Home MusikCD-Rezensionen Die Silversun Pickups bescheren auf ihrem sechsten Album erneut abwechslungsreichen Alternative Rock

Die Silversun Pickups bescheren auf ihrem sechsten Album erneut abwechslungsreichen Alternative Rock

Autor: Tobi

Silversun Pickups "Physical Thrills"

Silversun Pickups

“Physical Thrills”

(CD, New Machine Recordings, 2022)

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Auch wenn die Silversun Pickups mit “Physical Thrills” bereits ihr sechstes Album vorlegen, ist das Quartett aus Los Angeles hierzulande noch ein Geheimtipp, während in den USA mit “Swoon” (2009), “Neck Of The Woods” (2012) und “Better Nature” (2015) bereits drei Longplayer in den Top Ten der Charts platziert werden konnten. Wenn man es sich einfach machen möchte, dann könnte man sie durchaus mit “klingen manchmal wie die Smashing Pumpkins” beschreiben. Damit würde man es sich allerdings zum einen zu einfach machen, zum anderen würde man ihnen nicht gerecht werden, besitzen sie doch auch eine gehörige Eigenständigkeit.

Und doch gibt es Parallelen, ob nun Frontmann Brian Aubert manchmal wie Billy Corgan klingt, ob mit Nikki Monninger eine starke Bassistin zur Band gehört, die auch mal Vocals beisteuert, ob sie zu Beginn ihrer Karriere viel mit verzerrten Gitarren-Overdubs arbeiteten oder ob mit Garbage-Drummer Butch Vig zum zweiten Mal nach dem 2019er-Vorgänger “Widow’s Weeds” ein Produzent am Werk war, der für die Smashing Punkinks einst u.a. den Klassiker “Siamese Dream” (1993) klanglich ausarbeitete.

Silversun Pickups (© Claire Marie Vogel)

(© Claire Marie Vogel)

Auf den 53 Minuten von “Physical Thrills” findet man 14 neue Songs, die man am ehesten sicher wieder im Alternative Rock einordnen kann, die hierbei aber sehr facettenreich daher kommen. Der Opener “Stillness (Way Beyond)” kriecht im Midtempo erst sphärisch ins Ohr, gewinnt dann aber noch an Intensität. “Sticks And Stones” ist um Licks herum eher mit einigem Groove aufgebaut, “Hereafter (Way After)” eine geradlinige, treibende Indie-Rock-Nummer.

Noch packender entpuppt sich “Scared Together”, das nicht umsonst als Lead-Single auserkoren wurde und einen zu packen weiß mit fetten Riffs, zwirbelnden Elektro-Sounds und eingängiger Melodie, dazu auch einem das Tempo anziehenden Abschnitt. Brian Aubert erklärt: “Man weiß nie, was zwei Menschen zusammenbringen kann. Manchmal ist es etwas Leichtes und Gemütliches. Manchmal ist es die gemeinsame Liebe zu einer Art Totem oder Idol, das einem lieb und teuer ist. Manchmal ist es auch etwas Schrecklicheres. Aber was auch immer funktioniert, sage ich. Jedem das Seine. In diesem Lied geht es darum, dass man jemandem durch eine schwierige Situation nahe und vertraut wird. Wenn man in etwas ziemlich Beängstigendes hineingeworfen wird, kommen einige gemeinsame Qualitäten zum Vorschein, die sie verbinden.”

Während des Pandemie-Lockdowns entwickelte Aubert viele neue Ideen zu Songs: “Ich fing einfach an wieder Songs zu schreiben, ohne zu wissen für was ich sie in dem Moment verwende, weil ich tatsächlich wenig an meine Band gedacht habe und sie stilistisch in eine andere Richtung einschlugen. Irgendwas inspiriert durch Musicals, Shanties und Horrorfilme. Es war mehr einfach mehr eine Entspannung, während wir alle viel Zeit zuhause verbrachten.” Hieraus entstand ein Album, das sich gut anhören lässt.

Das mit Slap-Bass pulsierende “Hidden Moon”, das eine tanzend erscheinende Gitarrenlinie aufbietende “System Error”, das im effektreichen Riff-Stakkato an ZZ Top erinnernde “Empty Nest” und das klarer abrockende “Stay Down (Way Down)” kommen ebenfalls gut treibend daher. Mit den atmosphärisch feinen “We Won’t Come Out” und “Quicksand” gibt es aber auch weitere getragene Nummern, und mit dem als zweite Auskopplung erwählten “Alone On A Hill” eine düstere Ballade, bei der Nikki singt.

Nikki erklärt: “Dieses Lied weckt eine Seite in mir die ich vorher noch nicht gekannt habe. Es fühlt sich sehr befreiend an, gerade wenn man die letzten Jahre des Stillstands bedenkt. In dem Rahmen bin ich auch sehr dankbar für den ganzen Support, der auch während der Aufnahmesessions nötig war, da ich immer etwas schüchtern bin wenn ich selbst einen Song singe und mich selbst im nachhinein höre. Brian Aubert sagte mir einfach ich soll meine innere Kate Bush entfesseln”.

“Physical Thrills” bietet alles, was die Silversun Pickups ausmacht, mit abwechslunsgreichen Songs, von Butch Vig gut ausproduziert. “Das ganze Album wirkt auf mich, neben einer Sammlung an Songs, wie ein imaginärer Freund. Ein aufgeweckter, manchmal ängstlicher, aber aufgeregter Freund, der die harte Zeit der Pandemie, mit allen dazugehörigen Höhen und Tiefen personifiziert. Diese Achterbahnfahrt ist durch das Schreiben dieses Albums aus meinen negativen Gedanken gegangen”, betont Aubert. Und Monninger fügt an: “Wir sind seit 22 Jahren zusammen und es ist nach dieser Hürde interessant zu sehen, dass wir Musik machen, immer noch so leidenschaftlich lieben. Ich bin da sehr froh drüber und genau so zufrieden mit unserem neuen Album.”

silversunpickups.com
facebook.com/silversunpickups

Bewertung: 8 von 10 Punkten

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