Home Film “Broker – Familie gesucht” – koreanische Außenseiter auf berührender Suche nach einer Familie für ein Baby

“Broker – Familie gesucht” – koreanische Außenseiter auf berührender Suche nach einer Familie für ein Baby

Autor: Mick

"Broker - Familie gesucht" Filmlakat (© PLAION Pictures)

Broker – Familie gesucht

Darsteller: Song Kang-ho, Gang Dong-won, Ji-eun Lee, Seung-soo Im
Regie: Hirokazu Kore-eda
Dauer: 129 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: broker-film.de
Facebook: facebook.com/PLAION.PICTURES


Der Japaner Hirokazu Kore-eda („Shoplifters – Familienbande“, „Vater und Sohn“) hat schon mit seinen vorangegangenen Werken nachgewiesen, dass er sich ungemein für Familienverhältnisse jenseits aller Normen und skurrile Charaktere am Rande der Gesellschaft interessiert. Da schlägt auch sein neuer Film „Broker – Familie gesucht“ nicht aus der Art, dessen Schauplatz sich zwar von Japan nach Korea verlagert hat, der sich ansonsten aber wieder um ganz eigene Gestalten kümmert, für die die bürgerliche Gemeinschaft eigentlich keinen Platz vorgesehen hat.

War das im zu Herzen gehenden „Shoplifters – Familienbande“ noch eine sympathische Prekariatsfamilie hart am Rande des Existenzminimums, die sich überwiegend mit Ladendiebstählen über Wasser hielt und einem kleinen Mädchen einen herzlichen Zufluchtsort bot, sind es jetzt zunächst einmal die beiden äußerst schrägen Vögel Ha Sang-hyun (Song Kang-ho) und sein Kumpel Dong-soo (Gang Dong-won), die sich fernab des gesellschaftlichen Mainstreams bewegen und somit wie geschaffen sind für die Hauptrollen seiner neuen Underdog-Geschichte. Ha Sang-hyun betreibt zwar eine kleine Wäscherei, kommt damit aber nicht im Entferntesten über die Runden und hat obendrein Schulden beim lokalen Kiezgangster, der so langsam die Geduld mit ihm verliert.

Da passt es ganz gut, dass sich Dong-soo ehrenamtlich in der Kirchengemeinde engagiert und ihnen damit ein ganz willkommenes Geschäftsmodell eröffnet. Die Kirche nämlich betreibt eine Babyklappe, die es Müttern ermöglicht, ihre ungewollten Neugeborenen anonym in gute Hände abzugeben. Wobei „gute Hände“ sicherlich ein dehnbarer Begriff ist, wie Dong-soo aus eigener Erfahrung weiß, landen doch die meisten Kinder genauso wie er damals in einem der großen Waisenhäuser in der näheren Umgebung. Also verkaufen die beiden regelmäßig die abgegebenen Kinder illegal und überaus lukrativ an sonst von der Adoption ausgeschlossene Eltern.

"Broker - Familie gesucht" Szenenbild (© 2021 Zip Cinema & CJ ENM CO., Ltd.)

Beim gemeinsamen Jahrmarktbesuch wird aus der ungleichen Gruppe um Sang-hyun (Song Kang-Ho) eine echte Familie.
(© 2021 Zip Cinema & CJ ENM CO., Ltd.)

Dass sie dabei weniger das Wohl der Kinder als ihren eigenen Profit im Blick haben, ist natürlich auch den örtlichen Behörden klar, die sie in Form von zwei Polizistinnen schon im Blick haben, als sie sich des deponierten Babys der jungen So-young (Seung-soo Im) annehmen. Noch dazu nimmt die kurz darauf wider Erwarten ihre mittels beigelegtem Zettel manifestierte Option war, sich doch um das Kind kümmern zu wollen. So wird aus den zwei Außenseitern schnell ein Trio, weil sich So-young genau wie unsere beiden etwas nerdigen aber liebenswürdigen Freunde nicht gerade auf der Sonnenseite des Lebens befindet und sich auf den Deal einlässt, gegen eine Gewinnbeteiligung mit ihnen ein zahlungskräftiges Elternpaar zu finden.

Schon wird aus dem anfänglichen Gesellschaftsdrama mit humoristischen Anflügen ein Road-Movie, denn So-young erweist sich bei der Auswahl der Eltern für ihr leibliches Kind selbstverständlich als sehr viel wählerischer als die beiden Kleinkriminellen, und so geht es nach so manch komischer Situation in ihrem klapprigen Van bald quer durch Südkorea. Natürlich mildert Kore-eda dabei die moralische Verkommenheit seiner Protagonisten durch ihren genauen Blick auf die kommenden Eltern ab und natürlich kontrastiert er diese wieder einmal bewegend mit deren Herzlichkeit, wegen der man ihnen doch so einiges durchgehen lässt. Gerade diese führt dann auch dazu, dass die einzig durch ihr Scheitern im Leben zusammengeführte Reisegesellschaft – komplettiert durch den kleinen Hae-jin (Seund-soo Im), der als blinder Passagier beim Besuch von Dong-soos Waisenhaus zu ihnen stößt – trotz anfänglicher Abneigung mehr und mehr zusammenwächst und zum Ende hin mit der geteilten Fürsorge für das Baby fast familiäre Züge annimmt.

Hirokazu Kore-eda gelingt es in seinem „Broker“ einmal mehr mit seinen wunderbar harmonierenden Darstellern trotz ernsthafter Thematik schnell eine ungemeine Wohlfühlatmosphäre zu erzeugen. Dass seine Figuren in der modernen Gesellschaft nahezu chancenlos sind, wirft dabei interessante Fragen auf, die er gar nicht erst zu beantworten versucht, sondern viel mehr soziale Werte in den Vordergrund rückt, mit denen ein herzliches, familiäres Zusammenleben der Schicksalsgenossen auch jenseits gesellschaftlicher Normen möglich ist. Damit gibt er nicht nur seinen Außenseitern eine Bühne, sondern sorgt obendrein für überaus warmherzige Unterhaltung.

Trailer:

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

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