Hauptdarstellerin”.

Regisseur und Drehbuchautor Guillermo del Toro legt hiermit nach “Pans Labyrinth” (2006) ein zweites Meisterwerk vor, in dem er auch wieder Realität mit Fantasy verbindet, diesmal allerdings auf eine völlig andere Art und Weise, als bizarre und doch so schöne Liebesgeschichte.

Anfang der 60er-Jahre, der Kalte Krieg steckt in voller Blüte. Die stumme Elisa (Sally Hawkins) arbeitet zwar in einem geheimen Hochsicherheitslabor der amerikanischen Regierung, ist jedoch alles andere als eine Agentin, und hierfür auch gar nicht akribisch genug. Nach einem morgendlichen Bad, bei dem sie ihre Einsamkeit mittels Handarbeit zu vergessen sucht, schaut sie täglich noch bei ihrem Nachbarn Giles (Richard Jenkins), einem limitiert erfolgreichen Plakatkünstler und Katzenfreund, vorbei und kommt dann wie immer etwas zu spät zur Arbeit als Reinigungskraft, was durch Hilfe ihrer redseligen Kollegin Zelda (Octavia Spencer) aber nicht auffällt.

Elisas Leben verändert sich, als unter höchster Sicherheitsstufe ein ominöses Wesen ins Labor gebracht wird, das sich zumeist im Wasser aufhält. Die Instruktionen vom fiesen Sicherheitschef Strickland (Michael Shannon) sind klar, man soll sich vom Statur-technisch gesehen menschenähnlichen, aber ansonsten doch Echsen-artigen Wesen fernhalten. Keiner soll gefährden, dass die Amerikaner Forschungsergebnisse erzielen, bevor es die Russen tun. Trotzdem fühlt sich Elisa zum Wesen hingezogen und baut in unbeachteten Momenten durch Gesten, Musik und mitgebrachte Eier eine bald vertraute Beziehung auf. Diese aber hat natürlich keine Zukunft, oder doch?

Shape Of Water (© 2017 Twentieth Century Fox)

(© 2017 Twentieth Century Fox)

Hauptdarstellerin Sally Hawkins, die vor kurzem erst in “Maudie” überzeugte, spielt einfach sensationell und reißt einen als Zuschauer emotional voll mit. Als Nebendarsteller glänzen Richard Jenkins als ihre einzige Bezugsperson im heimischen Umfeld, Octavia Spencer als liebevolle sowie beschützende Kollegin im Beruf und auch Michael Shannon als gewissenloser, harter Sicherheitschef, der uns sogar noch etwas darüber beibringt, was der Händewaschzeitpunkt beim Urinieren über Männer aussagt.

Nicht vergessen werden darf die bereits mit einem Golden Globe ausgezeichnete Filmmusik von Alexandre Desplat, der nach wundervollen Scores für Filme wie “Der seltsame Fall des Benjamin Button”, “Extrem laut & unglaublich nah” oder – Oscar®-gekrönt – “Grand Budapest Hotel” mal wieder ein Soundtrack-Meisterwerk abliefert. Von chansonett jazziger Beschwingtheit bis zu dramatischem Klassik-Score wird hier viel geboten, und immer passend. Und die Idee, die stumme Elisa durch ein menschliches Pfeifen darzustellen und das vermeintliche Monster mittels Akkordeon zu symbolisieren, ist einfach grandios.

Insgesamt ist “Shape Of Water” ein hervorragender Film. Die von Guillermo del Toro zusammen mit Vanessa Taylor erarbeitete Geschichte ist schlichtweg toll und verbindet eine fast schon poetische Suche nach Liebe von zwei Außenseitern, die in ihrer Unterschiedlichkeit situationsgebunden dann doch so ähnlich sind, mit Kritik an der Skrupellosigkeit der Forschung und Karrieregeilheit. Bald schon ist klar, dass hier das vermeintliche Monster nicht selbiges ist sondern der Mensch – zum Glück aber ja nicht jeder.

Bewertung: 10 von 10 Punkten

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