Home MusikCD-Rezensionen Blumfeld-Frontmann Jochen Distelmeyer stellt im Rahmen der “Coming Home”-Reihe Lieblingssongs vor

Blumfeld-Frontmann Jochen Distelmeyer stellt im Rahmen der “Coming Home”-Reihe Lieblingssongs vor

Autor: Tobi

"Coming Home - Jochen Distelmeyer"

Various

“Coming Home – Jochen Distelmeyer”

(CD, Stereo Deluxe, 2019)

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Die Compilation-Reihe “Coming Home” aus dem Haus Stereo Deluxe bietet immer wieder interessante und manchmal auch unerwartete Einblicke, welche Musik bekannte Musiker am liebsten hören. Nachdem schon Künstler wie Sven Väth und Pantha du Prince oder Formationen wie Nightmares On Wax und Tocotronic favorisierte Songs aufgeboten haben, ist diesmal Blumfeld-Frontmann Jochen Distelmeyer an der Reihe.

Dieser bewies mit seinem 2016er-Soloalbum “Songs From The Bottom Vol. 1” ja bereits, dass er sich nicht zu schade ist, andere Musiker zu ehren, adaptierte er doch hier Fremdkompositionen. Dass Distelmeyer einen breit gefächerten Musikgeschmack hat, untermauern nun die vorliegenden 70 Minuten “Coming Home”.

Obwohl die ausgewählten 17 Tracks nicht nur aus völlig unterschiedlichen Jahrzehnten, sondern auch aus völlig verschiedenen Genres stammen und somit limitiert offene Hörer vermutlich überfordern, sind sie insgesamt doch homogener als zum Beispiel die damalige Zusammenstellung von Tocotronic, da deren Compilation ja auch die Musikgeschmäcker von verschiedenen Bandmitgliedern repräsentierte.

Nachdem Jochen Distelmeyer die Scheibe mit “Nur ein Tropfen” von S.Y.P.H. eröffnet, das zum einen mit seiner sich wiederholenden Textzeile “Ich höre Musik” gut passt, zum anderen auch dem Stil Blumfelds nicht völlig fern ist, geht es bunt zu. Chris Gantry bietet mit “Allegheny” Indie-Country, also auch noch handgemachte Musik mit Fokus auf Melodie, dann aber wird mit “Devil’s Son” von Big L. pumpender Rap verabreicht, Soft Moon schmettern einem das wavemetallige “Burn” in den Gehörgang, und die Deftones schrauben die Brachialität mit “Minerva” noch einen Gang höher.

Der eine oder andere mag sich nun fragen, wo da bitte die angedeutete Homogenität zu finden ist. Die Antwort auf diese absolut berechtigte Frage liegt in der besonderen Atmosphäre, die den Stücken beiwohnt. Ob akustischer angerichtet, krachig oder im Kopfnicker-HipHop, die Stücke besitzen fast alle getragene Elemente, ob es nun effektbehangener Gesang ist wie bei den Deftones, hypnotische Minimalität wie bei Missy Elliots “I’m Better” oder Young Thugs Trap-Perle “Hercules”, geschickte Elektro-Monotonie wie bei “Abteistraße” von Andreas Dorau, träumerischer Rock wie bei “Different Now” von Chastity Belt oder dahinfließender Singer/Songwriter-Pop-Groove von Blaze Foley mit “Oval Room”.

Wer alle Songs schon kannte, dem ist Respekt zu zollen, hat Distelmeyer doch einiges aus der Nische gezaubert, wie Doc Schokos “Hirnfriedhof”, den sanft groovenden Elektro-Chiller “Tell Me” von Justus Köhncke mit seinen achteinhalb Minuten oder auch das gewöhnungsbedürftige “Wo lebst du heut” von Max Müller. Einige große Namen sind aber doch auch noch vertreten, mit der entspannten Midtempo-Funknummer “Gust Of Wind” von Pharrell Williams, Kris Kristoffersons mal sonorem, mal melodischem “To Beat The Devil” aus dem Jahr 1970 und – als hätte er ihren Tod voraus geahnt – Doris Days “Dream A Little Dream Of Me”.

Eine feine Compilation von Jochen Distelmeyer, der völlig legitim auch einen eigenen Song mit in die Tracklist genommen hat – das schöne “Regen” aus seinem 2009er-Solodebüt “Heavy”, allerdings im Remix von Daniel Florey, der sich wunderbar anhören lässt.

jochendistelmeyer.de
facebook.com/stereodeluxerec

Bewertung: 8 von 10 Punkten

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