Home MusikInterviews Umbra Et Imago zu ihrem Album “Memento Mori” (02/04)

Umbra Et Imago zu ihrem Album “Memento Mori” (02/04)

Autor: Tobi

Umbra Et Imago

Mit “Memento Mori” veröffentlichen Umbra Et Imago bereits ihr zehntes Album, und mit Sicherheit eines ihrer besten. Eröffnet wird es von “Märchenlied (Liebeslied)”, welches ein wirklich tolles Liebeslied im Midtempo ist, rockig und gleichzeitig wunderschön. Danach geht es richtig zur Sache. Die Vorab-Single “Sweet Gwendoline” haut mit einer guten Elektrosound-Linie und brachialen Riffs voll rein. “Sagt nein” ist ein Aufruf, sich nicht alles gefallen zu lassen in der heutigen Zeit. Mastermind Mozart singt oder brüllt seine zynisch-poetischen Texte je nach Bedarf auf packende Weise. “Schlag mich” haben Umbra Et Imago mit Box-Weltmeisterin Regina Halmich aufgenommen, die den harten Klängen ein “Schlag mich, ich will die Zucht” hinzufügt. Das gute “Ein letztes Mal” klingt im Verhältnis zu den vorigen Stücken düsterer und mehr nach Gothic-Rock, während man sich sonst doch einige Male im Crossover a la Rammstein verliert – aber dies kennt man ja. Mozarts Texte sind wieder mal sehr interessant, ob zum “Wahnsinn”, zu “Egoismus” oder zum brachialen “Money”. In mehr erzählerischen “Der Prälat” widmen sich Umbra Et Imago dem Thema Kindesmissbrauch in der Kirche – es gibt also mal wieder keine Tabus, und das ist gut so. Insgesamt ein starkes Album von Umbra Et Imago, zu dem wir Mozart einige Fragen stellten:

Umbra Et Imago "Memento Mori" Jetzt bestellen bei Amazon.de

“Wir bekommen oft Vorwürfe von den Medien, wir würden schockieren wollen, seien pervers, weiß der Geier was noch.”

MUM: Ich muss sagen, euer neues Album gefällt mir richtig gut. Siehst du musikalische Unterschiede zum Vorgänger?

M: Die Produktion ist runder geworden. Wir haben einfach versucht, noch einen drauf zu setzen.

MUM: Mit meinem Favoriten “Märchenlied (Liebeslied)” stellt ihr ein schönes und zugleich hartes Stück an den Anfang. Wolltet ihr erstmal etwas gemächlicher anfangen, bevor es richtig zur Sache geht?

M: Danke für die Blumen. Ja, das war eine bewusste Entscheidung, das ist unser erstes “richtiges” Liebeslied, das sollte auch auf dem ersten Platz ertönen. Zudem konnten wir uns ein Intro sparen, da wir in der Nähe der Schwaben wohnen, ist sparen immer ein Thema!

MUM: “Schlag mich” habt ihr mit Regina Halmich als Gast aufgenommen, die beweist, dass sie weit besser kämpft als singt. Wie kam es zu der Zusammenarbeit, und wird das Stück ihre neue Einmarschmusik (hmm, vielleicht nicht die richtige Message an die Gegnerin!)?

M: Regina ist eine alte Freundin, eine bekennende Gothic-Lady und völlig bewandert in allen musikalischen Stilrichtungen. Ich finde, dass sie sehr gut singt, sie hat das Stück in ein paar Stunden während der Trainingspausen einsingen müssen. Das ist ihr erster Track – ich habe schon bekanntere (Gesanges-) Künstler erlebt, die schlechter gesungen haben. Aber zum Glück ist das individuelle Empfinden recht unterschiedlich – das ist doch ein guter Weg, dass wir zwei uns einigen können. Oder? Na, ja ich glaube nicht, dass das ZDF Gruftimucker zur Einmarschmucke zulässt. Aber das war auch nicht unser Plan, insofern soll Doro, die auch eine Freundin von Regina ist, das Privileg behalten.

MUM: Textlich kennt ihr ja mal wieder keine Tabus, und dies ist ja auch gut so. Welches der Themen liegt dir besonders am Herzen?

M: Besonders geärgert hat uns die Lügerei, Heuchelei und Doppelmoral, die sich auf dem weltpolitischen Sektor in aller Hässlichkeit, im vergangenem Jahr gezeigt hat. Auch der globalisierende Kapitalfeudalismus hat uns beschäftigt, sowie die Summe unserer Erlebnisse und die daraus resultierenden Erfahrungen. Das Fazit findet sich auf der Platte – zynisch, ironisch und musikalisch gut verpackt wie wir hoffen, und wir freuen uns, dass wir schon die ersten Streicheleinheiten einheimsen dürfen. Natürlich haben wir auch viele Gegner unseres Stiles, damit leben wir aber schon seit es Umbra Et Imago gibt.

