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“Die Kinder der toten Stadt” – ein Musiktheater-Drama als anspruchsvolles Hörspiel

Autor: Tobi

"Die Kinder der toten Stadt"

Hörspiel

“Die Kinder der toten Stadt”

(2CD, Record Jet, 2018)

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Als Michael Schulte beim Eurovision Song Contest 2018 mit Platz 4 das beste Ergebnis seit Lenas Sieg im Jahr 2010 erreichte, da freute sich nicht nur die gesamte Nation, sondern auch das Team des Musiktheater-Dramas “Die Kinder der toten Stadt”. Schulte ist hier zwar nicht das zentrale Element, aber einer von mehreren namhaften Künstlern, die am Projekt teilgenommen haben, das nun als Doppel-CD erscheint.

Die Autoren des Stücks sind Thomas Auerswald (Text) und der Paderborner Komponist Lars Hesse (Musik), die Projektleitung hat Dr. Sarah Kass vom Deutschen Institut für Erinnerungskultur (DIFEK, Paderborn) inne. Der Untertitel von “Die Kinder der toten Stadt” lautet “Ein Musikdrama gegen das Vergessen”, und so wird auch keine leichte Kost verabreicht, sondern wird die Geschichte der Kinder erzählt, die 1944 unter der Leitung von Hans Krása beim Besuch des Internationalen Roten Kreuz im KZ Theresienstadt die Oper “Brundibar” aufgeführt haben.

Gefördert wurde das Projekt u.a. vom Bundesministerium für Familie, Frauen, Senioren und Jugend und der Paderborner Sparkasse, und auch Dr. Felix Klein, neuer Beauftragter der Bundesregierung für den Kampf gegen Antisemitismus, unterstützt das Stück. “Ziel des Projekts ist, dass ‘Die Kinder der toten Stadt’ als Schulprojekt an Schulen aufgeführt wird. Es gibt für alle Schulformen pädagogisches Begleitmaterial. Text und Musik sollen im Sinne der Erinnerungskultur zu Diskussionen gegen Rassismus und Antisemitismus anregen. Das ist grade vor dem Hintergrund der immer schlimmer werdenden Zustände an unseren Schulen ein enorm wichtiges gesellschaftliches Thema”, erklärt Dr. Sarah Kass.

Umso mehr hat sich das Autorenteam darüber gefreut, dass Esther Bejarano die Rolle der Pianistin gesprochen hat. “Esther Bejarano war in Auschwitz. Sie hat nur deshalb überlebt, weil sie Klavier spielen konnte und so im KZ-Orchester das Akkordeon spielen konnte. Heute mit 92 Jahren tritt sie mit der Hip-Hop-Band Microphone Mafia auf und besucht Schulen, um von ihren Erlebnissen zu berichten. Sie ist eine wichtige Mahnerin für die Gegenwart”, sagt Thomas Auerswald.

Die Doppel-CD bietet ein fast zweieinhalbstündiges Hörspiel, das Erzählungen über die damaligen Geschehnisse bietet, natürlich aber auch viele Lieder. Die Musik des Dramas kommt hierbei abwechslungsreich daher. Einige Momente wie in “Der Marsch der Gefangenen” werden auch mal von Elektronik unterlegt, hier auf bedrohliche Art und Weise, zumeist aber hört man Rock und Pop, dazu auch mal Elemente aus Klassik oder traditionell jüdischer Klezmer.

Neben Michael Schulte, der in der Rolle des Albert zu hören ist, hat mit Jade Schulz, deren Lied “Tränen wisch ich später weg” hier eingebunden ist, als Hannah eine weitere Künstlerin eine Hauptrolle übernommen, die man aus TV-Castingshows kennt, hier aus “Rising Star” und “The Voice Of Germany”.

Weitere Rollen wurden von der bekannten Schauspielerin Iris Berben, zugleich Schirmherrin der Produktion, dem Sänger Peter Heppner (Wolfsheim), Bühnenschauspieler Willi Hagemeier (u.a. seit 1988 Westf. Kammerspiele), Cornelia Schönwald (Schauspielerin/Sprecherin, u.a. “Wilsberg”) und Nicole Frolov (“The Voice Kids”) übernommen. Der Kinderchor wird von den Paderborner Domchören gesungen.

Das Drama überzeugt als Ganzes, man muss sich aber die Zeit und Ruhe nehmen, auch zuzuhören, denn als Untermalung für nebenbei ist es natürlich nicht geeignet. Die besten Lieder sind das getragen rockige “Der Tod wird niemals müde”, das hoffnungsvolle “Liebe kann alles”, das traurige “Mein kleines Pferd aus Holz”, das sehnsüchtige “Die Farben der Freiheit” und das chorale, mit Streichern bereicherte Titellied. Schade nur, dass Peter Heppner, schließlich eine der tollsten deutschen Stimmen, zumeist nur nur in einer Sprechrolle zu finden ist. Ansonsten aber ein Projekt, das auf die Bühne gebracht oder eben als Schulprojekt gut funktionieren kann.

www.diekinderdertotenstadt.de
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Bewertung: 7von 10 Punkten

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