Home MusikCD-Rezensionen Amy Macdonald überzeugt auch mit ihrem fünften Studioalbum

Amy Macdonald überzeugt auch mit ihrem fünften Studioalbum

Autor: Tobi

Amy Macdonald "The Human Demands"

Amy Macdonald

“The Human Demands”

(CD, BMG Rights Management, 2020)

Jetzt bestellen bei Amazon.de


Nachdem Amy Macdonald 2018 mit “Woman Of The World” ein Best-Of-Album veröffentlichte, welches zwei nicht auf ihren vorherigen vier Longplayern vertretene Stücke enthielt, gibt es nun wieder ein ganzes Album mit neuen Songs. Auf den 41 Minuten von “The Human Demands” beschert uns die sympathische, bodenständige Liedermacherin zehn Songs, und mit diesen bleibt sie sich stilistisch treu.

Wie man sie kennt hat Amy den Fokus auf gute Kompositionen und Melodien gesetzt, und hiermit ist sie bislang ja bestens gefahren. Alle vier Studioalben seit dem Debüt “This Is The Life” im Jahr 2007 platzierten sich in den britischen wie auch deutschen Top Five, und nachdem sie mit “A Curious Thing” (2010) und “Life In A Beautiful Light” (2012) jeweils sogar Platz 1 bei uns erklimmen konnte, schaffte sie es mit “Under Stars” 2017 auf einen beachtlichen zweiten Rang.

Amy Macdonald (© Roger Deckker)

(© Roger Deckker)

Mit “The Human Demands” dürfte die Schottin ihre Erfolgsgeschichte, die sechs Millionen verkaufte Longplayer und Welttourneen vor mehr als 3,3 Millionen Menschen beinhaltet, weiter schreiben. Produziert von Jim Abbiss, der bereits Hitalben von Künstlern wie Adele, Arctic Monkeys oder Kasabian zu optimalem Klang brachte, lässt sich die Scheibe wieder einmal hervorragend durchhören – was natürlich nicht nur an der Produktion liegt, sondern vor allem an erneut starken Songs.

“Ich habe so viele Erinnerungen daran, wie ich in Nachtclubs zu Liedern tanze, die Jim produziert hat”, sagt Amy über Abbiss. “Seine Erfolgsbilanz spricht für sich selbst, doch glücklicherweise mochte ich ihn auch vom ersten Moment an, als ich ihn traf. Wir begannen Anfang des Jahres mit den Aufnahmen, entwickelten eine richtig gute Dynamik… Und dann hörte alles abrupt auf. Wie alle anderen haben auch wir in den anschießenden drei Monaten nichts getan, und als wir weitermachen konnten, war die Euphorie umso größer, endlich wieder arbeiten zu können – und das hört man der Platte auch deutlich an. Ich sagte zu Jim, dass, was auch immer aus dem Album wird, wie erstaunlich alles, was er bisher gemacht hat auch sein mag – so eine denkwürdige Erfahrung wie diese, wird keiner von uns noch einmal machen.”

Thematisch passt das Album gut in die momentane Zeit, bietet es doch nicht nur Sonnenschein, ob es nun um die Liebe geht, um Trennung oder Niedergeschlagenheit. Das Anfang Mai auf ihren Social Media Plattformen mit den Fans geteilte, von der COVID-19-Pandemie und Social Distancing inspirierte Stück “A Piece Of My Heart” ist allerdings nicht auf der Scheibe zu finden, die Vorab-Singles hingegen natürlich schon.

Die beiden Songs zeigten schon einiges der gewohnten Bandbreite, in der sich Amy bewegt. Der Text des schwungvollen, eingängigen “The Hudson” basiert hierbei auf einer sehr persönlichen Geschichte von Amys Eltern und deren Trips nach New York City in den 70er Jahren, wirft hierbei die Frage auf, die sich vermutlich jeder irgendwann stellt – ob man in der Vergangenheit immer die richtigen Entscheidungen für sein Leben getroffen hat. Amy erklärt: “‘The Hudson’ ist gerade wegen dieser Hintergrundgeschichte ein ganz besonderes Lied und ich hatte das Gefühl, dass es ein außergewöhnliches Video braucht, um die Geschichte eindrücklich zu erzählen. Es mutet cineastisch an, thematisiert die verlorene Liebe und Reflektion, das Zurückschauen und eben die alles entscheidende Frage, ob das Leben hätte anders verlaufen können. Wir alle fragen uns das, doch niemand hat eine Antwort darauf.”

