Home MusikCD-Rezensionen Alice Merton bietet auf ihrem guten zweiten Album abwechslungsreiche Stücke zwischen Pop und Rock

Alice Merton bietet auf ihrem guten zweiten Album abwechslungsreiche Stücke zwischen Pop und Rock

Autor: Tobi

Alice Merton "S.I.D.E.S."

Alice Merton

“S.I.D.E.S.”

(CD, Paper Plane Records, 2022)

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Wenn Alice Merton ihr zweites Album “S.I.D.E.S.” auf dem eigenen Label Paper Plane Records International veröffentlicht, dann ist die Spannung schon gar nicht mehr so immens, ob man nach ihrem in den deutschen Charts mit Platz 2 zu einem großen Erfolg gewordenen 2019er-Debüt “Mint” denn wohl wieder so leicht zugängliche, abwechslungsreiche Songs verabreicht bekommt.

Alice Merton (© Danny Jungslund)

(© Danny Jungslund)

Nicht weniger als sieben der insgesamt 15 Songs hat die deutsche Sängerin, die größtenteils in Kanada aufwuchs, bereits vorab veröffentlicht, etwa die Hälfte der insgesamt 49 Minuten konnte man also bereits hören – und diese machten durchaus Appetit.

Anfang April 2021 wurde “Vertigo” als erster Vorbote ins Feld geschickt, und die treibende Nummer verband eine basslastig pulsierende Strophe mit rockigem Refrain und einer guten, eingängigen Melodie.

Dass Merton nicht zu härteren Klängen konvertiert ist, belegte sie im September mit der groovigen, soliden Pop-Nummer “Hero”, die sie gleichzeitig mit dem energetischen, trotz einiger Riffs aber eher im Pop als im Rock angesiedelten “Island” veröffentlichte.

“Ich wollte mit verschiedenen Produzenten arbeiten — Neues ausprobieren. Und das hat mir neue Möglichkeiten eröffnet”, erklärt Alice die musikalische Vielseitigkeit des neuen Albums, für das sie u.a. mit Jonny Coffer (Beyoncé, Ellie Goulding, Panic! at the Disco), KOZ (Dua Lipa), Jennifer Decilveo (Anne-Marie, Andra Day) und Tobias Kuhn (Milky Chance, Bosse, Die Toten Hosen) kollaboriert hat.

Im März 2022 folgte mit “Same Team” eine nächste Single, die im Alternative-Pop auch wieder mit einigen dekorativen Riffs daher kam, einen aber im Vergleich zu den vorigen Nummern nicht ganz so zu packen wusste. “‘Same Team’ ist der erste Song, den ich für mein neues Album geschrieben habe. Zu der Zeit musste ich mich vielen Problemen und Konflikten stellen. Ich fühlte mich als wäre ich in eine Welt reingezogen worden, die ich nicht vollständig verstehe. In der ich Gespräche mit Menschen führte, denen ich nicht vollständig folgen konnte – als würden wir unterschiedliche Sprachen sprechen. Jedes Team hat gute und schlechte Tage, aber wächst vor allem durch überstandene Konflikte enger zusammen und wird stärker. In manchen Fällen passiert leider das Gegenteil und ich habe mich gefragt, was mache ich, wenn genau das Team verantwortlich dafür ist, dass ich mich und meine Entscheidungen anzweifle?”, erklärt Merton zur mit Jens Schneider, Jules Kalmbacher and Tim Uhlenbrock geschrieben und produzierten Nummer.

Das Album bietet in jedem Fall abwechslungsreiche Songs, und bei der Arbeit mit diversen ProduzentInnen und Teams ist hierbei viel Gutes entstanden. Einzig “Loveback” bietet einige einfach nur öde pulsierende Passagen, was schade ist, da das auch noch als Single und Opener erwählte Stück durchaus auch weit spannendere Stellen aufweist.

Wie man es weit besser macht, hört man im getragener daher kommenden “Future”, im entspannt fließenden “Everything”, im sphärisch schönen “Shiny Things” oder im mit rockigerem Refrain aufwartenden, elektro-poppigen “Blurry”.

Ein weiteres Stück, das man schon kennt, ist das im April mit sehr interessantem Video veröffentlichte und mit Tobias Kuhn erarbeitete “Blindside”, das funky und groovy gefangen nimmt. Alice erklärt: “‘Blindside’ spricht über die Art von Menschen, die einem Ultimaten stellen. Sie sehen nur schwarz-weiß und geben dir entweder alles oder nichts. Die Entscheidung darüber liegt allein bei Ihnen. Du hast dich IHRER Zeit unterzuordnen und oft wird das Gefühl, dass Du diese Zeit verschwendest. Sie glauben, dass Du von ihrem Erfolg abhängig bist, und dass Du ohne Sie kein Glück finden kannst. Denn der einzige Grund, warum Du glücklich sein kannst, sind sie.”

Mit dem guten “100 Stories” wagt sich Merton an sanfteren Alternative Rock heran, mit “Breathe In, Breathe Out” bietet sie einen interessanten 99-Sekünder als Intermezzo, das mit Streicherklängen bereicherte “Mania” kommt spannend und leicht avantgardistisch mit viel Ausdruck daher, und auch “Letting You Know” weiß als getragenes Pop-Rock-Stück zu gefallen.

Als Abschluss findet man mit “The Other Side” die neueste Single, und das im Midtempo elektronisch pulsierende Lied hilft auch Alice selbst, wenn es ihr mal schlecht geht: “Ich habe in den letzten Jahren vor allem gelernt, dass man nicht alles beeinflussen kann. Was hilft: Zu wissen, dass es anders und besser wird.” Ein gutes zweites Album, dass sie hier vorlegt, mit vielen Facetten, die ihrer Stimme verschiedenste Möglichkeiten bieten, immer wieder anders zu überzeugen.

Hier ist Alice Merton 2022 live zu sehen – Tickets gibt es z.B. hier bei Eventim (Partnerlink).

08.11. Stuttgart – LKA-Longhorn
09.11 München – Muffathalle
11.11. Dortmund – FZW
12.11. Frankfurt – Zoom
13.11. Köln – Live Music Hall
15.11. Bielefeld – Forum
16.11. Bremen – Modernes
17.11. Hamburg – Uebel & Gefaehrlich
01.12. Berlin – Huxley’s Neue Welt

www.alicemerton.com
facebook.com/alicemerton

Bewertung: 7 von 10 Punkten

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