Home MusikCD-Rezensionen Reinhard Mey bietet wie gewohnt sanften Liedermacher-Gitarrenpop

Reinhard Mey bietet wie gewohnt sanften Liedermacher-Gitarrenpop

Autor: Tobi

Reinhard Mey "Das Haus an der Ampel"

Reinhard Mey

“Das Haus an der Ampel”

(2CD, Odeon, 2020)

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Denkt man an deutsche Liedermacher, fällt einem schnell der Name Reinhard Mey ein. Seit seinem Debütalbum im Jahr 1967 ist einige Zeit vergangen, und spätestens seit er 1972 mit “Mein achtel Lorbeerblatt” erstmals Platz 1 der Albumcharts erreichte, ist Mey nicht mehr aus der deutschen Musikszene wegzudenken.

Nicht weniger als 28 deutsche Studioalben hat Reinhard Mey in den Jahren bis 2016 veröffentlicht, und auch wenn sein bekanntestes Lied “Über den Wolken” aus dem Jahr 1974 stammt, erlebt der Berliner seine erfolgreichste Phase seit der Jahrtausendwende, eroberten doch alle seine sieben seitdem erschienenen Alben die Top Ten der Charts, die letzten fünf sogar die Top 3, mit zwei Nummer-Eins-Platzierungen. Zählt man die sieben französischen Longplayer als Frédérik Mey und einige niederländische Scheiben noch dazu, dann ist es jetzt soweit – mit “Das Haus an der Ampel” liegt das 40. Studioalbum des Liedermachers vor.

Auf den 74 Minuten des Longplayers bleibt Reinhard Mey sich treu und singt Lieder aus dem Leben und aus seinem Umfeld, ohne politisch oder gesellschaftskritisch zu sein. Mey erzählt aus seinem Alltag, das aber wieder auf sehr nette Art und Weise und mit feinen Melodien. Das Titelstück “Das Haus an der Ampel” erzählt von Abstechern zum Elternhaus, “In Wien” blickt zurück auf einen einst ersehnten Auftritt, es geht um Familie, um Liebe, um Freundschaft und Beobachtungen aus einem ganz normalen Leben.

Auch musikalisch geht Mey keinerlei Experimente ein und bietet größtenteils sanften Gitarrenpop. Hierbei sorgt für Abwechslung, dass diverse andere Instrumente ergänzend zu hören sind. Bei “An meinen Bleistift” wird Piano eingebracht, bei “Hotel zum ewigen Gang der Gezeiten”, “In Wien”, “Bleib bei mir” und “Glück ist, wenn du Freunde hast” erklingen zusätzliche Streicher, “Wiegenlied” ist mit Harfe angereichert, “Zimmer mit Aussicht” mit Dudelsack und “Was will ich mehr” mit Akkordeon.

Klanglich bietet das groovy angelegte “Ich liebe es, unter Menschen zu sein” mit E-Piano, Schlagzeugrhythmen und etwas Sprechgesang mal etwas anderes. Mit “Scarlet Ribbons” gibt es zudem abschließend noch eine mit zusätzlichen Orgelklängen und E-Gitarre versehene Interpretation eines englischsprachigen Klassikers, die er als Duett mit seiner Tochter Victoria-Luise aufgenommen hat, die ja auch bereits auf dem letzten Album “Mr. Lee” schon bei einer Nummer dabei war.

Ein weiteres feines Album von Reinhard Mey, der nicht nur auf seinen Alben symphatisch bodenständig geblieben ist. Und auch wenn die Schrift des Titels auf dem Cover digital anmutet, Mey ist es ganz und gar nicht. Da gibt es keine Social-Media-Kanäle, der inzwischen 77-Jährige teilt sich über die “Chronik” auf seiner Website mit, wenn er hin und wieder mal etwas mit seinen Fans teilen möchte. So schrieb er dort – wo übrigens auch Noten und Akkorde aller Lieder zum Download angeboten werden – auch: “Ihr Lieben, am 8. Mai sollte mein neues Album erscheinen. Über ein Jahr habe ich mich auf diesen Tag gefreut, nun gibt es Corona-bedingt eine kleine Verspätung, es kommt am 29. Mai. Was tun, um die Wartezeit zu überbrücken? Musik hilft immer, und darum habe ich ein kleines Open Air in meinem Garten gespielt. Nur Ihr seid mein Publikum.” mit Link zu diesem Video:

Das neue Album erscheint als Doppel-CD, und die zweite CD bietet unter dem Titel “Skizzenbuch” reduzierte Versionen der Lieder. Auf seiner Website erklärt Mey hierzu: “‘Das Haus an der Ampel’ ist Schauplatz vieler meiner Lieder, es erzählt die Geschichten einer langen Reise, vom Aufbruch bis zur Heimkehr. Ein Jahr und ein Leben lang habe ich an den Liedern geschrieben und unter der liebevollen Regie von Manfred Leuchter und Jörg Surrey in den Berliner Teldex-Studios aufgenommen, zwei mal 16 Lieder sind es diesmal auf zwei CDs. Denn während die Demos am Schreibtisch in meiner Dichterstube entstanden, kam mir der Gedanke, die Lieder auch einmal in dieser ursprünglichen, schlichten Form, mit den FreundInnen meiner Lieder zu teilen. Also habe ich sie wie zu analogen Zeiten, Gesang und Gitarre gleichzeitig, als musikalische Skizzen wirklich ‘unplugged’, aber unter idealen Studio-Bedingungen im Teldex eingespielt. Ich nenne diese CD ‘Das Skizzenbuch’ zum Haus an der Ampel.”

www.reinhard-mey.de

Bewertung: 7 von 10 Punkten

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