Konträr hierzu mutet das ruhig basierte “Crazy Shade Of Blue” an, welches mit ergänzenden Streicherklängen und viel Atmosphäre vom ersten Kennenlernen mit Bauchkribbeln und Ungewissheit erzählt. Zur Veröffentlichung sagte Amy: “Ich bin etwas aufgeregt, diesen Titel aus meinem neuen Album vorzustellen. Er ist ein eher ungewöhnlich für mich – alle meine Songs haben normalerweise ein höheres Tempo, aber bei diesem nehme ich es etwas heraus. Die Produktion des Liedes ist einfach wunderschön – so atmosphärisch – sie fängt die Stimmung des Songs perfekt ein. Es geht um diese Phase, in der sich entscheidet, ob man zusammenkommt oder vielleicht auseinandergeht. Ich weiß noch genau, wie sich das für mich anfühlt.”

Die Single untermauert, dass Macdonald mit ihrer tollen Alt-Stimme nicht nur flotteren Stücken gebührenden Ausdruck verleiht, auch wenn sie nicht lügt, dass diese klar in der Mehrheit sind. Vom eröffnenden Liebeslied “Fire” über das treibende, Folk-lastige “Statues” und die Uptempo-Nummer “Bridges” bis zum bestärkenden “Strong Again” findet man diverse schneller angerichtete Lieder.

Hierzu gehört auch der packende Titelsong, in dem Amy über die Herausforderungen reflektiert, die das Leben unweigerlich mit sich bringt und versichert, dass, wie sehr es sich auch so anfühlen mag, wir nicht allein sind. “Viele der Songs auf diesem Album handeln vom Älterwerden, was einem angesichts der Tatsache, dass ich erst Anfang 30 bin, lächerlich erscheinen mag”, erklärt Macdonald. “Aber ich habe meinen ersten Plattenvertrag mit 18 unterschrieben, was sich anfühlt, als wäre es eine Ewigkeit her, und auf der persönlichen Ebene befinde ich mich in einer Lebensphase, in der die Eltern normalerweise wieder ihr eigenes Leben weiterleben, depressiv gewordene Freunde sich damit auseinandersetzen, nicht mehr hier sein zu wollen und jeder hat unabhängig seines Backgrounds bereits Höhen und Tiefen erlebt. ‘The Human Demands’ passte deshalb perfekt, denn ich will damit sagen: Es ist in Ordnung, sich ein bisschen fertig zu fühlen, und es ist auch in Ordnung, darüber zu reden.”

Mit “We Could Be So Much More” verabreicht Amy zudem eine gut abrockende Nummer, während mit “Young Fire, Old Flame” ein feines Midtempo-Stück vorliegt, das mit seinem Fokus auf Akustikgitarre und Verzicht auf Schlagwerk bestens Lagerfeuer-geeignet ist. Mit “Something In Nothing” schließt eine gute Power-Ballade ein weiteres überzeugendes Album ab, das man immer wieder hören möchte. Und so ist es auch schön, dass das Album gerade jetzt erscheint und Freude bereitet.

“Zuerst habe ich mir viele Gedanken darüber gemacht, ob ich ausgerechnet in so einer Zeit Musik veröffentlichen sollte. Denn seien wir mal ehrlich – es gibt weit wichtigere Dinge zu tun”, führt Amy an. “Aber dann dachte ich: Es ist etwas anderes, es ist neu, interessant und normalerweise würde ich in Europa umherfliegen, Radio-Sessions spielen und Interviews geben. Das geht nun natürlich nicht, was mir erneut das Gefühl gibt, ganz am Anfang zu stehen, weil ich das damals auch nicht getan habe. Ich bin also wieder an einem Punkt, an dem ich Musik mache, die mir gefällt, und bringe sie auf eine sehr einfache Art und Weise heraus. Und durch all das ist in mir eine neue Liebe entstanden für das was ich mache – noch einmal ganz von vorn.”

