Home MusikCD-Rezensionen Volbeat präsentieren sich auf ihrem achten Studioalbum wieder weniger Mainstream-lastig

Volbeat präsentieren sich auf ihrem achten Studioalbum wieder weniger Mainstream-lastig

Autor: Tobi

Volbeat "Servant Of The Mind"

Volbeat

“Servant Of The Mind” (Deluxe Edition)

(2CD, Vertigo Berlin, 2019)

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Spätestens im Jahr 2013 wurden Volbeat mit ihrem Multiplatin-Topseller “Outlaw Gentleman & Shady Ladies” zu einer weltweit gefeierten Metal-Band. Die 2001 in Kopenhagen gegründete Combo ist bekannt für einfallsreichen, harten und zugleich melodischen Metal, und für packende Livekonzerte.

Nachdem ihr sechstes Studioalbum “Seal The Deal & Let’s Boogie” 2016 in mehreren Ländern wie Deutschland und Dänemark Platz 1 der Charts erstürmte, in den USA Platz 4 erreichte und in Großbritannien immerhin Platz 16 belegte, veröffentlichten die Jungs im Dezember 2018 mit der Doppel-CD “Let’s Boogie! Live From Telia Parken” noch ein starkes Live-Album mit dem Höhepunkt der letzten Tour, ihrem Auftritt am 26. August 2017 im ausverkauften Telia Parken Stadion in Kopenhagen.

Mit “Rewind, Replay, Rebound” (lies unsere Rezension hier) gingen Volbeat 2019 den eingeschlagenen Weg zum Mainstream weiter, ohne sich von ihrer Vergangenheit und härteren Klängen zu lösen, die nun aber dosierter eingesetzt wurden. Ein weiterer Platz 1 bei uns wurde verzeichnet, allerdings in der Heimat erstmals seit langem nur Rang 2, und in den USA wurden die Top 20 deutlich verpasst.

Die Spannung war somit groß, wie die musikalische Reise der Dänen weiter gehen würde, und auf ihrem achten Studioalbum “Servant Of The Mind” untermauern die Jungs, dass sie sich nicht noch weiter in seichtere Gefilde wagen, sondern mit Härte und Melodik weiter abwechslungsreiche Songs zu bescheren wissen, die nun wieder kantiger daher kommen und gerne auch mal von Rock ‘n’ Roll geprägt sind. Zu haben ist die neue Scheibe als Standard-CD, Deluxe-Doppel-CD, Deluxe-Doppel-Vinyl (in mehreren limitierten Editionen) und als Deluxe-Digital-Version.

Volbeat (© Ross Halfin)

(© Ross Halfin)

Im Juni bereits hatten sich Sänger/Gitarrist Michael Poulsen, Gitarrist Rob Caggiano, Bassist Kaspar Boye Larsen und Drummer Jon Larsen zurück gemeldet, und das gleich mit den beiden neuen Songs “Wait A Minute My Girl” und “Dagen Før”. Geschrieben und aufgenommen unter Lockdown-Bedingungen hatten Michael, Kaspar und Jon ihre Parts hierfür in Dänemark mit dem angestammten Produzenten Jacob Hansen eingespielt, während Rob seinen Teil von New York City aus beisteuerte.

Auf dem krachig und flott voran treibenden, mit Rock’n’Roll-Elementen gut Stimmung machenden “Wait A Minute My Girl” wurden Volbeat von dem Saxofonisten Doug Corcoran und dem Pianisten Raynier Jacob Jacildo unterstützt, die sonst in JD McPhersons Band spielen und mit Volbeat schon 2019 den Song “Die To Live” aufgenommen hatten. Für die Backing-Vocals kam außerdem die befreundete Sängerin Mia Maja hinzu, die schon seit “Seal The Deal & Let’s Boogie” mit Volbeat arbeitet. Der Song bescherte Volbeat die neunte Nr. 1-Single in den Billboard Mainstream Rock Charts, zudem hielt er sich vier Wochen auf Platz eins der Mediabase Canada Active Rock Charts und bedeutete damit ihren ersten Nr. 1-Song in Kanada.

Auf dem gemächlicher und gemütlicher daher kommenden “Dagen Før” war die Dänin Stine Bramsen als Vokalgast dabei, die neben ihren Soloaufnahmen sonst auch bei der Band Alphabeat aktiv ist. Hier kombinieren sie englische und dänische Textpassagen – für Stine ein Novum, hatte sie doch nie zuvor etwas auf Dänisch veröffentlicht.

