Home Film “Das Zeiträtsel” – ein gehetztes Bombastmärchen

“Das Zeiträtsel” – ein gehetztes Bombastmärchen

Autor: Tobi

"Das Zeiträtsel" (© Disney 2018)

Das Zeiträtsel

Darsteller: Reese Witherspoon, Oprah Winfrey, Mindy Kaling, Chris Pine
Regie: Ava DuVernay
Dauer: 110 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Website: disney.de/filme/das-zeitraetsel
Facebook: facebook.com/disneydeutschland


Mit “Das Zeiträtsel” bringt Disney einen Film in die Kinos, der dazu gedacht ist, ganze Familien vor die Leinwand zu locken. Basierend auf dem Roman “Die Zeitfalte” von Madeleine L’Engle verfasste Oscar®-Gewinnerin Jennifer Lee (“Die Eiskönigin – Völlig unverfroren”) das Drehbuch, und mit der Oscar®-nominierten Ava DuVernay (“Selma”) wurde auch die Regie in verheißungsvolle Hände gegeben. Das Ergebnis aber enttäuscht.

Eigentlich dreht sich die Handlung um Kinder. Meg Murry (Storm Reid) und ihr hochintelligenter, kleiner Bruder Charles Wallace (Deric McCabe) müssen schon seit vier Jahren damit leben, dass ihr Vater Alex (Chris Pine) verschwunden ist. Dieser ist allerdings nicht mit einer anderen Frau durchgebrannt oder wie der Dad von Lara Croft bei einer Mission in fernen Ländern verschollen, nein, als Wissenschaftler ist er während eines Experiments abhanden gekommen.

Als die Hoffnung auf ein Wiedersehen schon fast erloschen ist, kommt Charles Wallace plötzlich in Gesellschaft von Mrs. Soundso (Reese Witherspoon) ums Eck – die offensichtlich kein normaler Mensch ist. Ehe die Murrys begreifen, was eigentlich los ist, lernen sie auch die riesige Mrs. Welche (Oprah Winfrey) und Mrs. Wer (Mindy Kaling) kennen – und Letztere verkündet, dass Alex in einer anderen Dimension noch lebt und zurück gebracht werden könnte. Zusammen mit Megs Klassenkamerad Calvin (Levi Miller) gehen sie und ihr Bruder das Risiko ein und begeben sich auf Expedition durch Raum und Zeit, um den Vater zu retten.

“Das Zeiträtsel” ist ein extrem amerikanisch gefärbtes Bombast-Märchen, bei dem irgendwie alles übertrieben wirkt und die eigentlich vorprogrammierte Spannung nicht aufkommt, weil es viel zu chaotisch zugeht. Mit verwirrenden Momenten hetzt der Film voran, wirkt mit seinen 110 Minuten dann aber trotzdem noch langatmig, weil er einen emotional nicht zu packen weiß und nichts von der Magie entfaltet, die einem hier mit viel Kitsch aufgezwungen werden soll.

Es geht bunt zu, die Blumen schwirren wie Schmetterlinge, aber statt eines bewundernden “Ah!” entsteht nur ein innerliches “Och nee”. Hinzu kommt, dass die drei überirdischen Weggefährtinnen leicht anstrengend daher kommen. Dass Oprah Winfrey Mrs. Welche spielt, passt gut ins Bild, denn für viele Amerikaner ist sie halt die Größte und Schlauste. Reese Witherspoon soll als neu an Bord befindliche Reisende zwischen den Welten für Lacher sorgen, die Gags zünden aber nicht, so bleibt sie eher blass. Die Kinder spielen hingegen sehr anständig – vor allem Deric McCabe, der zwischen intelligentem Nerd und diabolischem Fiesling einiges aufbietet.

Dass der Film von der FSK eine Altersfreigabe ab 6 Jahren erhalten hat, verwundert, gibt es doch zwischendurch – trotz der insgesamt wenig aufkommenden Spannung – auch Momente, die Sechsjährigen zu aufregend sein dürften. Hier empfehle ich eher, erst Kinder ab 9 Jahren mit ins Kino zu nehmen.

Okay, optisch hat der Film durchaus – bei dem großen Budget kein Wunder – einiges zu bieten, und musikalisch gibt es auch ein Highlight, wenn die schöne Ballade “Flower Of The Universe” von Sade zu hören ist, ihr erster neuer Song seit vielen Jahren – ein Lichtblick inmitten eines überladenen Soundtracks mit viel R&B und modernen Klängen. Ansonsten aber ist “Das Zeiträtsel” leider eine Enttäuschung, auch wenn die Moral der Geschichte natürlich wieder brauchbar ist, die aber so kompliziert herüber gebracht wird, dass man zwischendurch die Lust verliert.

Bewertung: 4 von 10 Punkten

 

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