Mädchen Mädchen
Darsteller: Kya-Celina Barucki, Julia Novohradsky, Nhung Hong, Henning Baum
Regie: Martina Plura
Dauer: 90 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: constantin.film/kino/maedchen-maedchen
Facebook: facebook.com/constantinfilm
Instagram: instagram.com/constantinfilm
Kinostart: 3. Juli 2025
Mit seiner Teeniekomödie „Mädchen, Mädchen“ bot Dennis Gansel 2001 noch Stereotypenhumor der derberen Sorte, der phasenweise sogar zum Fremdschämen einlud. Das hielt wohl auch das – diesmal nahezu ausschließlich weibliche – Produktionsteam rund um Regisseurin Martina Plura („Vorstadtrocker“, „Mein Lotta-Leben – Alles Tschaka mit Alpaka!“) berechtigterweise für dringend reformbedürftig und präsentiert uns jetzt mit ihrer gleichnamigen Neuverfilmung eine erfreulich feministischere Herangehensweise an die fast unveränderten Probleme heranwachsender Mädchen.
Die besten Freundinnen Inken (Kya-Celina Barucki), Vicky (Julia Novohradsky) und Lena (Nhung Hong) nämlich haben auch hier mit den typischen Alltagssorgen 17-jähriger Mädchen zu kämpfen, wenn sie nach ihrem Platz in der Gesellschaft und vornehmlich erstmal nach sexueller Erfüllung suchen. Während Inken in der Schule vor allem von Traumgirl und Zicke Cheyenne (Zoë Pastelle Holthuizen) wegen ihrer kleinen Brüste gemobbt wird, gibt sich Vicky in Bezug auf Jungs ganz selbstbewusst erfahren und die scheinbar schüchterne Lena veröffentlicht im Netz nebenbei anonym softerotische Kurzgeschichten.
So klischeeartig die Figuren der Mädels auf den ersten Blick auch angelegt scheinen, so natürlich agieren die ja deutlich älteren Schauspielerinnen hier aber in ihren Rollen und überraschen vom Start weg auch mit so manch erfrischendem Dialog. Da werden wir direkt abgeholt zur alles überlagernden Jagd der Freundinnen nach dem ersten Orgasmus, den die so abgeklärte Vicky ja in den blumigsten Worten beschreibt und der selbst Inken trotz regelmäßigem Sex mit ihrem blöden Freund Tim bisher noch nicht vergönnt war. Und wie sich nach intensiver Nachfrage herausstellen soll, beruht auch Vickys detailliertes Wissen eher auf angelesenen Informationen als auf eigener Erfahrung.
So oder so, der Höhepunkt muss endlich her und das nicht zwingend in Verbindung mit Jungs, wie es uns ja noch Dennis Gansels damals durchaus dem Zeitgeist entsprechende Vorlage glauben machen wollte. 24 Jahre später jedoch bringt Regisseurin Plura hier sympathisch relativ schnell das um einiges erfolgversprechendere Thema Masturbation ins Spiel, das die Mädels dann auch lernbegierig angehen. Dass das bei den der Generation Pornhub und OnlyFans angehörenden Freundinnen hier allerdings erstmals im Alter von 17 Jahren als ernstzunehmende Option wahrgenommen wird, kann ihrem behüteten Aufwachsen geschuldet sein, sorgt aber zumindest für ungläubiges Stirnrunzeln, zumal es in Lenas Geschichten durchaus heiß her geht.

Die drei besten Freundinnen Vicky (Julia Novohradsky), Lena (Nhung Hong) und Inken (Kya-Celina Barucki) erleben eine Achterbahnfahrt ins Erwachsenwerden.
(© Constantin Film Verleih / Petro Domenigg)
Dennoch begleiten wir die Drei gerne auf ihrer nun sehr viel emanzipierteren Suche nach Erfüllung, die natürlich auch jetzt wieder alles andere als komplikationslos verlaufen und für sie so manche Peinlichkeit bereithalten soll. So holt Lena beim Abarbeiten ihres Orgasmus-Onlinetutorials per Bluetooth versehentlich die Tratschrunde ihrer Mama mit ins Boot, und Inken hat eigentlich schon genug damit zu tun, den zweiten Frühling ihres sexuell seit kurzem wieder überaus aktiven, alleinerziehenden Vaters (Henning Baum) auszublenden. Immerhin bringt der mit seiner neuen Freundin eine offene Ratgeberin ins Haus und schenkt ihr obendrein mit einem Fahrrad das Objekt, das ihr dann wie schon in der Signature-Szene des Originals unvermittelt den ersten Höhepunkt beschert.
Das geschieht in deutlich sichtbarer Präsenz eines „FCK AFD“-Stickers und ist nicht das einzige Augenzwinkern, das den sommerlich-leicht inszenierten Streifen von seiner angestrengten Vorlage unterscheidet. Da wird Vicky durch einen Scheidenpilz belehrt, dass Promiskuität nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann, und Inken entwickelt bald sogar Gefühle gerade für ihre Erzfeindin Cheyenne, der es nicht anders zu gehen scheint, als sie ihr plötzlich eine nette Seite offenbart.
Insgesamt ist damit Martina Pluras neue Version des Teenieklassikers, selbst wenn auch sie das Rad nicht neu erfindet, um einiges unterhaltsamer als ihre Vorlage, thematisiert moderne Probleme wie Cybermobbing oder Social-Media-Wahn genauso, wie sie allein durch ihre Besetzung und Inkens homosexuelle Züge eine angenehme Portion Diversität zulässt. So macht die Regisseurin mit den natürlichen Mädchen ihre Komödie auch für Zuschauer jenseits der Zielgruppe erstaunlich erfrischend und lässt letztendlich einen erfreulich feministischeren Ansatz erkennen.
Trailer:
Bewertung: 6 von 10 Punkten
