Home Film “Tom Of Finland” – stimmiges Feelgood-Movie mit gehörigem Lehrauftrag

“Tom Of Finland” – stimmiges Feelgood-Movie mit gehörigem Lehrauftrag

Autor: Mick

Tom Of Finland

Tom Of Finland

Darsteller: Pekka Strang, Lauri Tilkanen, Taisto Oksanen, Jakob Oftebro
Regie: Dome Karukoski
Dauer: 115 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.mfa-film.de/kino/id/tom-of-finland
Facebook: facebook.com/mfa.filmdistribution


Es ist ja nicht so, dass Homosexualität in unserer so fortschrittlichen Gesellschaft allenthalben auf grenzenlose Toleranz träfe, aber was Touko Laaksonen (Pekka Strang) im Nachkriegsfinnland der 50er Jahre erdulden musste, ist dann doch nochmal eine Nummer härter. Natürlich konnte er seine sexuelle Neigung nicht öffentlich machen, da gleichgeschlechtliche Handlungen wie übrigens in Deutschland auch einen Straftatbestand darstellten. Was sogleich die Frage aufwirft, ob sich die damaligen Verhältnisse in Finnland so elementar von denen in Deutschland unterschieden. Dass er bei Erkennung überall mit Selbstjustiz zu rechnen hatte, ist dabei eine Sache, dass Schwule aber bei Verhaftungen für die Polizei regelrecht Freiwild verkörperten, steht auf einem ganz anderen Blatt.

Recht eindrucksvoll stellt Regisseur Karukoski (“Helden des Polarkreises”) in “Tom Of Finland” gleich zum Einstieg die Faktenlage klar, schildert Tuokos Zwiespalt zwischen Selbstbewusstsein und den heimlichen Treffen im einschlägigen Stadtpark immer begleitet von der ständigen Angst vor Entdeckung und Repressalien. Und zeigt obendrein, wie Tuoko sich dennoch nicht unterkriegen lässt, wie Begegnungen mit Gleichgesinnten ihn immer wieder aufbauen und ihm Lebensfeude einflößen, wo andere längst die Hoffnung verloren hätten. All das findet Eingang in seine kunstvollen Zeichnungen, mit denen er heimlich seinen homoerotischen Fantasien von muskelbepackten Körpern in Lederklamotten Ausdruck verleiht, während sein Talent ihm in einer Werbeagentur seine ofizielle bürgerliche Existenz sichert. Erst seine Bekanntschaft mit Veli (Lauri Tilkanen) aber, der zur Liebe seines Lebens werden soll, gibt ihm schließlich den Mut, mit diesen als “Tom” auch an die Öffentlichkeit zu gehen.

Was folgt, ist wirklich aufschlussreich, hat doch jeder wohl schon eine der Illustrationen von “Tom of Finland” gesehen, ohne sie mit Laaksonen in Verbindung zu bringen oder ihre Geschichte zu hinterfragen. Das übernimmt jetzt Karukoski, inszeniert sein Biopic kurzweilig und bringt einem damit überaus unterhaltsam die Bedeutung von Tuokos Zeichnungen für die gesamte internationale Schwulenbewegung näher. Denn deren Veröffentlichung zunächst in amerikanischen Bodybuilding-Magazinen erweist sich bald als absolut identitätsstiftend für eine ganze Generation homosexueller Männer. Eingefangen in fast euphorisierenden Warmtönen erlebt man so den von Los Angeles ausgehenden, in den 70ern richtig Fahrt aufnehmenden, Siegeszug der Befreiung unterdrückter Schwuler weltweit, dem AIDS nur kurzzeitig den Wind aus den Segeln nehmen kann. Herausgekommen ist so trotz allem noch ein stimmiges Feelgood-Movie mit gehörigem Lehrauftrag.

Bewertung: 7 von 10 Punkten

Related Articles