Für die Präsentation ihres neuen Albums hat sich Amy Macdonald übrigens etwas ganz Besonderes ausgedacht: Im Rahmen des außergewöhnlichen Live-Stream-Events “An Evening With Amy Macdonald” wird sie am 1. November 2020 ab 20 Uhr unserer Zeit mit einer Akustik-Band in reduziertem Set-Up vor einem kleinen Publikum unter Einhaltung der Covid-19 bedingten Sicherheitsmaßnahmen im The Mildmay Club des Londoner Viertels Stoke Newington auftreten und ausgewählte Songs aus dem neuen Album, aber auch einige Lieblingssongs der Fans performen. Amy wird darüber hinaus Rede und Antwort auf Fragen stehen, die die Fans im Voraus einsenden können. Die Eintrittskarten kosten 17 Euro und sind hier erhaltlich. Der gesamte Erlös der Veranstaltung kommt der #WeMakeEvents–Aktion zugute. Die Kampagne ist eine internationale Bewegung, die darauf aufmerksam machen möchte, dass vor allem die Entertainment- und Live-Branche Unterstützung der lokalen Regierungen benötigt, um die Covid-19-Krise zu überleben. #WeMakeEvents setzt sich darüber hinaus auch für all die Menschen ein, die in der Veranstaltungsbranche arbeiten – soll ein Bewusstsein und Verständnis für deren Probleme und Bedürfnisse schaffen. So sammelt #WeMakeEvents u.a. finanzielle Mittel, um einzelnen Personen, aber auch ganze Familien oder Wohltätigkeitsorganisationen der Branche zu unterstützen.

“Die Menschen wissen oft gar nicht, wieviel Arbeit es kostet, auch nur eine einzige Live-Show auf die Beine zu stellen. Selbst mit einer reduzierten Crew sind mehr als 20 Leute nötig, die dafür sorgen, dass die Shows stattfinden können. Meine Jungs lassen nichts unversucht und gehören zu den am härtesten arbeitenden Leuten, die ich je getroffen habe. Sie fragen nicht nach Almosen, sie wollen einfach nur ihren Job machen – etwas, was keiner von uns gerade tun kann. Und ohne Hilfe und Unterstützung, wird die Live-Branche über kurz oder lang nicht überleben. Es ist richtig, Musik- und Theaterhäuser zu subventionieren, aber ohne die Menschen, die hinter der Bühne arbeiten, werden die Venues in Zukunft leer bleiben. Stagehands, Techniker, Sound- & Licht-Ingenieure – sie alle sind das Lebenselixier unserer Musikindustrie, und es ist an der Zeit, ihnen die Anerkennung zukommen zu lassen, die sie verdienen”, sagt Amy.

Für 2021 sind einige Konzerte von Amy bei uns angesetzt – Tickets gibt es z.B. hier bei Eventim (Partnerlink).

23.04.2021 CH-Zürich, Samsung Hall
26.04.2021 Frankfurt, Jahrhunderthalle
29.04.2021 München, Zenith
30.04.2021 Berlin, Max-Schmeling-Halle
02.05.2021 Oberhausen, König Pilsener ARENA
04.05.2021 Hamburg, Barclaycard Arena

www.amymacdonald.co.uk
facebook.com/amymacdonaldmusic

Bewertung: 8 von 10 Punkten

(MUCKE UND MEHR ist Teilnehmer des Partnerprogramms von Amazon EU, das zur Bereitstellung eines Mediums für Websites konzipiert wurde, mittels dessen durch die Platzierung von Werbeanzeigen und Links zu Amazon.de Werbekostenerstattung verdient werden kann.)

Related Articles