
(© Andy Lopo)
Nachdem das britische Kollektiv Oi Va Voi um die beiden Gründungsmitglieder Steve Levi-Kallin (Gesang, Klarinette) und Josh Breslaw (Drums) kürzlich lange sieben Jahre nach ihrem letzten Album mit “The Water’s Edge” (lies unsere Rezension hier – momentan noch mit Gewinnspiel) einen starken neuen Longplayer vorgelegt hatte, stand im Rahmen der Tour zur Scheibe auch ein Konzert in Deutschland auf dem Programm. Dass mit dem Kölner Stadtgarten hierbei keine wirklich große Location gebucht wurde zeigt, dass die 2000 in London gegründete Formation nie über den Status eines Geheimtipps hinaus gekommen ist, was sehr schade ist, bietet sie doch tolle, abwechslungsreiche, genreübergreifende Lieder – und war 2003 nicht umsonst mal für einen BBC World Music Award nominiert.
Gut gefüllt war es dann zumindest im Stadtgarten, als Oi Va Voi um 21.30 Uhr die Bühne betraten. Nicht weniger als 14 MusikerInnen hatten am Album mitgewirkt, und exakt die Hälfte von ihnen sorgte nun für eine sehr gelungenen Konzertabend. Neben Steve und Josh waren dies beim instrumentalen Opener “Babylon Nights” vom aktuellen Album Violinistin Anna Phoebe, Trompeter David Orchant, Gitarrist John Matts und Bassistin Elizabeth Leondaritis, die direkt mal alle ihre Spielfreude unter Beweis stellten, bevor zum zweiten Song “Wave” dann die israelische Sängerin Zohara Niddam das Line-Up des Abends komplettierte.
Mit ihrer tollen Stimme und viel Ausstrahlung wusste sie durchweg zu überzeugen und glänzte auch bei weiteren neuen Stücken wie “Shine A Light” oder “Sad Dance”, das auf dem neuen Album eigentlich von Sarah Anderson eingesungen wurde. Auch Steve hatte gelungene Momente am Mikro, mit dessen Technik er etwas zu kämpfen hatte, was aber sympathisch überspielt wurde, als er Lieder wie “Dance Again” oder im Duett mit Zohara “Lay Your Head” sang.
Natürlich aber wurden nicht nur neue Stücke – sechs an der Zahl – geboten, sondern auch Highlights aus den vorangegangenen fünf Studioalben, wenn man die in Eigenregie veröffentlichte Scheibe “Digital Folklore” aus 2002 mitzählt. Am meisten hiervon stammten von “Laughter Through Tears” aus dem Jahr 2003, wie das zarte “Ladino Song” oder das melancholische, natürlich inhaltlich weiter sehr aktuelle “Refugee”.
Die MusikerInnen wussten als spielfreudige Formation zu überzeugen, hatten aber auch ihre Solomomente, wobei neben den Bandgründern und Zohara vor allem die tolle, charismatische Anna Phoebe – besonders beim alten, toll arrangierten Instrumental “Crimea” – mit ihrer Violine und David an der Trompete herausstachen. Die von Oi Va Voi gebotene Mischung aus Klezmer, Folk-Pop, Weltmusik und Elektronik, die live hier allerdings weit weniger zum Tragen kam, sorgt für sehr abwechslungsreiche Momente und bereitete hier nun einen durchweg gelungenen und stimmungsvollen Konzertabend, bei dessen eineinhalb Stunden das voll zufriedene Publikum viel in Bewegung gebracht wurde.
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Links:
Website von Oi Va Voi
Website des Stadtgarten Köln