“Da das Wetter nun langsam besser wird und die Temperaturen in vielen Teilen der Welt steigen, wollten wir genau jetzt diese zwei Songs teilen, weil sie einfach dieses Sommer-Feeling transportieren”, kommentierte die Band damals. “Geschrieben und aufgenommen haben wir sie während der langen, schwierigen 15 Monate, die hinter uns liegen. Wir sind wahnsinnig dankbar dafür, dass unsere guten Freunde Doug, Ray und Mia Maja trotz des Lockdowns mit uns auf ‘Wait A Minute My Girl’ Vollgas geben konnten, und genauso fantastisch ist es, dass Stine Bramsen, von der wir seit Ewigkeiten Fans sind, sich dazu bereiterklärt hat, ihr unglaubliches Talent zu ‘Dagen Før’ beizusteuern.”

Mit dem treibenden, hymnischen “Shotgun Blues” gab es im September einen weiteren Vorboten. Im Stück erzählt Frontmann Michael Poulsen von geisterhaften Erlebnissen beim Einzug in ein neues Zuhause. “Jedes Mal, wenn man in ein Haus einzieht, bringt man tote Menschen mit sich”, erklärt er. “Mir passiert da mitunter echt sonderbares Zeug… nicht ganz von dieser Welt.”

Einige der neuen Songs handeln von dunklen Mächten. Das mit fetten Heavy Metal Tönen im Midtempo voran stampfende “The Sacred Stones” berichtet von einem “irdischen Wesen, das sich der dunklen Seite hingegeben hat. Es folgt nun einer Mission und kommt mit düsteren Kräften und gefallenen Engeln in Berührung.” Mit weit mehr Tempo erzählt das im Refrain mit guter Melodie aufwartende, effektbehangene “The Devil Rages” davon, wie der Teufel menschliche Gestalt annimmt, und das ebenfalls voran peitschende “Lasse’s Birgitta” berichtet als epischer Achtminüter zum Abschluss der 61 Minuten von den ersten Hexenverbrennungen in Schweden im Jahr 1471.

Das im Oktober als vierte Vorab-Nummer präsentierte “Becoming” war im Vergleich hierzu mit weniger Tempo ausgestattet, aber auch gut knackig, setzte sich zudem mit eingängiger Melodie im Ohr fest – und am Ende ging es beim Song dann kurz doch auch wild zu. “Mindlock” ist abgesehen von diesem furiosen Schluss ähnlich gebaut, bei “Heaven’s Descent”, “The Passenger” und “Say No More” hingegen geht es deutlich fetziger und krachiger zu, während das auch mal wieder mit Western-Anleihen geschmückte “Step Into Light” irgendwo dazwischen einreiht.

Bleibt noch die Eröffnungsnummer “Temple Of Ekur”, die als melodischer Midtempo-Treiber parallel zur Album-Veröffentlichung im Dezember noch als Single ausgekoppelt wurde, und mit diesem Song widmen sich Volbeat nicht zum ersten Mal antiken Themen. Ein weiteres gutes Volbeat-Album, das wieder insgesamt wieder härter daher kommt und extrem Lust macht, die Band endlich auch mal wieder live sehen zu können.

Die Deluxe Editionen bieten auf knapp über 14 Minuten noch vier Bonstracks. Mit dem krachig brachialen “Return To None” verabreichen die Dänen hier zunächst die Coverversion eines Stücks der schwedischen Kollegen von Wolfbrigade, und mit “Domino” lassen sie eine weitere Neuinterpretation folgen, stammt das Original “(A Cat Called) Domino” doch aus den 60ern von Roy Orbison, während Volbeats Neueinspielung mehr an das Cover von The Cramps aus den frühen 80ern angelehnt ist. Zusätzlich gibt es zwei Album-Tracks in abweichenden Versionen, zu einen “Shotgun Blues” mit ergänzendem, böse grollendem Gesang von Dave Matrise aus der amerikanischen Death-Metal-Band Jungle Rot, zum anderen “Dagen Før” ohne Stine Bramsen, also rein mit Michael Poulsen am Mikro.

Im Sommer 2022 gehören Volbeat bei den Festivals Rock am Ring und Rock im Park zu den Headlinern, sind zusätzlich aber auch onch zweimal mit Solo-Shows live bei uns zu sehen – Tickets gibt es z.B. hier bei Eventim (Partnerlink).

02.06.22 Hannover, Expo Plaza
14.06.22 Berlin, Wuhlheide

www.volbeat.dk
facebook.com/volbeat

Bewertung: 8 von 10 Punkten

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