Home Film “Wonder Wheel” – Woody Allen weiß nicht zu überzeugen

“Wonder Wheel” – Woody Allen weiß nicht zu überzeugen

Autor: Tobi

Wonder Wheel Filmplakat

Wonder Wheel

Darsteller: Kate Winslet, Jim Belushi, Justin Timberlake, Juno Temple
Regie: Woody Allen
Dauer: 101 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.warnerbros.de/kino/wonder_wheel.html
Facebook: facebook.com/WarnerBrosDrama


Woody Allen nimmt uns in seinem neuesten Film “Wonder Wheel” mit zurück in die 50er-Jahre, und hierbei an einen sehr reizvollen Ort, wo seine Geschichte um Liebe, Betrug und familiäre Probleme verortet ist. Das Ganze spielt sich auf Coney Island ab, dem südlichen Zipfel des New Yorker Stadtteils Brooklyn, und das Theater-tauglich nur an wenigen Orten, die der italienische Kameramann Vittorio Storaro mit besonderer Farbgebung zwischen Wärme und Surrealität zu einer tollen Kulisse werden lässt. Zumeist befinden wir uns im Vergnügungspark auf Coney Island, wenn uns ein paar Szenen nicht mit an den Strand, in eine Pizzeria oder in die angrenzenden Straßen Brooklyns nehmen.

Inmitten des Vergnügungsparks leben Karussellbetreiber Humpty (Jim Belushi) und seine Frau Ginny (Kate Winslet), die früher mal Schauspielerin war und inzwischen in einem Restaurant des Parks bedient. Nach dem Tod von Humptys erster Frau und Ginnys gescheiterter erster Ehe haben die beiden zueinander gefunden, ihre einstige Zuneigung hat sich aber längst in schnöden Alltag verwandelt, auch weil Humpty eher der schroffen und egoistischen Spezies zuzuordnen ist. Da ist es kein Wunder, dass sich Ginny zum attraktiven und charmanten, allerdings weit jüngeren Rettungsschwimmer Mickey (Justin Timberlake) hingezogen fühlt, den sie am Strand kennen lernt.

Die aufkommende Romanze ist nicht das Einzige, was den Alltag des Ehepaares durcheinander bringt. Während Ginnys Nerven darunter leidet, dass ihr Sohn Richie (Jack Gore) aus erster Ehe sich auf Grund emotionaler Probleme angewöhnt hat, ständig irgend etwas in Brand zu stecken, steht doch plötzlich und völlig unerwartet Humptys Tochter Carolina (Juno Temple) aus seiner früheren Ehe in der Tür. Diese hatte sich schon vor langem für ein Leben weit weg an der Seite eines Gangsters entschieden, was dafür sorgte, dass sie sich damals mit ihrem Vater überwarf. Nun aber ist sie auf der Flucht vor ihrem eigenen Mann, der sie anscheinend eliminieren möchte, bevor sie dem FBI mehr sagen kann als erwünscht. Nach anfänglichem Streit nehmen Humpty und Ginny die Abtrünnige widerwillig bei sich auf, und auch sie verdient sich im Park bald ihre Dollar als Bedienung.

Dass Carolinas wütender Mann einige Mitglieder seiner Bande irgendwann auch auf Coney Island nach ihr suchen lässt, ist abzusehen. Dass Mickey, der von einer Karriere als Bühnenautor träumt und mit seinem Interesse an Büchern und Poesie Ginny den Kopf verdreht, sich bald auch noch in Carolina verguckt, ist eher Zufall. Und ob Humpty, der zumindest schon eine Weile vom aggressiv machenden Alkohol ablässt, durch die sehr bald wieder lieb gewonnene Tochter seiner Vater-Rolle gerecht wird und wie nun geplant spart, damit sie die Abendschule besuchen kann – der Film bringt die Antworten.

Woody Allen erzählt die Geschichte mit klarem Fokus auf die verschiedenen Charaktere und auf Dialoge, verpasst es allerdings hierbei, der Handlung den nötigen Schmiss zu geben und einen emotional zu packen, und das, obwohl es ja teilweise melodramatisch zugeht. Der Film lässt sich zwar irgendwie noch gut anschauen, das liegt aber vor allem an der gelungenen Kulisse und am guten Schauspiel von Kate Winslet und Jim Belushi, während Justin Timberlake über ein “stets bemüht” nicht hinaus kommt. Wenn der Streifen dann in puncto Story am Ende einige Chancen auslässt, die er vorher mühsam aufgebaut hat, dann verlässt man das Kino doch etwas überrascht und hatte Allen hier nicht nur einen insgesamt besseren Film, sondern auch ein packenderes Finale zugetraut. Warum der Streifen übrigens “Wonder Wheel” heißt, erschließt sich bis zum Ende nicht, existiert doch lediglich eine räumliche Nähe zum im Hintergrund der Wohnung leuchtenden Riesenrad, aber kein handlungstechnischer Bezug.

Bewertung: 5 von 10 Punkten

Related Articles