Home Film “Ein letzter Job” – der größte Bankraub der englischen Geschichte als nette Dramödie

“Ein letzter Job” – der größte Bankraub der englischen Geschichte als nette Dramödie

Autor: Mick

"Ein letzter Job" Filmplakat (© StudioCanal)

Ein letzter Job

Darsteller: Michael Caine, Jim Broadbent, Ray Winstone, Tom Courtenay
Regie: James Marsh
Dauer: 107 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.studiocanal.de/kino/ein_letzter_job
Facebook: facebook.com/ARTHAUS


Bankeinbrüche waren immer wieder Gegenstand von Filmen und üben ob ihres Robin-Hood-Prinzips ehrlicherweise auf die meisten ja auch eine große Faszination aus. Denn zumeist trifft es dabei nicht gerade die Bedürftigen, und der erzielte Umverteilungseffekt ist zwar illegal, ruft jedoch wiederholt durchaus Sympathien hervor. Das funktioniert natürlich auch im Kino ganz hervorragend, so dass die Verfilmungen mittlerweile das eigene Genre des Heist-Movies fest etabliert haben. Wenn es sich dann auch noch, wie in diesem spektakulären Fall, um den angeblich größten Beutezug der englischen Geschichte handelt, der noch dazu von einer Gruppe von Rentnern verübt wurde, als im April 2015 aus dem Hatton Garden Safe Deposit Werte von bis zu 200 Millionen Pfund verschwanden, ruft das selbstverständlich die Filmproduzenten auf den Plan.

Hier hat sich Regisseur James Marsh (“Man on Wire – Der Drahtseilakt”, “Die Entdeckung der Unendlichkeit”) des Projekts angenommen, dessen Wurzeln deutlich auf dem Gebiet der Dokumentation liegen und der sich somit mit realen Stoffen bestens auskennt. Dass das Produktionsteam noch dazu den Top-Kriminalreporter des Guardian, Duncan Campebell, mit ins Boot holte und somit exklusiven Zugriff auf dessen Informationspool inklusive bester Verbindungen in die englische Unterwelt hatte, erweist sich bei der detaillierten Rekonstruktion des außergewöhnlichen Coups zusätzlich als Goldgriff. Das ist aber beileibe nicht der einzige, gelang es doch außerdem, eine überaus renommierte Riege von Schauspielern, angeführt von Michael Caine, für die Verfilmung zu gewinnen, die den betagten Dieben – außer dem erstaunlicherweise bisher nicht gefassten, deutlich jüngeren Basil waren sie zwischen 59 und 77 Jahre alt – erst Charakter verleihen.

Die werden vom 77-jährigen “Gentlemandieb” Brian Reader (Michael Caine) angeführt, der Wind von den im Tresorraum in Hatton Garden lagernden Werten bekommt, aufgrund seiner Vergangenheit über die entsprechende Expertise verfügt und auch gegen ein Zusatzeinkommen als Altersruhekissen nichts einzuwenden hat. Allein allerdings ist noch kein Banktresor geknackt worden, und so reaktiviert er kurzerhand seinen alten Bekanntenkreis, der komplett wie er selbst schon einschlägige Erfahrungen mit Einbrüchen gesammelt hat, für den lukrativen letzten Job. Verstärkt werden sie durch den Jungspund und Elektronikexperten Basil (Charlie Cox) und sie tun gut daran, sich damit zumindest Rudimente von Einblick in moderne Technik zu verschaffen. Denn als Dinosaurier ist vor ihnen zwar kaum ein Raum sicher, allerdings gehen sie das Unternehmen in Sachen moderne Strafverfolgung doch reichlich unbedarft an.

Und daraus speist der ansonsten nicht übermäßig innovative Plot seine Dynamik, sorgen die kauzigen Senioren, denen das Darstellerensemble nachdrücklich Leben einhaucht, mit all ihren Gebrechen und Defiziten ein ums andere Mal für komische Momente. Dabei erzeugt das weitgehend spekulative Drehbuch eigentlich erst nach dem Raub so richtig Spannung, wenn das blauäugige Verhalten der Diebe aus der analogen Zeit schnell in Richtung Dilettantismus abdriftet, und das Gruppengefüge gewaltige Risse bekommt. Unsere so harmlos wirkenden Opas erweisen sich nämlich bald als knallharte Egoisten und bringen so die Ermittler auf ihre Spur.

Marshs eigentlich als verschworener Haufen angetretene Figuren büßen dadurch zwar gewaltig an Sympathie ein, der Regisseur bringt mit der umschlagenden Gruppendynamik aber ein interessantes Element ins Spiel, mit dem der Film trotz aller komödiantischer Anflüge hintenraus eine erfreuliche Dramatik entwickelt. Das macht das gewöhnlich inszenierte Heist-Movie mit seinen so speziellen, plastischen Charakteren dann doch zu einem glaubwürdigen, kurzweiligen Vergnügen.

Trailer:

Bewertung: 7 von 10 Punkten

 

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