Home Film “Birds of Passage – Das grüne Gold der Wayuu” – das Stammes-Drama eskaliert packend zum blutigen Drogenthriller

“Birds of Passage – Das grüne Gold der Wayuu” – das Stammes-Drama eskaliert packend zum blutigen Drogenthriller

Autor: Mick

"Birds of Passage - Das grüne Gold der Wayuu" Filmplakat (© 2018 Ciudad Lunar, Blond Indian, Mateo Contreras)

Birds of Passage – Das grüne Gold der Wayuu

Darsteller: José Acosta, Jhon Narváez, Carmiña Martínez, Natalia Reyes
Regie: Ciro Guerra, Cristina Gallego
Dauer: 125 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.mfa-film.de/kino/id/birds-of-passage-das-gruene-gold-der-wayuu
Facebook: facebook.com/mfa.filmdistribution


Erstmals machte der Kolumbianer Ciro Guerra, auch da schon im Gespann mit seiner Produzentin Cristina Gallego, die sich jetzt zusätzlich als Co-Regisseurin einbringt, mit der Oscar-Nominierung seines Vorgängers “Der Schamane und die Schlange” 2016 von sich reden. Mit “Birds of Passage – Das Grüne Gold der Wayuu” bleibt er, in seinem Heimatland offensichtlich stark verwurzelt, jetzt dem Thema treu und erzählt uns wieder eine Geschichte über die Ureinwohner Kolumbiens.

Die beginnt eigentlich erstmal vollkommen harmlos und nimmt uns mit auf eine Zusammenkunft des Stammes Wayuu im Jahre 1968, auf der sich Rapayet (José Acosta) in die hübsche Zaida (Natalia Reyes) verguckt. Um daraus mehr werden zu lassen, schreibt die Stammestradition allerdings die vorherige Hochzeit vor, und noch dazu fordert die strenge Mama (Carmiña Martínez) eine stattliche Mitgift ein, die er momentan keinesfalls aufbringen kann. Also heißt es für ihn, der sich mit seinem Kumpel Moisés (Jhon Narváez) seinen Lebensunterhalt als mehr oder weniger legaler Händler mit diesem und jenem verdient, schnell ein lukrativeres Geschäftsmodell zu entwickeln. Gelegen kommt es ihm da, dass der Verkauf von Marihuana an amerikanische Touristen enormes Wachstumspotenzial besitzt, und die Lieferkette von den Produzenten aus der befreundeten Familie überaus kurz ist.

Guerra und Gallego legen ihren Film gezielt als Betrachtung der indigenen Kultur an, man merkt praktisch von Beginn an, wie sehr ihnen am Verständnis der matriarchalisch geprägten Stammesriten gelegen ist. Und das funktioniert auch ganz hervorragend, kann man sich doch wunderbar in Rapayets Lage hineinversetzen, der sich um jeden Preis dem Gesetz der Gesellschaft zu beugen hat, will er seine Ziele erreichen. Was jedoch dann folgt, nimmt schnell Dimensionen an, die anfangs nicht im Entferntesten zu erwarten waren. Mit steigendem Volumen der Drogenlieferungen und damit einhergehendem Anstieg des Einkommens aus dem enorm lukrativen Geschäft erwachsen nämlich bald Begehrlichkeiten, die weit über das Erwirtschaften der längst entrichteten Mitgift hinausgehen.

"Birds of Passage - Das grüne Gold der Wayuu" Szenenbild (© 2018 Ciudad Lunar, Blond Indian, Mateo Contreras)

v.l. Peregrino (José Vicente Cotes), Leonidas (Greider Meza), Úrsula (Carmiña Martínez), Rapayet (José Acosta), Zaida (Natalia Reyes) (© 2018 Ciudad Lunar, Blond Indian, Mateo Contreras)

Das einfühlsame Ethno-Drama, welches das Regie-Duo mit ausschweifenden Steppenbildern stimmungsvoll in Szene setzt, mutiert so fast unmerklich zu einem handfesten Thriller, in dem die Gier zum Antrieb für den Bruch mit Jahrhunderte alten Traditionen wird. Dabei verknüpfen die beiden die Geschichte der Wayuu virtuos mit den Einflüssen der modernen Welt und erzeugen eine latente Spannung, die durch Moisés einer tickenden Zeitbombe gleichenden Charakter schnell offen zutage tritt. Die durch ihn provozierte Familienfehde macht den Streifen dann auch schon nach kurzer Zeit zu einer kraftvollen Auseinandersetzung mit den Abgründen der menschlichen Seele, die dem friedlichen Zusammenleben in der indigenen Gemeinschaft entgegenstehen.

Guerra und Gallego gelingt mit “Birds of Passage” eine vielschichtige Genre-Mischung, die einen mitnimmt zu den Anfängen des Drogenhandels, dessen Kartelle die heutige kolumbianische Gesellschaft so sehr prägen. Ihr hartes Sittengemälde bringt einem dabei nicht nur die Kultur der eingeborenen Bevölkerung näher, sondern fesselt dank exzellentem Spannungsaufbau auch noch ungemein.

Trailer:

Bewertung: 9 von 10 Punkten

 

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