Home MusikCD-Rezensionen Long Distance Calling widmen sich auf ihrem abwechslungsreichen achten Album bedrohten Spezies

Long Distance Calling widmen sich auf ihrem abwechslungsreichen achten Album bedrohten Spezies

Autor: Tobi

Long Distance Calling "Eraser"

Long Distance Calling

“Eraser”

(CD, earMUSIC, 2022)

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Seitdem Florian Füntmann (Gitarre), David Jordan (Gitarre), Jan Hoffmann (Bass) und Janosch Rathmer (Drums) zusammen mit dem Klangspezialisten Reimut van Bonn die Band Long Distance Calling gründeten und 2007 ihre Debüt “Satellite Bay” veröffentlichten, ging es stetig bergauf. Die musikalische Entwicklung der Formation war hierbei durchaus spannend, startete sie doch mit größtenteils instrumentalen Stücken, wobei jeder ihrer ersten Longplayer auch einen Song mit Gastgesang aufbot.

Zum vierten Album “The Flood Inside” im Jahr 2012 hatte van Bonn die Band verlassen, dafür war mit Martin Fischer ein neues Mitglied als Sänger und Keyboarder mit am Start, wodurch sich dann der Anteil der vokalen Stücke auch vergrößerte. Auch wenn die Scheibe sehr positive Kritiken erreichen konnte, verließ Fischer Long Distance Calling nach den Aufnahmen zum fünften Longplayer “Trips” wieder, wo er aber sowieso keine Vokalarbeit mehr leistete, hierfür dann Petter Carlsen, der aber nicht zu einem festen Mitglied wurde. Nach durchwachsenen Meinungen zur Scheibe besonn sich das Quartett aus Münster auf seine Wurzeln und veröffentlichte mit “Boundless” 2018 ein reines Instrumentalalbum. 2020 dann erschien mit dem erneut einmal mit Gastvocals auflaufenden “How Do We Want to Live?” ein Longplayer, der Long Distance Calling sogar erstmals in die Top Ten der deutschen Charts bringen sollte, wo sie sich vorher maximal in den Top 30 bewegten – nun war es Platz 7.

Long Distance Calling (© Martin Großmann)

(© Martin Großmann)

Mit den 58 Minuten ihres achten Albums “Eraser” legen Long Distance Calling nun erneut eine rein instrumentale Scheibe vor, und trotzdem haben sie viel zu sagen, was natürlich direkt als ambitioniert eingeordnet werden muss. Um die allmähliche Erosion der Natur durch den Menschen geht es, und die Jungs haben das Album den bedrohten Lebewesen der Erde gewidmet – inklusive des Menschen. Im Booklet wird optisch sehr ansprechend verdeutlicht, welche Spezies bei welchem Song thematisiert wird, mit Informationen zum Lebensraum und der momentanen Population.

Im die Scheibe abschließenden Titeltrack “Eraser” geht es um den Menschen, und der beindruckende Video-Clip über die gesamte Länge von fast zehn Minuten wurde in Kooperation mit Greenpeace realisiert, die Teile des zu sehenden Bildmaterials lieferten – eine sehr gelungene visuelle Umsetzung der Rolle des Menschen sowohl als Unterdrücker der Natur als auch als Opfer des eigenen Handelns.

Zu Beginn des Albums steht ein getragenes, sphärisches, schon traurig anmutendes Intro mit dem Titel “Enter: Death Box”, bevor dann bei “Blades” amtlich losgerockt wird, und dem “Black Rhinozeros” zu Ehren bleibt es auch sehr kraftvoll.

Der folgende, im April als erste Single vorausgeschickte Siebenminüter “Kamilah” erweist dem Gorilla die Ehre, von unbeschwerten Momenten der Schönheit über Aufruhr und kraftvoll treibende Prog-Rock-Passagen bis hin zum donnernden Metal und dann melancholischen Ruhemomenten, bevor es hinten heraus wieder sehr energetisch wird. Es wäre vermessen, zu behaupten, dass man anhand der Musik das Tier errarten hätte, die Zuordnungen helfen also natürlich, oder hier auch das aufwändig gezeichnete und animierte Musikvideo von Costin Chioreanu.

Mit “500 Years” und “Sloth” folgen zwei jeweils siebeneinhalbminütige Stücke, die dem Grönlandhai und Zwergfaultier als Hommage dienen – und wie man sich denken kann, wird zum Hai gut abgerockt, während sich die Nummer zum Faultier dahin schleppt – aber sehr schön, mit zusätzlichem Saxophon versehen.

Das folgende “Giants Leaving” macht vom Start weg mächtig Druck, schwingt dann aber auch mal gemächlich und entspannt seine Flügel, um wieder kraftvoll voran zu gehen und am Ende mit Stakkati abzuschließen, dem Wanderalbtaros gewidmet. Die Band erklärt: “Der Albatros ist leider eine der vielen vom Aussterben bedrohten Arten. Er ist ein wunderschönes und majestätisches Geschöpf, das mit der größten Flügelspannweite der Natur durch die Lüfte schwebt. Der Albatros ist eine der wenigen monogamen Arten, was die Paarung in einer zunehmend gefährlichen und überfischten Umwelt, bei abnehmendem Nahrungsangebot und fortschreitender Verschmutzung erschwert.”

Bevor das erwähnt Titelstück das Album fulminant abschließt, gibt es mit dem für Langhornbienen erarbeiteten, über zehn Minuten diverse Facetten aufbietenden “Blood Honey” und dem zu Ehren der Tiger sechseinhalb Minuten oft zwirbelnd rockenden “Landless King” noch zwei weitere Songs, die sich gut einpassen in ein sehr interessantes, abwechslunsgreiches Instrumental-Album, bei dem die rockigen Töne von getragenen Momenten bis hin zum Brachialen im Fokus stehen.

“Eraser” erscheint als Llimitiertes CD Mediabook, als Doppel-Vinyl (180 g) in Schwarz sowie limitiert auch in Coloured Recycled (100% recyceltem Farbvinyl, jede Vinyl ist somit ein Unikat) oder Crystal ClearBlueSplatter – wobei alle Vinylvarianten High Quality 45rpm Audio aufbieten – und als limitiertes LP Boxset. Dieses enthält das CD Mediabook, die limitierte Doppel-LP (gatefold, Farbe exklusiv nur hier CrystalClearBlackSplatter), sieben Art Prints im LP Format, einen Lenticular Print im LP Format, einen LDC Logo Patch und ein Pflanzensamenpäckchen.

longdistancecalling.de
facebook.com/longdistancecalling

Bewertung: 8 von 10 Punkten

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