Home MusikKonzertberichte Tash Sultana – Kritik des Konzerts in Köln am 8. September 2018

Tash Sultana – Kritik des Konzerts in Köln am 8. September 2018

Autor: Tobi
Tash Sultana (Foto © Mike Amico)

(Foto © Mike Amico)

Wenn das knapp 4.000 Besucher fassende Palladium in Köln bei einem Act, der eine Woche vorher erst sein Debütalbum veröffentlicht hat, drei Abende in Folge ausverkauft ist, dann ist der Begriff Shooting Star wohl angemessen – denn wir haben es hier nicht mit einer kölschen Karnevalstruppe zu tun, sondern mit Tash Sultana aus Australien.

Bevor wir auf die Musik eingehen, eine kurze Erklärung: Da sich Tash nicht als weibliches oder männliches, sondern non-binäres Wesen sieht, wird die Presse von Tashs Team gebeten, nicht “sie” oder “er” zu schreiben. Wundert euch also nicht, wenn hier ungewöhnlich oft einfach von Tash oder Sultana zu lesen ist.

Tash gilt als eines der musikalischen Wunderkinder unserer Tage. Im Alter von drei Jahren bekam Tash vom Großvater eine Gitarre geschenkt, und die Liebe zur Musik ließ Sultana nie wieder los, und viele Instrumente kamen dazu. Während der Highschool-Zeit nutzte Tash jede Gelegenheit, Musik live vor Publikum spielen zu können, später dann verschlug es Sultana in Melbournes Straßen und Fußgängerzonen, um Geld zu verdienen und einfach nur spielen zu können.

Dann passierte das, was es früher nicht gegeben hätte – über Social Media wurde Tash zum Tipp, Sultanas Videos auf Facebook und YouTube wurden Millionen Male aufgerufen, vor allem die “Bedroom Recordings” und Livemitschnitte, so dass Tash heute international schon eine große Fanschar hat. Vor allem das Video zu “Jungle” verbreitete sich viral, hat bereits fast 25 Millionen Aufrufe zu verzeichnen. Live-Auftritte bei renommierten Festivals wie Lollapalooza, Coachella oder dem Montreux Jazz Festival untermauern den Status als Shooting Star.

Zurück zum Konzert. Am Abend des 8. September also spielte Tash bereits den dritten Abend vor ausverkauftem Haus in Köln, und das, obwohl das Debütalbum “Flow State” erst am 31. August erschien. Um 21.15 Uhr kam Sultana auf die Bühne und begeisterte die Besucher schnell mit der ungewöhnlichen Show ohne weitere Musiker, bei der Tash sich der Loopingkunst bediente und diverse Passagen aufnahm und dann mittels einer Batterie an Fußpedalen starten und stoppen konnte, was dann mal das Klangbild einer Band ergab. Mal aber ging Sultana auch in Solo-Passagen auf.

Die Musik kam effektvoll daher, mit viel Echo und Hall durchströmten Tashs lange Songs in einem Genre-übergreifenden Raum zwischen Rock, Pop, Reggae, Jazz und Avantgarde den Saal und versetzten das Publikum durch psychedelische Arrangements und passende Videos auf fünf Hintergrund-LED-Wänden in einen audiovisuellen Rausch – wobei einige der Fans hier auch anderweitig vorgesorgt hatten, wanderte man vor der Halle doch oft durch süßliche Gerüche und an einer amtlichen Menge an alkoholischen Getränken vorbei. Irgendwie aber passte dies auch, Tash verströmte mit Aussehen, Musik und vor allem der Hingabe für diese einen Hauch von Woodstock, auch wenn Looping damals sicher nicht so angesagt gewesen wäre – eher also Woodstock 2.0.

Nach anfänglicher Begeisterung durchwanderte das Konzert dann allerdings auch eine Phase, in der es ruhiger wurde und die Unruhe im Publikum stieg, einfach weil das Konzept zwar faszinierte, aber doch auch Längen mit sich brachte. Die Aufmerksamkeit wurde aber schnell wieder eingefangen, sobald Tash sang, denn Sultanas Stimme ist außergewöhnlich und packt den Zuhörer schnell.

Neben Songs mit viel Looping spielte Tash auch einige intimer daher kommende Stücke, bei denen zumeist Sultanas Hauptinstrument Gitarre – elektrisch wie auch akustisch – bedient wurde, während bei den anderen Stücken auch mal Trompete oder Panflöte eingesetzt wurden, sphärische Flächen und Rhythmen, mal mehr, mal weniger.

Die umjubeltsten Stücke waren natürlich die am besten bekannten wie “Big Smoke”, “Synergy”, “Notion” oder als einzige Nummer zum Mitsingen im Refrain das mitreißende “Jungle”, welches Tash zum Abschluss des regulären Sets spielte. Und wenn bei anderen Künstlern eine Zugabe durchaus nach wenig klingen würde, legte Sultana hier mit “Blackbird” noch einmal 15 Minuten nach und schloss einen insgesamt durchaus umjubelten Gig mit beachtlicher Länge von 135 Minuten ab. In jedem Fall außergewöhnlich, was man hier zu sehen bekommt.

Nachdem die folgenden zwei Konzerte in Berlin auch längst ausverkauft sind, kehrt Tash im Sommer 2019 noch einmal für zwei Open-Air-Gigs zurück – Tickets gibt es z.B. hier bei Eventim (Partnerlink):
26.07.2019  Köln – Tanzbrunnen
27.07.2019  Berlin – Zitadelle

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Links:
Website von Tash Sultana
Website des Palladium Köln

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