Home Film “She Said” – bewegendes Recherche-Drama rund um den Weinstein-Skandal

“She Said” – bewegendes Recherche-Drama rund um den Weinstein-Skandal

Autor: Mick

"She Said" Filmplakat (© 2022 Universal Studios. All Rights Reserved.)

She Said

Darsteller: Carey Mulligan, Zoe Kazan, Patricia Clarkson, Andre Braugher
Regie: Maria Schrader
Dauer: 129 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.upig.de/micro/she-said
Facebook: facebook.com/UniversalPicturesDE


Gehört hat wohl jeder schon genug von den Übergriffen des Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein, der die Macht seiner Firma Miramax Jahrzehnte lang ausnutzte, um sich an Frauen zu vergehen. Erst die Enthüllungen der beiden Journalistinnen Jodi Kantor und Megan Twohey in der New York Times aber brachten 2017 den Stein ins Rollen und den Straftäter schließlich ins Gefängnis. Basierend auf deren Artikel und dem folgenden, etwas umfangreicheren Buch zeichnet nun Maria Schrader („Ich bin dein Mensch“) in ihrer ersten Hollywoodproduktion „She Said“ die hartnäckige, aber überaus mühsame Recherchearbeit der beiden nach, die dann auch mit dem Pulitzer-Preis gewürdigt wurde.

Alles beginnt schon Anfang der 90er Jahre, als sich die junge, enthusiastische Laura Madden (Jennifer Ehle) auf ihr Engagement in der Londoner Niederlassung von Weinsteins Produktionsfirma freut. Die Freude aber soll nicht von langer Dauer sein, denn diese schneidet Schrader schon in der nächsten Szene mit der in Tränen aufgelösten Laura zusammen, die völlig von Sinnen schreiend durch die Straßen rennt. Schon damit setzt die Regisseurin einen ersten Moment der Aufregung, der uns ganz plastisch zeigt, worum es hier eigentlich geht, und uns geschickt schon früh emotional mit ins Boot holt. Denn Weinsteins Missbrauchsopfer waren nicht etwa nur durch seine Taten geschädigt, sondern mussten obendrein die Zerstörung ihrer Karriere fürchten und wurden so vollkommen hilflos ihrer Stimme gegen die himmelschreiende Ungerechtigkeit beraubt.

Madden soll dann auch zu einer der Hauptpersonen werden, die die beiden Investigativ-Journalistinnen Jodi Kantor (Zoe Kazan) und Megan Twohey (Carey Mulligan) ins Zentrum ihrer Nachforschungen rücken. Von Gerüchten über Weinsteins Fehlverhalten angetrieben, nimmt dabei Kantor zuerst die Fährte auf, wittert dahinter nicht nur eine spektakuläre Story, sondern sieht darin endlich die Möglichkeit, den vielen Frauen ihre Stimme wiederzugeben, die verängstigt so lange zum Schweigen verdammt waren. Ihr wird bei der New York Times ihre in Missbrauchsfällen erfahrene Kollegin Twohey zur Seite gestellt, um die sich immer weiter konkretisierenden Vorwürfe gegen den mächtigen Filmproduzenten auf ihren Wahrheitsgehalt abzuklopfen und letztendlich auch stichhaltige Beweise zu sammeln, die eine Veröffentlichung rechtfertigen.

"She Said" Szenenbild (© 2022 Universal Studios. All Rights Reserved.)

(© 2022 Universal Studios. All Rights Reserved.)

Das inszeniert Maria Schrader ganz im Stile des großartigen „Die Unbestechlichen“, der 1976 die Enthüllungen des Watergate-Skandals thematisierte, und legt damit ihr Hauptaugenmerk genauso auf die akribische journalistische Arbeit, die vor allem darauf abzielt, zitierbare Quellen aufzutreiben und damit auch die Konkurrenz auszustechen. Denn auch wenn in diesem Fall das Streben nach moralischer Genugtuung im Vordergrund stehen mag, so muss auch die New York Times Zeitungen verkaufen. Doch erst die Tatsache, dass er dem Schicksal der missbrauchten Frauen einen so großen Platz einräumt, macht Schraders Film so ergreifend. Da treffen die Journalistinnen bei den ersten zaghaften Kontaktaufnahmen auf eine Mauer der Einschüchterung, die sie mit viel Empathie mühsam aufzuweichen versuchen und erfahren erst da, dass Weinstein seine Opfer zum Unterschreiben von Verschwiegenheitsvereinbarungen zwang.

Dabei machen Carey Mulligan und Zoe Kazan ihre Sache wirklich gut, harmonieren prächtig und lassen einen durch ihre authentischen Darstellungen mit den Journalistinnen auf dem Weg zur erschütternden Wahrheit mitfiebern. Kleine Längen hat der Film allenfalls dann, wenn Twohey und Kantor hartnäckig versuchen, ihre Quellen zu zitierfähigen Aussagen zu bewegen, was dann doch allzu viele Parallelen zum Watergate-Film aufweist und so fast schon als Hommage angesehen werden kann. Und doch gelingt Maria Schrader durch ihre detailverliebte Inszenierung der Investigativarbeit, bei der immer empörendere Fakten über das Agieren des vom gesamten System gedeckten, sich unantastbar fühlenden Weinstein ans Licht kommen, ein ungemein packendes Drama. Fast als Erlösung empfindet man angesichts dieser erschütternden Enthüllungen die entscheidenden Worte des Times-Ressortleiters Baquet (Andre Braugher) nach Twoheys und Kantors Präsentation ihrer Ergebnisse: „Schreibt es auf!“.

Trailer:

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

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