Home Film “Tolkien” – die Biografie des Fantasy-Autors ist zugleich Lehrstück und großes Gefühlskino

“Tolkien” – die Biografie des Fantasy-Autors ist zugleich Lehrstück und großes Gefühlskino

Autor: Mick

"Tolkien" Filmplakat (© 2019 Twentieth Century Fox)

Tolkien

Darsteller: Nicholas Hoult, Lily Collins, Anthony Boyle, Derek Jacobi
Regie: Dome Karukoski
Dauer: 112 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.fox.de/tolkien
Facebook: facebook.com/20thCenturyFoxGermany


John Ronald Reuel Tolkien als Vater aller Fantasy-Romane zu bezeichnen ist fast noch untertrieben. Hört man die Bezeichnung Fantasy, so ist wohl so ziemlich jedermanns erste Assoziation J. R. R. Tolkien, der mit seinen detaillierten Fabelwelten dieses Genre erst begründete, sieht man mal von den sicherlich früher anzusiedelnden Heldensagen ab, die allerdings zum Großteil auf Überlieferungen und Mythologie basieren. Da ist es schon komisch, dass sich erst jetzt der Finne Dome Karukoski – der ja mit “Tom of Finland” erst kürzlich sein Gespür für das Porträtieren einer Ikone bewiesen hat – auf die Spur nach den Ursprüngen des epochalen Lebenswerks begibt und seine Biografie des legendären Schriftstellers der Einfachheit halber nur “Tolkien” nennt.

Sehr lehrreich geht er das alles zu Anfang an, schildert eindringlich und in warmen Brauntönen, wie schon in früher Kindheit des kleinen John (Nicholas Hoult) dessen Mutter bei ihren Vorlesestunden den Grundstein für seine so blühende Fantasie gelegt hat, und er schon da seine Leidenschaft für das Erfinden von Geschichten entdeckte. Vom Schicksalsschlag des Todes seiner da schon verwitweten Mutter fast noch angetrieben, flüchtet sich der Vollwaise fortan auch zur Verarbeitung in seine Interessen für Literatur und Philologie inklusive des Erfindens einer eigenen Sprache. Karukoski erzählt uns das leise und einfühlsam, lässt uns schon früh Verbindungen und sogar Vorbereitungen von Tolkiens “Herrn der Ringe” erahnen und macht damit auch die Anfänge des Schaffens ungemein spannend.

"Tolkien" Szenenbild (© 2019 Twentieth Century Fox)

Nicholas Hoult (J.R.R. Tolkien) (© 2019 Twentieth Century Fox)

Die ganz großen Gefühle aber kommen erst ins Spiel, als Tolkien auf die Liebe seines Lebens Edith (zuckersüß: Lily Collins) trifft, die allerdings zunächst einmal hinter der Literaturliebhaber-Vereinigung mit dreien seiner Schulfreunde zurückstehen muss und so einen schweren Stand hat. Chronologisch werden wir durch Johns weitere Ausbildung geleitet, der immer wieder Steine in den Weg gelegt werden, die er aber mit seinem ganzen Talent und seiner Hartnäckigkeit allesamt aus dem Weg räumen kann und dabei nie seine eigentliche Passion aus den Augen verliert, der auch das Trauma des Ersten Weltkriegs nichts anhaben kann, das wir in regelmäßigen Rückblenden präsentiert bekommen.

Vielmehr finden seine schrecklichen Erlebnisse fast ungefiltert Eingang in die Kampfszenen seiner Geschichten, wie uns durch monumentale Kriegssequenzen, die im sonst eher angenehm ruhigen Film vielleicht eine Spur zu bombastisch ausgefallen sind, unmissverständlich klar gemacht wird. Auch das aber passt ins Gesamtbild, in dem wir die Entstehungsgeschichte des “Herrn der Ringe” samt aller Einflussfaktoren hautnah miterleben können, und uns Nicholas Hoult einen Einblick in die Gefühlswelt seines J. R. R. Tolkien gewährt.

Die kommt nämlich erst richtig zur Ruhe, als er Lily endlich für sich erobert, was bei aller herzergreifenden Inszenierung der zarten Liebe allerdings etwas plump daherkommt. Geschenkt, was vor allem zählt, ist unsere unmittelbare Teilnahme am Werden eines der bedeutendsten Werke der Pop-Literatur und unsere Nähe zu seinem Schöpfer, dessen Stärken und Schwächen Nicholas Hoult wirklich authentisch verkörpert. Dass uns dabei mitunter etwas sentimentales Gefühlskino geboten wird, trägt zwar nichts weiter zum Sachverhalt bei, steigert den Unterhaltungswert jedoch ungemein.

Trailer:

Bewertung: 7 von 10 Punkten

 

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