MUM: Auf eurer Homepage verkündet ihr, die Tour sollte man nicht verpassen, es sei möglicherweise die letzte. Ist das nur ein Spruch, oder plant ihr nach zwölf Jahren so langsam eurer Rückzug ins Altersheim?

M: Na ja, Memento Mori, alles vergeht, nichts besteht! Wer weißn was morgen ist? Diese Aussage sollte man im philosophischen Sinne verstehen.

MUM: Letztes Jahr ist Gitarrist Freddy ausgestiegen – warum hat er sich hierzu entschieden? Geht dir das mit den Line-Up-Wechseln nicht mächtig auf den Nerv?

M: Unser guter Freddy … schnüff … seine Entscheidung war privater Natur – es ist sehr aufreibend, in einer Undergroundband zu spielen. Wir können nicht so richtig von der Mucke leben, jeder muss noch irgendwie irgendwas arbeiten, so müssen wir immer mal mit Line-Up-Wechseln zurecht kommen. Wir haben aber mit Sören einen wunderbaren Ersatz gefunden und uns mit Tränen, Wein, Weib und Gesang von Freddy getrennt. Wir pflegen die Freundschaft weiterhin, wer weiß, ob er nicht irgendwo wieder mal auftaucht.

MUM: In Kürze geht ihr auf Tour. Kann man besondere Überraschungen erwarten?

M: Wir werden ein neues Bühnenbild, eine modifizierte Show sowie Projektionen auf die Bretter bringen. Die Zeit der Pyroeffekte ist vorbei, weil es immer schwieriger wird, mit Feuer zu arbeiten. Wir sind gerade dabei, die Show zu planen, deshalb kann ich nicht so viel dazu sagen. Aber sehen ist allemal besser als lesen, insofern: Lasst euch ein wenig überraschen!

MUM: Mit “Sagt nein” habt ihr eine Hymne zur neuen 10-Euro-Arztbesuchspauschale geschrieben – oder ging es da doch um was anderes?

M: Das Motto war eher, sagt nein zu den Lügen, lasst euch nicht einlullen von der Gleichschaltung der Medien und nützt eure demokratischen Rechte, zu widersprechen. Wir sollten es den Politikern nicht so leicht machen, denn die regieren manchmal über ein narkotisiertes Volk. Wir wollen eigentlich nicht “politisch” arbeiten, aber ein wenig Stellungnahme kann nicht schaden.

MUM: Bei welchen Sommer-Festivals kann man auf euer Erscheinen hoffen?

M: Zillo Open Air ist im Gespräch. Es werden sicher ein paar Festivals kommen, aber derzeit sind wir mit unserer Tour im März so beschäftig, dass wir mal nicht weiter denken.

MUM: Ich habe mich in letzter Zeit dabei ertappt, peinlicherweise Junk-TV wie “Der Bachelor” oder “Ich bin ein Start, holt mich hier raus” zu konsumieren. Passiert dies auch einem gestandenen Gothic-Helden?

M: Mich kotzt, mit Verlaub gesagt, die ganze Gülle richtig an! Wir bekommen oft Vorwürfe von den Medien, wir würden schockieren wollen, seien pervers, weiß der Geier was noch. Die ganze Fersehlandschaft pervertiert, und da ich mich beim “Fremdschämen” nicht so gut fühle, erspare ich mir die ganze Gülle. Ich praktiziere lieber ein wenig Geschlechtsverkehr, das macht Spaß, sorgt für Gesundheit und ist auch meist kreativer.

MUM: Apropos Gothic – sehr ihr euch noch als Gothic-Band, oder mehr als Crossover-Combo?

M: Wir sind bekennende Gothisten – aber was ist heute nicht Crossover.

MUM: Welche Alben haben dich in 2003 beeindruckt, welche enttäuscht?

M: Ich habe so viel gehört, weil ich ja auch als DJ arbeite, das kann ich dir echt nicht sagen. Ich bin auch nie so richtig enttäuscht, weil ich keine Erwartungshaltung habe. Wenn mir was nicht gefällt, warte ich auf das nächste Album.

MUM: Letzte Frage, mal was ganz anderes: Was schiebt sich Mozart abends am liebsten in den Ofen – was ist dein Lieblingsgericht?

M: Ich esse sehr gerne, leider manchmal zu viel. Ich bevorzuge die mediterane Küche, aber mag eigentlich keine Meeresfrüchte. Zum Glück gibt’s Pasta! Da unsere Vegetarier in der Band nicht militant sind, darf ich ab und an auch ein Steak essen, was ich sehr gerne tue. Es gibt viel Salat, aber auch klassische “handschabte Spätzle, woisch, mir Schwobe verstehn was vom esse”. Ich bin kein Schwabe auch kein Badenser, aber ich lebe hier im Exil und als Ausländer soll man sich, esstechnisch auch immer ein wenig anpassen!

MUM: Vielen Dank für das Interview!

_____________________

MUM: Mucke und mehr
M: Mozart von Umbra Et Imago

Mehr zu den Umbra Et Imago gibt es auf ihrer Website.

Related Articles