Home MusikKonzertberichte Metronomy – Kritik des Konzerts in Berlin am 10. Dezember 2014

Metronomy – Kritik des Konzerts in Berlin am 10. Dezember 2014

Autor: Tobi

Als ich die ersten 30 Jahre meines Lebens in Berlin aufwuchs, zog es mich so manches mal in die Tempelhofer Columbiahalle zu Konzerten. Hier habe ich Muse einst als Vorband von Live und Bush wachsen sehen, bevor sie endlich zum Hauptact avancierten. Hier erinnere ich mich an Konzerte von vielen weiteren Bands wie Manic Street Preachers, Project Pitchfork, Papa Roach, Coldplay, Moby, Fünf Sterne Deluxe, Slipknot, And One, Counting Crows, Skunk Anansie, Bloodhound Gang, Alan Parsons oder Subway To Sally. Massig Erinnerungen also. Und so gehe ich 13 Jahre nach dem Weggang aus Berlin bei einem mehrtägigen Besuch in der Hauptstadt nur zu gerne wieder einmal in die C-Halle, wie sie jetzt heißt, auch wenn es sich um einen kühlen Dezemberabend handelt. Metronomy stehen auf dem Programm, und diese sollte man sich live nicht entgehen lassen. Aber der Reihe nach.

Um Punkt 20 Uhr waren erst einmal Teleman an der Reihe. Das Quartett aus London ist noch nicht so bekannt in Deutschland, gilt aber als Insider-Tipp, sicherlich nicht nur, weil mit Tom Sanders, seinem Bruder Johnny und Peter Cattermoul gleich drei ehemalige Mitgleider von Pete and the Pirates in der Band zu finden sind. Zusammen mit Hiro Amamiya am Schlagzeug zeigten sie, warum man ihnen viel Potenzial zuschreibt. In den zugestandenen 30 Minuten spielten die Jungs fünf Songs, mit denen sie vor allem zu Beginn gut unterhalten konnten. Die Reihenfolge war hierbei etwas merkwürdig gewählt, würden die meisten Support-Acts doch die besten Songs eher ans Ende ihres Sets stellen, wenn der Raum umso mehr gefüllt ist und die Besucher dann sehr Positives im Gedächtnis behalten können. Solchen Regeln ergeben sich Teleman aber wohl nicht, so wie sie auch auf jede optische Indikation ihrer selbst verzichteten – kein Banner mit dem Bandnamen im Hintergrund, nicht mal ein Name auf der Bassdrum. Kommen wir aber mal zur Musik. Geboten wurden Indie-Pop-Songs der äußerst unaufgeregten Art und Weise, eher auf hypnotische Konformität und Atmosphäre setzend als auf fette Riffs, bombastisches Klangbild oder sonstiges Bohei. Mit “Skeleton Dance” ging es ansprechend los, gefolgt vom starken, langen “Cristina”, dem besten der gebotenen Songs. Das Publikum in der sich immer mehr füllenden C-Halle bedachte die Jungs durchaus mit ehrlichem Applaus, zur Ekstase wurde hier jetzt aber noch niemand gebracht. Mit “Steam Train Girl” gelang es Teleman trotzdem weiter gut, Interesse bei den Anwesenden zu wecken, bevor die Qualität deutlich abfiel und am Ende mit “Not In Control” doch ein durch die vielen Wiederholungen dieser Phrase etwas nervig daher kommender Song im Gedächtnis blieb, bei dem auch die Chance vertan wurde, mal so richtig abzurocken. Insgesamt trotzdem ein als Vorband anständiges Konzert, welches erahnen lässt, dass weit mehr noch in den Jungs steckt.

Schwer zu schätzen, aber rund 1300 Fans hatten sich inzwischen bestimmt in der C-Halle eingefunden, als Metronomy das Zepter in die Hand nahmen. Und wie! Von der ersten Sekunde an wurde nun Tempo gemacht – und bei der Band aus Südengland ist dieses live noch beachtlich flotter als auf CD. Bandkopf Joseph Mount stand am Mikro sowie als Gitarrist und Keyboarder natürlich im Mittelpunkt, aber auch Anna Prior, eine der reizvollsten Schlagzeugerinnen, der agile Bassist Gbenga Adelekan und Oscar Cash (Keyboards, Gitarre) lieferten zusammen mit Live-Verstärkung Michael Lovett (Gitarre, Keyboards) eine tolle Show. Diese war vor allem Abwechslungsreich. Die starken Songs der Band zwischen Pop, Elektro und Indie-Rock wurden nicht nur von unterschiedlichen Lichtszenarien untermalt, sie wurden auch bestens in Szene gesetzt, machmal mit besonderen Performances, wobei die komplett in Weiß gekleidete Band bestens funktionierte. Das einzige Manko einer tollen Show war, dass Metronomy sich inzwischen offensichtlich einen so guten Live-Ruf erspielt haben, dass auch viele Besucher kommen, die die älteren Songs nicht gut kennen. So wurden die überraschend direkt an den Beginn gestellten, eigentlich hymnenhaft gefeierten Stücke “Holiday” und vor allem “Radio Ladio” bei weitem nicht so abgefeiert und mitgesungen wie in kleineren Clubs, wo die Meute hier immer mächtig tobt. Trotzdem sah man Metronomy an, wie viel Spaß sie am Konzert haben, und die Mischung aus hervorragender Musik und starker Performance riss dann die Leute auch immer mehr mit – erstmals vielleicht bei “The Look” so richtig zu spüren, später dann auch bei Songs wie “A Thing for Me” und “Heartbreaker”. Als kleine Abwechslung wurde die Beatles-Covernummer “Here Comes The Sun” eingestreut, generell aber benötigen Metronomy sicher keine Anleihen, sondern sind mit ihren eigenen Songs einfach eine hervorragende Liveband, die man jedem nur ans Herz legen kann.

Die komplette Setlist:
Holiday
Radio Ladio
Love Letters
Everything Goes My Way
The Look
I’m Aquarius
Reservoir
She Wants
Never Wanted
Side 2
Corinne
A Thing For Me
The Upsetter
Here Comes The Sun
Heartbreaker
Boy Racers
Old School
Month Of Sundays
The Bay
—————–
Love Underlined
You Could Easily Have Me

_____________________
Links:
Website von Metronomy
Website von Teleman
Website der C-Halle

Related Articles