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The Arcs bescheren ein entspannt nach alten Zeiten klingendes Album

Autor: Tobi

The Arcs "Electrophonic Chronic"

The Arcs

“Electrophonic Chronic”

(CD, Easy Eye Sound, 2023)

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The Arcs bescheren mit “Electrophonic Chronic” ihr erstes Album seit “Yours, Dreamily” aus dem Jahr 2015, von Sänger/Gitarrist Dan Auerbach (noch besser bekannt als Frontmann von The Black Keys) und Multi-Instrumentalist Leon Michels produziert und größtenteils mit ihrem Bandkollegen Richard Swift aufgenommen, bevor dieser 2018 verstarb.

Musikalisch entstand die Scheibe aus der gemeinsamen Obsession der Band fürs Aufnehmen und “Crate-Digging” alter Vinyl-Schallplatten, wovon eine Vielzahl von Inspirationen einflossen, darunter Vintage Soul, Old School Garage und der Space-Age-Pop der 1960er Jahre.

The Arcs (© Alysse Gafkjen)

(© Alysse Gafkjen)

“Electrophonic Chronic” wurde in der Originalbesetzung mit Dan Auerbach, Leon Michels, Nick Movshon, Homer Steinweiss und Richard Swift aufgenommen. Die Scheibe ist natürlich auch eine Hommage an den viel zu früh verstorbenen Swift: “Bei dieser neuen Platte geht es darum, Swift zu ehren”, sagt Auerbach. “Es ist eine Möglichkeit für uns, uns von ihm zu verabschieden, indem wir ihn noch einmal spielen, lachen und singen sehen. Es war manchmal schwer, aber ich denke, es war wirklich hilfreich, es zu tun.”

Dan ergänzt: “Ob in New York City, Nashville, L.A. oder in Swifts Heimatstadt Cottage Grove, Oregon, wo auch immer wir waren, wir sind immer zusammen ins Studio gegangen. Immer. Das war unsere Lieblingsbeschäftigung. Es ist selten, dass man eine Gruppe von Leuten trifft, mit denen es so gut klappt und mit denen man sich auf Anhieb versteht. Wir hatten einfach nur Spaß, machten Klänge, machten Musik. Das war eine tolle Zeit für mich.”

Im Oktober 2022 gab es mit der soulig-sphärisch-experimentellen und in ihrer zweiten Hälfte auch mit heulender E-Gitarre rockigen Leadsingle “Keep On Dreamin'” einen ersten Vorgeschmack, der bereits mächtig Appetit auf mehr machte. Das Stück fungiert nun auch als Opener der insgesamt zwölf Tracks auf 39 Minuten. Der dazugehörige Videoclip sollte nicht der einzige von Animator/Regisseur Robert “Roboshobo” Schober und dem visuellen Künstler El Oms bleiben, die für alle Singles verantwortlich zeigen sollten.

Die Mitte November veröffentlichte, psychedelisch anmutende und doch auch sanft groovig ins Ohr fließende Midtempo-Ballade “Heaven Is A Place” steigerte die Vorfreude, und die Band wirkt wunderbar relaxt und spielfreudig. Leon Michels erklärt: “Es gibt wahrscheinlich zwischen 80 und 100 Tracks, die wir aufgenommen haben, weil wir nach der Veröffentlichung von ‘Yours, Dreamily’ einfach ständig neue Aufnahmen gemacht haben. Es hat so viel Spaß gemacht, wieder einmal im Studio zu sein, und wir haben einfach die ganze Zeit Musik gemacht. Ich glaube, es gab immer den Plan, ein Nachfolgealbum zu machen.”

Das gemütlich fließende “Eyez” wurde im Dezember als drittes Stück voraus geschickt, und wie das warm soulig daher kommende “River” wirkt es sehr entspannend. Viel Soul steckt auch im später abschließenden, getragenen “Only One For Me”, bei dem Orgelklänge mit im Fokus stehen.

Bei zwei der Tracks handelt es sich um kürzere Zwischenstücke, wobei das instrumentale “Califone Interlude” musikalisch zu gefallen weiß, während “Sporting Girls Interlude” nur ein Sprachsample einleitet, mit dem das folgende “Love Doesn’t Live Here Anymore” startet. Auch “Backstage Mess” ist abgesehen von jaulenden Stimmen und einem Sprachfetzen größtenteils instrumental und weniger als zwei Minuten lang.

Mit dem ebenfalls relaxten, nach alten Zeiten klingenden “Sunshine” gab es im Januar noch einen vierten und letzten Vorboten. Der gemeinsam mit Swift (der auch an Hintergrundgesang und Percussion zu hören ist) geschriebene Song ist ein ergreifendes Statement darüber, wie man die Scherben aufhebt und einen Sinn in Zeiten findet, die sich am schwierigsten anfühlen.

An Musik der 60er- und 70er-Jahre erinnern auch “A Man Will Do Wrong” und das folklastige “Behind The Eyes”, wobei The Arcs durch den Oldschool-Ansatz der Scheibe nicht verstaubt klingen, sondern schlicht nostalgisch, und einen rockigen Ausbruch kann es hier auch in den gemütlichsten Nummern immer mal geben, was den Longplayer umso spannender macht.

Ein sehr feines Album, dessen von El Oms illustriertes Cover wie vieles bei “Electrophonic Chronic” eine Hommage an Swift ist. Mit dieser Scheibe nehmen Dan Auerbach und Co. würdig Abschied.

www.thearcs.com
facebook.com/TheArcsMusic

Bewertung: 8 von 10 Punkten

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