Home Film “15 Jahre” – Hannah Herzsprung brilliert in Chris Kraus’ Fortsetzung seines 2006er-Dramas “Vier Minuten”

“15 Jahre” – Hannah Herzsprung brilliert in Chris Kraus’ Fortsetzung seines 2006er-Dramas “Vier Minuten”

Autor: Tobi

"15 Jahre" Filmplakat (© Wild Bunch Germany)

15 Jahre

Darsteller: Hannah Herzsprung, Hassan Akkouch, Albrecht Schuch, Christian Friedel
Regie: Chris Kraus
Dauer: 143 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.wildbunch-germany.de/movie/15-jahre
Facebook: facebook.com/wildbunch.filmlounge.de
Kinostart: 11. Januar 2024


2006 sorgte der deutsche Autor und Regisseur Chris Kraus mit seinem zweiten Film “Vier Minuten” für Furore, in dem Hannah Herzsprung die fälschlicherweise wegen Mordes verurteilte Jenny von Loeben spielte, die im Frauengefängnis von einer Klavierlehrerin (Monica Bleibtreu) ausgebildet wird und dann ausbrechen muss, um wie geplant am Musikwettbewerb “Jugend musiziert” teilnehmen zu können. Auf dem Internationalen Filmfestival Shanghai wurde “Vier Minuten” als “Bester Film” ausgezeichnet, beim Bayerischen Filmpreis wurden neben Bleibtreu als “Beste Hauptdarstellerin” auch Herzsprung, für die ihre erste große Kinorolle den Durchbruch bedeutete, als “Beste Nachwuchsdarstellerin” und Kraus für “Bestes Drehbuch” geehrt, der Deutsche Filmpreis in Gold als “Bester Spielfilm” folgte, sowie einige Auszeichnungen mehr. Nun setzt Kraus das Ganze mit “15 Jahre” fort, und passend zum Kinostart wurde verkündet, dass Hannah Herzsprung am 19. Januar 2024 für ihre schauspielerische Leistung im Streifen den Bayerischen Filmpreis als “Beste Hauptdarstellerin” erhalten wird.

Wir sehen sie erneut als Jenny von Loeben, die nach 15 Jahren Haft wegen des nicht begangenen Mordes nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis im christlichen Glauben Halt zu finden versucht, aber nach wie vor alles andere als ausgeglichen daher kommt. Als sie durch den Job als Putzkraft in einem Konservatorium wieder mit dem Piano in Berührung kommt, fällt ihr unglaubliches Talent einem Musiklehrer (Christian Friedel) auf, und auf der Suche nach einem Partner für einen syrischen Musiker Omar (Hassan Akkouch), dem die IS für sein Hoffnung schaffendes Klavierspielen und Singen in der Heimat eine Hand abgeschlagen hatte, scheint sie besser geeignet als der zunächst angedachte blinde Asiate.

Gemeinsam sollen sie in einer TV-Talentshow für Menschen mit Behinderungen auftreten, wobei sich bald heraus stellt, dass der Moderator und Mit-Juror von “Talent kennt keine Grenzen” ausgerechnet Jennys ehemaliger Freund ist, der damals noch minderjährig den ihr angehängten Mord begangen hatte und nun unter dem Pseudonym Gimmiemore zum gehypten Star geworden ist. Abgeschreckt, aufgewühlt und angewidert ist sie, und doch sieht Jenny eine sich eröffnende Chance, Rache zu nehmen.

"15 Jahre" Szenenbild (© Dor Film-West, Four Minutes Filmproduktion, Wild Bunch Germany)

Jenny von Loeben (Hannah Herzsprung) als geniale Pianistin, überwältigt von dem Wunsch nach Rache
(© Dor Film-West, Four Minutes Filmproduktion, Wild Bunch Germany)

“15 Jahre” setzt die Geschichte aus dem erfolgreichen “Vier Minuten” durchaus intelligent fort und weiß zu packen, mit einer emotionalen Story und der Intensität des Schauspiels vor allem einer erneut überragenden Hannah Herzsprung, der man im Psychogramm die traumatisierten, manischen und bewegten Momente ebenso abnimmt wie eine zwischendurch immer mal wieder fast schon erlösend durchschimmernde Normalität, die allerdings im Strudel ihrer Gefühle keine wirkliche Chance hat. Aber auch sehr schöne musikalische Momente prägen den Film, ob nun im Duett von Omar und Jenny oder auch beim Pianospiel. Singer/Songwriter Max Prosa hat für den Streifen zudem starke deutschsprachige Songs erschaffen, die zusammen mit dem Score von Komponistin Annette Focks bestens passen.

Die Idee, den Schrecken des Krieges und somit auch das Leid der Syrer einfließen zu lassen, wirkt nicht zu sehr erzwungen, und Hassan Akkouch spielt und singt den Omar auch stark, so dass der ansonsten ja fast immer alle überstrahlende, momentan vielleicht beste deutsche Schauspieler Albrecht Schuch in seiner Rolle als angesagter TV-Quoten-Szene-Punk Gimmiemore diesmal weniger Glanzlichter zu setzen weiß, auch wenn er keinesfalls enttäuscht – und auch seine Figur schleppt ja ihr Päckchen mit sich herum, was zum guten Finale beiträgt. Chris Kraus ist eine sehr gute, sehenswerte Fortsetzung gelungen – und dies ist eine Disziplin, an der schon viele vor ihm gescheitert sind.

Trailer:

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

Related Articles