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Nathan Evans bietet auf seinem Album das, was man erwartet

Autor: Tobi

Nathan Evans "Wellerman - The Album"

Nathan Evans

“Wellerman – The Album”

(CD, Electrola, 2022)

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Wenn man bei einem Künstlernamen sofort einen Song im Kopf hat, dann handelt es sich entweder um ein One-Hit-Wonder oder eine aktuell extrem angesagte Nummer. Bei Nathan Evans ist es eher Ersteres, schallt es doch imaginär sofort “Soon may the Wellerman come, to bring us sugar and tea and rum” durch den Kopf, was zumindest mal immernoch gute Laune macht, auch wenn die Nummer vielleicht etwas überstrapaziert wurde in den letzten fast zwei Jahren.

Wie es heutzutage nun einmal ist, hat dem sympathischen Schotten die Social-Media-Welt und insbesondere TikTok mächtig geholfen, mit seinem “Wellerman” als Neuinterpretation eines alten neuseeländischen Seemannslieds ab Ende 2020 einen weltweiten Shanty-Hype auszulösen und schließlich sogar für zehn Wochen einen Nummer-1-Hit in Deutschland zu landen … und bald sprangen auch Bands wie Santiano, Saltatio Mortis oder Mr. Hurley & die Pulveraffen auf den Zug auf und stimmten mit ein.

Nathan Evans (© Chris Heidrich)

(© Chris Heidrich)

Wir spulen nochmal etwas zurück. Nach dem ersten, großen TikTok-Erfolg gab Nathan Evans seinen Beruf als Postbote auf, unterzeichnete einen Major-Label-Plattenvertrag, und mit der neu eingespielten Version des Hits als “Wellerman (Sea Shanty)” ging es dann in mehreren Ländern auf Platz 1, nicht nur bei uns, u.a. auch in Großbritannien.

Einige weitere Singles folgten, ohne allerdings auch nur annähernd an den Erfolg anknüpfen zu können, und auch seine Weihnachtslieder Ende 2021 wurden keine weiteren Hits. Daraufhin nahm man sich erst einmal etwas sehr Sinnvolles, nämlich etwas mehr Zeit.

Mit “The Last Shanty” und “Drunken Sailor” versuchte Nathan 2022 zwar bereits, wieder in die Charts zu schippern, bei letzterem Klassiker auch mit einem clubtauglichen Remix von Harris & Ford, Evans bewegte sich nun allerdings in Hype-freien, seichten Gewässern. Mit “The Banks Of Sacramento” bescherte der 27-Jährige Ende Oktober 2022 einen weiteren Klassiker in neuer Variante, und mit “Wellerman – The Album” liegt nun auch der dazugehörige Longplayer vor, so betitelt, dass auch niemand umher kommt, direkt zu wissen, um wen es sich hier handelt.

Keine Frage, Nathan singt die Shantys mit guter Stimme samt schottischem Akzent, und die Folk-Musik lässt sich gut anhören und bereitet zumeist gute Stimmung. Etwas Besonderes oder Überraschendes findet man oftmals allerdings nicht, sondern genau das, was man erwartet, und Stücke wie “Bully Boys”, “Roll The Old Chariot” oder “Shanty Man” kommen wie der “Wellerman”, der natürlich nicht fehlt, mit Stampf-Beat daher, was etwas langweilig ist. Da fallen Songs wie “Leave Her Johnny”, “Wagon Wheel” oder das Dougie MacLean-Cover “Caledonia”, die mit Akustikgitarre und weiterer Instrumentierung mehr feinen Folk bieten als nur den Versuch, seinen Erfolg zu reproduzieren, weit positiver auf, was auch für “The Banks Of Sacramento” gilt. Dies sind die Songs, die es sich besonders zu hören lohnt.

Insgesamt aber wird doch etwas wenig Aufregendes geboten, und so liegt in der Summe doch nur der Longplayer zum einstigen Hit und Shanty-Hype vor, zu einem Zeitpunkt, wo selbige durchaus schon in den Sonneruntergang der Euphorie gesegelt sind. Am Ende dann wird die Scheibe noch mit “Wellerman (Sea Shanty)” im 220 KID x Billen Ted Remix, “Drunken Sailor” im Harris & Ford Remix und “Santiano” von Santiano feat. Nathan Evans über die 45-Minuten-Marke gedrückt, was positiv ist.

www.nathanevansofficial.com
facebook.com/NathanEvansOfficial

Bewertung: 6 von 10 Punkten

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