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Das Original Haseland Orchester bietet nette, zumeist instrumentale und elektronische Stücke

Autor: Tobi

Das Original Haseland Orchester "Musik für selbstfahrende Autos"

Das Original Haseland Orchester

“Musik für selbstfahrende Autos”

(CD, It Sounds, 2022)

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Wenn Hardy Schwetter nicht gerade als Schauspieler arbeitet oder unter seinem Künstlernamen Christian Steiffen für das Amt des Oberbürgermeisters von Osnabrück kandidiert, dann ist er als solcher musikalisch tätigt und hat als Schlagersänger bereits drei Alben veröffentlicht, aus denen es Songs immer wieder mal in die Eberhoferkrimis geschafft haben, so wie er selbst auch in “Leberkäsjunkie”.

Mit seinem letzten Album “Gott of Schlager” erreichte “das Bernsteinzimmer der guten Musik”, wie er sich auf seiner Website selbst bescheiden vorstellt, 2019 die Top 20 der deutschen Charts – und nennt auf der Seite auch seinen wichtigsten Partner, der seit 2009 an seiner Flanke steht: “Heute entstehen Christians Werke in enger Zusammenarbeit mit Dr. Martin Haseland, musikalisches Multitalent und Leiter des Haseland Orchesters.”

Hinter Martin Haseland steckt der 1962 geborene Musiker Martin Schmeing. Nachdem er 1981 die Band Die angefahrenen Schulkinder mitgründete, mit der er bis heute aktiv ist, und zwischendurch auch Mitglied der Combo Cliff Barnes And The Fear Of Winning war, veröffentlicht er nun das erste Album von Das Original Haseland Orchester.

Das Original Haseland Orchester (© Manfred Pollert)

(© Manfred Pollert)

Auf den 44 Minuten des Longplayers bietet Schmeing zehn Tracks, der er als sehr kleines Orchester fast alleine eingespielt hat. Vielleicht erinnern seine Stücke auch deshalb, vor allem aber klanglich, an alte Zeiten, in denen man noch ein Kind war und einen die Eltern während des Mallorca-Urlaubs nach dem Abend-Büffet mit hinunter zum Bingo nahmen, dem dann ein netter sommerlicher Abend mit Live-Musik folgte. Diese bestritt gerne ein Alleinunterhalter, der auf seiner Bontempi-Orgel vorgefertigte Rhythmen anwarf und dazu nette Melodien spielte, die nicht toll waren, aber auch nicht weh taten.

Nach ein, zwei Lumumba zog Manfred seine Brigitte dann vielleicht sogar auf die Tanzfläche der Hotel-Terrasse – das könnte auch hier passieren, kommen mehrere der Songs doch durchaus tanzbar daher. Ob “Landpartie”, “Wanderbaustelle” oder vor allem “Waschstrasse” – den Bontempi-Mann bekomme ich nicht aus dem Kopf, was aber nicht schlimm ist, denn der sympathische Alleinunterhalter gab sich stets Mühe und gehört zu Erinnerungen an durchaus anständige Urlaube.

Urlaube und weitere Autofahrten hatte auch Martin Schmeing im Kopf, als er seine “Musik für selbstfahrende Autos” erschuf – und im Cover erklärt er dann auch kurz, welche Situationen ihm jeweils vorschwebten. Die “Heimfahrt nach dem ersten Date” zum Beispiel, die nicht immer nur glückselig läuft, sondern auch von Zeifeln geprägt, die dafür sorgen, dass hier einige Störgeräusche Manfred und Brigitte das Schwofen verhagelt hätten.

Groovy und tanzbar wird die Scheibe hingegen von “Discodriving To The Beach” eröffnet, was klanglich dann doch auch weit voller daher kommt und das beschriebene Alleinunterhalter-Ambiente noch nicht so sehr verströmt. Mit Anleihen an 70er-Disco-Sound und Vocoder-Sprachgesang wird hier durchaus amtlich Stimmung gemacht, wobei das Englisch durch den Vocoder wohl bewusst dürftig anmutet – ein bisschen Trash muss wohl selbst hier sein.

Später soll noch eine 16-minütige, nicht immer überzeugende Ausschweifung der Nummer als “The Long Discodriving To The Beach” folgen, zunächst aber bleibt es mit “I Drive You Home” warm und wohlig, und auch hier wird effektbehangener Gesang quasi von der Autostimme verabreicht. Schmeing hätte sich sicher lieber mit Daft Punk oder Air verglichen gesehen als mit dem Bontempi-Mann, da fehlt aber eben doch einiges.

Da ist es eher die bedächtliche Ruhe des Piano, Kontrabass und E-Orgel verbindenden Stücks “Seltsame Fahrt durch die Nacht”, die neben dem Opener Eindruck hinterlässt, oder der ebenfalls verhalten und mit besonderer Stimmung angerichtete “Halbschlaf”. Zum Abschluss gibt es dann noch einige futuristisch anmutende Blubbermomente mit “Ladestation” – an selbige hat der Bontempi-Mann auf Malle damals ebenso wenig gedacht wie an selbstfahrende Autos.

Ein mit Sicherheit spezielles Album, das muss man Martin Schmeing lassen. Dessen Ursprung erklärt er dann auch noch einmal mit “…meine Idee ist während der langen Autobahnfahrten entstanden, die man als Musiker so hinter sich bringt. Dabei kam unweigerlich der Gedanke auf, wie schön man doch seine Zeit nutzen könnte, wäre die Versprechung vom selbstfahrenden Auto bereits Realität.”

Hmm, ob das mit den selbstfahrenden Autos immer so eine schöne Realität ist, die ja bereits existiert, darüber scheiden sich die Geister. Vermutlich gibt es auch verschiedene Meinungen zur musikalischen Qualität dieser Scheibe – für mich nette, zumeist instrumentale und elektronische Musik, die man mal gut hören kann, die einen aber nicht vom Hocker haut.

haselandorchester.de
facebook.com/DasOriginalHaselandOrchester

Bewertung: 5 von 10 Punkten

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